Das Sicherheitsrisiko beim Eurovision Song Contest (ESC) in Basel ist hoch. Auch die Terrorgefahr wird derzeit in der Schweiz als hoch eingestuft. Die Basler Sicherheitsbehörden stehen daher am Vorabend des ESC vor großen Herausforderungen. Der ESC ist auch in diesem Jahr politisch stark aufgeladen und wird vom Krieg in Gaza überschattet.
Die Basler Polizei bekräftigt, ein detailliertes Sicherheitskonzept erarbeitet zu haben. Sie wirkt, als wüsste sie, was zu tun wäre im Falle einer Eskalation. Doch sie bestätigte auch ganz klar: Yuval Raphael wird keinen zusätzlichen Schutz von der Polizei erhalten. Man behandle alle ESC-Teilnehmenden gleich, hieß es an der Medienkonferenz am Montag. Ist sich die Schweizer Polizei der Gefahr, die von gewaltverherrlichenden und -bereiten Gruppen ausgeht, auch bewusst?
Es sind keine harmlos Protestierende, sondern radikale Gruppierungen, die aus dem Ausland anreisen werden, um mit ihren Hasstiraden den ESC zu überschatten. Die Nähe Basels zu Frankreich und Deutschland lockt viele militante Demonstranten zum ESC. Dieselben Akteure wie beim letztjährigen Wettbewerb in Malmö oder bei den Olympischen Spielen in Paris rufen auch in Basel zum Boykott der Veranstaltung auf, weil Israel daran teilnimmt.
Auf Social-Media-Kanälen werden Protestaktionen angekündigt, in der Basler Innenstadt ist an verschiedenen Orten das veränderte ESC-Logo, ein Herz in den palästinensischen Farben, anzutreffen – mit dem Schriftzug »ESCalate for Palestine«, überall Sprayereien und Plakate, die Israel Genozid vorwerfen. Ausgerechnet in Basel, wo 1897 auf dem ersten Zionistenkongress der Grundstein für einen jüdischen Staat gelegt wurde. Ausgerechnet da wird nun von gewaltbereiten Gruppierungen verlangt, dass Israel von der Landkarte gestrichen wird.
Dem Aufruf zur Gewalt muss jedoch mit Null-Toleranz begegnet werden. Es darf an diesem Mega-Anlass zu keinerlei Grenzverletzungen oder gar Gewaltausschreitungen kommen. Es geht dabei nicht nur um die Sicherheit Basels, sondern um die der Schweiz und ihrer Bevölkerung. Es braucht wenig, damit der ESC erneut zur Propaganda-Veranstaltung von Israelhassern und Terrorverherrlichern verkommt. Bereits in Malmö wurde er als Plattform für politische Proteste missbraucht. Die Schweizer Sicherheitsbehörden sollten nicht zulassen, dass eine Atmosphäre der Gewalt entstehen kann, in der sich die Bevölkerung – und dazu gehören auch Jüdinnen und Juden – nicht mehr sicher fühlt.
Die Universitätsbesetzungen in den vergangenen Monaten haben auch in der Schweiz gezeigt, was passiert, wenn allzu duldsam mit Gewaltaufrufen umgegangen wird. Die Eskalation ist dann nicht mehr zu bremsen. Solche Situationen schrecken auf und führen zu weiterer Gewalt. Was bringt es da, wenn die Interpretinnen und Interpreten am ESC von Liebe und Frieden singen? Wenn der Kontext, in dem der ESC stattfindet, für politische Zwecke und Stimmungsmache missbraucht wird? Sicherheit darf keine Zitterpartie sein!
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