Hanan Lischinsky

Nahost-Experten: Die Vielfalt im Blick

Hanan Lischinsky Foto: HFJS

Es ist längst zum Klischee geworden, den Nahen Osten als hoffnungslos kompliziert darzustellen – und diese Einschätzung hat in gewisser Weise ihre Berechtigung. In dieser Region, an der Schnittstelle zwischen Asien, Afrika und Europa, sind zahlreiche Akteure mit teils gegenläufigen Interessen am Werk. Und mittendrin: Israel.

Wer die Region verstehen will, muss sich mit ihr in ihrer ganzen Vielfalt an Sprachen und Kulturen auseinandersetzen. Genau dieses Spektrum will der neu eingeführte Masterstudiengang »Nahoststudien« abdecken, der gemeinsam von der Universität Heidelberg und der Hochschule für Jüdische Studien in Heidelberg angeboten wird. Denn einfache Formeln greifen nicht mehr.

FACETTEN Dies gilt umso mehr, als der jüdische Staat zunehmend in regionale politische Bündnisse eingegliedert wird: Seit einigen Jahren häufen sich etwa Meldungen von Besuchen israelischer Diplomaten in arabischen Ländern.

Um solche Entwicklungen einzuordnen, reicht kein »Entweder oder« – entweder »Israelexperte« oder »Experte des arabischen Nahen Ostens«. Beides muss erfasst werden, sowohl arabische als auch hebräische Medien, darunter soziale Medien.

Spätestens mit dem Beginn des syrischen Flüchtlingsstroms ist klar geworden, dass die nahöstlichen Verflechtungen auch Europa betreffen.

Hinzu kommen mysteriöse Luftangriffe in Syrien, iranische Raketen im Libanon, Petrodollars auf Hamas-Konten in Gaza: Künftige Nahostexperten müssen mit umfassendem Know-how ausgestattet sein, das der Komplexität des Themas in all seinen Facetten gerecht wird.

Denn spätestens mit dem Beginn des syrischen Flüchtlingsstroms ist klar geworden, dass die nahöstlichen Verflechtungen inzwischen auch Europa betreffen. Al-Quds-Tag, BDS-Demonstrationen und muslimische Ressentiments gegen Israel sind längst auch in europäischen Städten angekommen.

SPRACHEN Für all das braucht es dringend versierte, vielseitig ausgebildete Spezialisten – um die Ursprünge solcher Phänomene zu erkennen, einen sensiblen Umgang mit Flüchtlingen zu finden oder Sachlagen in Medien klar darlegen zu können.

Experten also, die in ihrem Studium Israel als natürlichen Bestandteil des Nahen Ostens kennenlernen, neben regionalen Sprachen wie Arabisch und Türkisch auch modernes Hebräisch beherrschen und vergleichende Perspektiven im Blick haben – statt die Ausnahmestellung einzelner Länder herauszustreichen.

Der Autor ist Student an der Universität Heidelberg und an der Hochschule für Jüdische Studien in Heidelberg.

Meinung

Weitermachen oder die jüdische Resilienz

Verfolgung, Exil und Gewalt konnten es nicht brechen: Die Widerstandsfähigkeit des jüdischen Volkes prägt seine Geschichte bis heute

von Nicole Dreyfus  18.12.2025

Meinung

Unsere Antwort ist Leben!

Chanukka ist das beharrliche Bestehen darauf, dass Mord und Terror nicht das letzte Wort haben. Ein Kommentar zum Terroranschlag von Sydney

von Jan Feldmann  18.12.2025

Gastbeitrag

Liebe Kolleginnen und Kollegen, warum schweigt ihr?

Jan Grabowski fragt die deutschen Historiker, warum sie es unwidersprochen stehen lassen, wenn ein Holocaust-Experte für seine Forschungsarbeit diskreditiert wird

von Jan Grabowski  18.12.2025

Essay

Chanukka und wenig Hoffnung

Das hoffnungsvolle Leuchten der Menorah steht vor dem düsteren Hintergrund der Judenverfolgung - auch heute wieder

von Leeor Engländer  18.12.2025

Meinung

Der Missbrauch von Anne Frank und die Liebe zu toten Juden

In einem Potsdamer Museum stellt der Maler Costantino Ciervo das jüdische Mädchen mit einer Kufiya dar. So wird aus einem Schoa-Opfer eine universelle Mahnfigur, die vor allem eines leisten soll: die moralische Anklage Israels

von Daniel Neumann  17.12.2025

Meinung

Warum ich Sydney nicht verlassen werde

Der Terroranschlag von Bondi Beach wurde auch möglich, weil die Mehrheitsgesellschaft den Antisemitismus im Land ignoriert hat. Unsere Autorin sagt trotzdem: Ihre Heimat als Jüdin ist und bleibt Australien

von Amie Liebowitz  17.12.2025

Meinung

Die Empörung über Antisemitismus muss lauter werden

Der Anschlag von Sydney war in einem weltweiten Klima des Juden- und Israelhasses erwartbar. Nun ist es an der Zeit, endlich Haltung zu zeigen

von Claire Schaub-Moore  17.12.2025

Meinung

Der Stolz der australischen Juden ist ungebrochen

Der Terroranschlag von Sydney hat die jüdische Gemeinschaft des Landes erschüttert, aber resigniert oder verbittert ist sie nicht. Es bleibt zu hoffen, dass die Regierung künftig mehr für ihren Schutz tut

von Daniel Botmann  16.12.2025

Meinung

Xavier Naidoos antisemitische Aussagen? Haken dran!

Der Mannheimer Sänger füllt wieder Konzertsäle. Seine Verschwörungserzählungen über Juden und holocaustrelativierenden Thesen scheinen kaum noch jemanden zu stören

von Ralf Fischer  15.12.2025