Meinung

Noch Zweifel?

Die AfD wird künftig beim Verfassungsschutz als gesichert rechtsextremistische Bestrebung geführt. Damit ist eine noch umfassendere Überwachung der Partei durch den deutschen Inlandsgeheimdienst gestattet. Es können nun leichter Vertrauenspersonen, sogenannte V-Leute, eingesetzt oder die Kommunikation überwacht werden. So weit, so gut. Doch wir müssen auch die Frage stellen: Wird dabei noch grundsätzlich Neues zutage gefördert?

Die Hochstufung kann zwar Signalwirkung haben, und vielleicht bei ein paar Menschen noch ein Umdenken anstoßen. Aber eigentlich sollten alle längst verstanden haben, um was für eine Partei es sich bei der AfD handelt. Ihre Teilnahme an demokratischen Verfahren ist nicht automatisch Ausdruck ihrer demokratischen Gesinnung. Ganz im Gegenteil: Die AfD hat in den vergangenen Jahren gezielt diese Verfahren genutzt, um Demokratie zu untergraben. Sie hat die Eröffnung des Thüringer Landtags durch ihren Alterspräsidenten zur Farce gemacht. Sie nutzt das parlamentarische Fragerecht, um die Zivilgesellschaft unter Druck zu setzen. Kleine Organisationen müssen oft ihre begrenzten Ressourcen für die Beantwortung der Anfragen aufbringen und können so ihrem eigentlichen Zweck nicht nachgehen.

Die AfD lässt sich durch ihre politische Einbindung nicht »entzaubern«.

In Reden im Parlament und auf Parteiveranstaltungen, in Interviews mit (rechtsextremen) Medien, durch ihre Zusammenarbeit mit autoritären Regimen in Russland und Syrien und durch ihre Funktion als parlamentarischer Arm der extremen Rechten hat die AfD ebenfalls ihre demokratiefeindliche Haltung offenbart. Doch leider hat all das anscheinend bisher nicht ausgereicht, um die Mär endlich zu beerdigen, dass die AfD sich selbst »entzaubern« würde. Immer noch herrscht der paradoxe Glaube vor, dass mehr Macht einen Bedeutungsverlust herbeiführen würde.

Die Initiative zum AfD-Verbotsverfahren sollte jetzt wiederaufgenommen werden. Hier sind insbesondere aufrechte Konservative gefragt, wie der bis vor kurzem im Bundestag sitzende CDU-Politiker Marco Wanderwitz, auf den die Verbotsinitiative zurückgeht. Ob die Abgeordneten der Unionfraktion nach der Entscheidung des Verfassungsschutzes doch noch ihrem ehemaligen Kollegen folgen werden?

Lesen Sie auch

Groß ist die Hoffnung darauf nicht. Denn die jüngsten Vorstöße aus der Union, AfD-Abgeordnete wieder als Vorsitzende von Bundestagsausschüssen zu wählen, sind in voller Kenntnis der antidemokratischen Haltung dieser Partei gemacht worden. Im Gutachten des Verfassungsschutzes dürfte wenig stehen, was wir nicht längst wissen, und die nun ermöglichte stärkere Überwachung der AfD wird lediglich mehr Belege liefern. Darauf muss die Politik nicht warten – die Zeit zu handeln, ist jetzt. Bevor es zu spät ist.

Der Autor ist Publizist und lebt in Berlin.

Meinung

Ein Friedensplan, der keiner ist?

Die von den Amerikanern vorgelegten Punkte zur Beendigung des Ukraine-Kriegs sind kein fairer Vorschlag, sondern eine Belohnung für den russischen Aggressor

von Alexander Friedman  24.11.2025

Meinung

Der Weg zum Frieden in Nahost führt über Riad

Donald Trump sieht in Saudi-Arabien zunehmend einen privilegierten Partner der USA. Die Israelis müssen gemäß dieser neuen Realität handeln, wenn sie ein Abkommen mit dem mächtigen Ölstaat schließen wollen

von Joshua Schultheis  24.11.2025

Existenzrecht Israels

Objektive Strafbarkeitslücke

Nicht die Gerichte dafür schelten, dass der Gesetzgeber seine Hausaufgaben nicht macht. Ein Kommentar

von Volker Beck  23.11.2025

Kommentar

Wenn Versöhnung zur Heuchelei wird

Jenaer Professoren wollen die Zusammenarbeit ihrer Universität mit israelischen Partnern prüfen lassen. Unter ihnen ist ausgerechnet ein evangelischer Theologe, der zum Thema Versöhnung lehrt

von Tobias Kühn  21.11.2025

Kommentar

Martin Hikel, Neukölln und die Kapitulation der Berliner SPD vor dem antisemitischen Zeitgeist

Der bisherige Bezirksbürgermeister von Berlin-Neukölln ist abgestraft worden - weil er die Grundwerte der sozialdemokratischen Partei vertreten hat

von Renée Röske  21.11.2025

Meinung

Alles muss ans Licht

Eine unabhängige Untersuchungskommission über die Terroranschläge des 7. Oktober ist ein Akt von Pikuach Nefesch

von Sabine Brandes  21.11.2025

Jan Feldmann

Eine Revolution namens Schabbat

Wir alle brauchen einen Schabbat. Selbst dann, wenn wir nicht religiös sind

von Jan Feldmann  19.11.2025

Kommentar

Danke, Berlin!

Die Entscheidung der Behörden, einem Hamas-Fanboy die Staatsbürgerschaft zu entziehen, sendet ein unmissverständliches und notwendiges Signal an alle Israelhasser. Mit Mahnwachen allein können wir die Demokratie nicht verteidigen

von Imanuel Marcus  19.11.2025

Meinung

Die Schönwetterfreunde Israels sind zurück! 

Die Wiederaufnahme der Waffenexporte ist richtig und notwendig. Doch das ändert nichts daran, dass die Bundesregierung das Vertrauen Israels und vieler Juden vorerst verloren hat

von Sarah Cohen-Fantl  18.11.2025 Aktualisiert