Eugen El

Kulturkampf gegen Deutschland?

Eugen El Foto: Robert Schittko

Jetzt sind die Hüllen gefallen. Mit dem kürzlich veröffentlichten Aufruf »Strike Germany« liegt das Manifest eines in Teilen von Kopf bis Fuß auf Palästina eingestellten Kunst- und Kulturbetriebs vor. »Es ist ein Aufruf, die McCarthyistischen Maßnahmen deutscher Kultureinrichtungen zurückzuweisen, die die freie Meinungsäußerung einschränken, insbesondere den Ausdruck von Solidarität mit Palästina«, heißt es in dem Schreiben.

Der Aufruf richtet sich »in erster Linie an internationale Kulturarbeiter*innen, die zu Ausstellungen, Festivals und Panels in deutsche Kultureinrichtungen eingeladen werden« und trägt bisher rund 650 Unterschriften vor allem von internationalen Künstlern und Vertretern des Kulturbetriebs.

Der in den Farben der palästinensischen Flagge gestaltete Aufruf bringt die »Greatest Hits« der Kulturkriege um Antisemitismus, BDS und Israelhass zusammen.

Der in den Farben der palästinensischen Flagge gestaltete Aufruf bringt die »Greatest Hits« der jüngsten Kulturkriege um Antisemitismus, BDS und Israelhass zusammen: Kritik an Israel werde in Deutschland mundtot gemacht, ebenso »die* jüdisch-amerikanische Publizist*in Masha Gessen«. Die Rede ist von »Entlassungen, Absagen« und »offener Zensur«. Auch die Anti-BDS-Resolution des Bundestages findet Erwähnung, die dafür sorge, »dass es in Deutschland keinen Raum für Solidarität mit Palästina gibt«.

Keinerlei Erwähnung findet in dem 8000 Zeichen langen Aufruf bezeichnenderweise die Hamas. Die Tastaturen der Offene-Briefe-und-Aufrufe-Schreiber scheinen da einen eigentümlichen Defekt zu haben. Das Wort »Massaker« wird unterdessen lediglich in Bezug auf Israels Verteidigungskrieg gegen die islamistische Terrororganisation verwendet, der in der Sprache der unterzeichnenden »Kulturarbeiter*innen« als »genozidale Militäraktion im Gazastreifen« bezeichnet wird.

Das Wort »Massaker« wird lediglich in Bezug auf Israels Verteidigungskrieg gegen die islamistische Terrororganisation Hamas verwendet.

Spätestens nach diesem Aufruf sollte ein Wörterbuch für Palästina-Pamphlete verlegt werden. Damit ließe sich ein Satz wie »Strike Germany ist ein Streik gegen anti-palästinensischen Rassismus und Zensur« in etwa so übersetzen: »Strike Germany« ist das Dokument einer radikalisierten Anti-Israel-Obsession und der traurige Kulminationspunkt einer ideologischen Verblendung.

Noch trägt der Streikaufruf vergleichsweise wenige Unterschriften, noch sind die darauf enthaltenen Namen zu unbekannt oder zu notorisch (Lawrence Abu Hamdan, Annie Ernaux). Während der documenta fifteen hieß der Schlachtruf der künstlerischen Palästinafraktion noch »We need to talk«. Keine zwei Jahre, eine brutale Terrorattacke und mehrere infame Schriftstücke später muss man feststellen: Es gibt nichts mehr zu besprechen.

Meinung

Einseitig, fehlerhaft, selbstgerecht

Die »International Association of Genocide Scholars« bezichtigt Israel des Völkermords. Die Hamas spricht sie von jeder Verantwortung für die Lage in Gaza frei. Eine Erwiderung

von Menachem Z. Rosensaft  05.09.2025

Meinung

Vuelta-Radrennen: Israelhasser ohne Sportsgeist

Bei der spanischen Radtour ist der israelische Rennstall Ziel von Störaktionen. Nun forderte der Rennleiter das Team auf, nicht mehr anzutreten. Wenigen Fanatiker gelingt es, Israel vom Sport auszuschließen - wie so oft in der Geschichte

von Martin Krauss  04.09.2025

Kommentar

Gaza: Das falsche Spiel der Vereinten Nationen

Die UN ist kein neutraler Akteur im Gazakrieg. Ihre Vertreter scheuen sich nicht, irreführende Zahlen in Umlauf zu bringen und die Hamas als legitime politische Kraft zu präsentieren

von Jacques Abramowicz  03.09.2025

Meinung

Marlene Engelhorn, die Gaza-Flottille und deutsche Schuldabwehr

Die Familie der BASF-Erbin hat an der Ermordung von Juden mitverdient. Nun diffamiert sie den jüdischen Staat, um sich selbst im Gespräch zu halten

von Antonia Sternberger  03.09.2025

Meinung

Schlechte Zeiten für Frankfurts Juden

Durch die Radikalisierung der israelfeindlichen Szene ist die jüdische Gemeinschaft der Mainmetropole zunehmend verunsichert. In der Stadtgesellschaft interessiert das jedoch nur wenige

von Eugen El  01.09.2025

Essay

Das Gerücht über Israel

Die Geschichte des Antisemitismus ist eine Geschichte der Lüge. Was früher dem Juden als Individuum unterstellt wurde, wird nun Israel als Nation vorgeworfen

von Daniel Neumann  03.09.2025 Aktualisiert

Einspruch

Wenn Urlaub zum Risiko wird

Sabine Brandes ist schockiert, dass Israelis im Ausland ständig Angst vor Beleidigungen und Angriffen haben müssen

von Sabine Brandes  31.08.2025

Meinung

Muss erst ein australischer Jude sterben?

Wie nun bekannt wurde, steckt der Iran hinter zwei Anschlägen auf jüdische Einrichtungen in Australien. Doch auch ohne Hilfe aus dem Ausland wächst der Antisemitismus im Land ins Unermessliche

von Amie Liebowitz  27.08.2025

Meinung

Warum Leon de Winter in Osnabrück lesen soll

Die Positionen des Schriftstellers zur AfD sind streitwürdig. Canceln hingegen ist langweilig und kontraproduktiv, findet unsere Redakteurin

von Ayala Goldmann  27.08.2025