Nicola Beer

Endlich Konsequenzen ziehen

Vizepräsidentin des Europäischen Parlaments Nicola Beer (FDP) Foto: picture alliance/dpa

Nicola Beer

Endlich Konsequenzen ziehen

Die Europäische Union sollte die Holocaustrelativierung Mahmud Abbas nicht einfach stehen lassen, findet unsere Autorin

von Nicola Beer  25.08.2022 10:56 Uhr

Für die Europäische Union und andere Geberländer führt bislang an der Palästinensischen Autonomiebehörde (PA) kein Weg vorbei. Um den Nahost-Friedensprozess nicht aufzugeben und die palästinensische Bevölkerung zu unterstützen, ist die PA der wesentliche Ansprechpartner. Doch inhaltliche Aussetzer und die Untätigkeit palästinensischer Repräsentanten haben Gräben aufgeworfen.

So werden seit Jahren Fortschritte in wichtigen Bereichen verzögert oder blockiert. Das betrifft insbesondere die fehlende Überarbeitung von Unterrichtsmaterialien und auch die Lehrerausbildung. Weiterhin werden an palästinensischen Schulen gewaltverherrlichende, antisemitische Sachverhalte vermittelt. Auch die Unterhaltszahlungen an Familien verurteilter Terroristen führt die PA weiter.

Der Auftritt von PA-Präsident Mahmud Abbas letzte Woche in Berlin hat erneut gezeigt: Er hat sich als glaubwürdiger Gesprächspartner diskreditiert. Ob Abbas ein geeigneter Partner für den Friedensprozess sein kann, erscheint ebenfalls zweifelhaft. In jedem Fall ist es aber höchste Zeit, dass die Auszahlung von Finanzhilfen durch die EU und ihre Mitgliedsstaaten an konkrete Fortschritte geknüpft wird.

Anreize Damit das gelingt, brauchen wir eine belastbare Einigung auf tatsächlich realisierbare Ziele – und müssen sie dann durchsetzen. Das bedeutet: Werden vereinbarte Ziele verfehlt, müssen Konsequenzen folgen und im jeweiligen Projekt dann Fördermittel nicht oder nicht in vollem Umfang ausgezahlt werden. Das würde Anreize setzen, gleichzeitig aber die Versorgung der palästinensischen Bevölkerung nicht beeinträchtigen.

Es kommt jetzt darauf an, jene zivilen Kräfte zu stärken, die verlässliche Partner für den Friedensprozess sind. Die palästinensische Zivilgesellschaft braucht unsere Unterstützung. Denn eines ist auch klar: Wir dürfen das Feld nicht radikalen Kräften überlassen.

Die Autorin ist FDP-Politikerin und Vizepräsidentin des Europäischen Parlaments.

Kommentar

Müssen immer erst Juden sterben?

Der Anschlag von Sydney sollte auch für Deutschland ein Weckruf sein. Wer weiter zulässt, dass auf Straßen und Plätzen zur globalen Intifada aufgerufen wird, sollte sich nicht wundern, wenn der Terror auch zu uns kommt

von Michael Thaidigsmann  14.12.2025

Meinung

Blut statt Licht

Das Abwarten, Abwiegeln, das Aber, mit dem die westlichen Gesellschaften auf den rasenden Antisemitismus reagieren, machen das nächste Massaker nur zu einer Frage der Zeit. Nun war es also wieder so weit

von Sophie Albers Ben Chamo  14.12.2025 Aktualisiert

Meinung

Die Schweiz als Ausweichort: Ein Lehrstück über den Umgang mit kontroversen Positionen

Linke Intellektuelle verbreiteten auf einer Tagung anti-israelische Verschwörungstheorien. Die Veranstaltung zeigt, warum wir den offenen, präzisen Diskurs gegen jene verteidigen müssen, die Wissenschaftlichkeit als Tarnkappe missbrauchen

von Zsolt Balkanyi-Guery  12.12.2025

Meinung

Nemo unverbesserlich

Nemo gibt mit Rückgabe der ESC-Siegertrophäe auch Haltung ab. Statt Rückgrat zu zeigen, schwimmt das Schweizer Gesangswunder von 2024 im postkolonialen Strom mit

von Nicole Dreyfus  12.12.2025

Andrea Kiewel

Ein Weltwunder namens Regen

Jedes Jahr im Dezember versetzt der Regen die Menschen in Israel in Panik - dabei ist er so vorhersehbar wie Chanukka

von Andrea Kiewel  11.12.2025 Aktualisiert

Meinung

Eurovision: Mobbing statt Musik

Eigentlich versteht jeder, dass Musiker nicht mit ihren Regierungen identisch sind. Wenn es um den jüdischen Staat geht, scheint diese Logik jedoch nicht zu gelten

von Sabine Brandes  07.12.2025

Zwischenruf

Die außerirdische Logik der Eurovision

Was würden wohl Aliens über die absurden Vorgänge rund um die Teilnahme des jüdischen Staates an dem Musikwettbewerb denken?

von Imanuel Marcus  07.12.2025

Meinung

Zurück ins Mittelalter?

Die israelische Regierung will die Todesstrafe wieder einführen. Das ist geschichtsvergessen und verblendet

von Sophie Albers Ben Chamo  04.12.2025

Meinung

Wagenknechts Schiffbruch

Nur etwa zwei Jahre nach seiner Gründung steht das BSW vorm endgültigen Scheitern – eine gute Nachricht! Dennoch bleibt ein übler Nachgeschmack

von Ralf Balke  04.12.2025