Am Mittwochabend wurden in Washington ein junges Paar ermordet, das sich in Kürze verloben wollte. Sarah Milrim (26) und Yaron Lischinsky (30) waren Mitarbeiter der israelischen Botschaft.
Die Tat wurde natürlich zunächst einmal im Zusammenhang mit dem Krieg in Gaza gesehen, vor allem, weil der Täter, ein 30-Jähriger aus Chicago, vor seiner Festnahme noch »Free Palestine« und »Ich habe das für Gaza gemacht« gerufen hatte. Die Schlagzeilen der Medien waren entsprechend.
Kaum Erwähnung fand hingegen, dass es sich bei Veranstaltung, die Sarah Milrim und Yaron Lischinsky besucht hatte, keineswegs um eine israelische Veranstaltung handelte. Die »Young Diplomats Reception 2025« des American Jewish Committee (AJC) fand im Jüdischen Museum von Washington statt. Als Gäste waren bei weitem nicht nur Israelis geladen. Sicher sein konnte sich der Attentäter nur, dass er dort auf zahlreiche Juden treffen würde.
Vielleicht war es ja reiner Zufall, dass Elias Rodriguez zwei Mitarbeiter der israelischen Botschaft niedersteckte. Jedenfalls darf man annehmen, dass sein Hass jedem der Gäste galt, die an diesem Abend anwesend waren. Und die Opfer? Sarah Milrim war Amerikanerin und Yaron Lischinsky hat nicht nur den israelischen, sondern auch einen deutschen Pass. Er wuchs im Landkreis Fürth auf, ging erst im Alter von 16 Jahren nach Israel. Und er war Christ.
Mediale Einordnungen des Hasses
Doch viele deutsche Medien stellten die Tat in einen Kontext: den des Kriegs in Gaza. In der ARD-Sendung »Monitor« sagte Moderator Georg Restle: »Heute hat der israelische Außenminister die Kritik europäischer Staaten mitverantwortlich gemacht für den Mord an zwei Mitarbeitern der israelischen Botschaft in Washington. Eine erstaunliche Deutung. Als hätte die wachsende Wut auf Israels Regierung nichts mit diesem Krieg selbst zu tun, den Israels Armee mit ungebremster Brutalität weiterführt.«
Und die Deutsche Presse-Agentur fügte ihren Artikeln über die Bluttat von Washington einen Schlussabsatz an, in dem sie auf den »Hintergrund« der Tat verwies. Wörtlich hieß es dort: »In dem Krieg wurden nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde bislang mehr als 53.300 Palästinenser im Gazastreifen getötet. Die Zahl unterscheidet nicht zwischen Kämpfern und Zivilisten und lässt sich unabhängig kaum überprüfen. Israel steht wegen des militärischen Vorgehens und der furchtbaren humanitären Lage in dem weitgehend verwüsteten Küstenstreifen international stark in der Kritik.«
Wer das hört bzw. liest, bekommt gleich so seine Gedanken. Schwingt da nicht mit, dass Israel mit schuld ist, wenn Menschen solche Taten begehen? Hatte der Attentäter, der laut Polizei selbst nach der Tat den Satz ausrief »Ich habe das für Gaza gemacht«, nicht womöglich ein lauteres Motiv?
Was es auch ist: Mit Antisemitismus, mit dem grassierenden Hass auf Juden, bringt man nach dieser Lesart die Tat nicht in Verbindung. Subtil wird mit solchen Einordnungen suggeriert, dass Israel indirekt auch irgendwie selbst schuld ist, wenn Terroristen gegen seine Diplomaten zuschlagen.
Denn lässt Israel nicht 14.000 Kinder binnen 48 Stunden verhungern? Auch diese Behauptung des UN-Offiziellen Tom Fletcher fand in der Weltpresse ein riesiges Echo. Obwohl renommierte Medien sie heimlich, still und leise wieder einkassierten, war sie nun mal in der Welt.
Eine folgenreiche Falschbehauptung
Aus dem Satz »Bis zu 71.000 Kinder unter fünf Jahren könnten bis März 2026 von Unterernährung betroffen sein könnten« wurde plötzlich die Headline »14.000 Kinder in Gaza könnten in den nächsten 48 Stunden verhungern« gemacht. Fletcher, der die Lüge in einem BBC-Interview verbreitete, wusste wahrscheinlich, was er tat. Die (gewünschte) Empörung über Israel war in vielen Ländern groß.
Die Berichtigung der BBC und der UNOCHA mit der Aussage »Zwischen April 2025 und März 2026 wird mit 14.100 schweren Fällen akuter Unterernährung bei Kindern im Alter von sechs bis 59 Monaten gerechnet« wurde zumeist ignoriert. Zu sehr passte die 48-Stunden-Aussage ins gewünschte Narrativ. Noch jetzt, 96 Stunden nach Fletchers Aussage, behaupten viele, binnen 48 Stunden würden in Gaza 14.000 Babys verhungern.
Im Fall des Terroranschlags von Washington könnte man auch auf eine andere Ursache verweisen: nämlich die, dass die antisemitischen Straftaten in den USA und weltweit explodiert sind. Der Hass auf Israel, er bricht sich Bahn, überall. Es ist nicht nur Hass auf israelische Soldaten und Diplomaten, sondern auch Hass auf Juden und Hass auf alle, die Israel in Schutz nehmen und zumindest nicht vorverurteilen wollen.
Georg Restle & Co. mögen die Ursache dieses Hasses in Israels Vorgehen in Gaza sehen. Doch der Hass auf Juden, auf den jüdischen Staat, er ist schon viel älter.