Meinung

Internationales Unrecht

Nathan Gelbart Foto: pr

Karim Khan, der Chefankläger des Internationalen Strafgerichtshofes (IStGH), beantragte gestern Haftbefehle gegen Premierminister Netanjahu und Verteidigungsminister Gallant wegen vermeintlicher Kriegsverbrechen im Zusammenhang mit dem Vorgehen der israelischen Armee im Gazastreifen.

Khan, ehemals als Anwalt für den liberianischen Diktator Charles Taylor und den Sohn des libyschen Diktators Muammar Gaddafi tätig, wirft den beiden israelischen Politikern Vernichtung und Aushungern der Zivilbevölkerung als Kriegsmittel durch Verhinderung humanitärer Hilfe sowie gezielter Bombardierung ziviler Ziele vor.

Beraten wurde Khan durch ein Komitee, in welchem neben Amal Clooney, der libanesischen Ehefrau von George Clooney, auch der ehemalige israelische Diplomat Theodor Meron sitzt, und das das Vorgehen Khans einstimmig befürwortete. Khan beantragte ebenfalls Haftbefehle gegen die Hamas-Anführer Sinwar, Deif und Haniyeh.

Über den Erlass der Haftbefehle entscheiden drei Richter aus Rumänien, Benin und Mexiko. In der Geschichte des IStGH wurden von insgesamt 31 Anträgen lediglich zwei abschlägig beschieden. Netanjahu und Gallant sind die ersten wegen vermeintlicher Kriegsverbrechen angeschuldigten Repräsentanten eines demokratischen Staates.

Rechtlich und moralisch verwerflich

Das Vorgehen des IStGH ist in jeder Hinsicht skandalös. Dem Gericht fehlt es bereits an der erforderlichen Zuständigkeit, nachdem Israel das entsprechende »Rom-Statut« nicht ratifiziert hat und ein eigenes, effektives und rechtsstaatliches Strafverfolgungssystem unterhält.

Der Staat »Palästina«, ein völkerrechtliches Fantasiegebilde, wird aber aufgrund des Beobachterstatus der Palästinensischen Autonomiebehörde bei den UN dennoch als Mitgliedsstaat beim IStGH betrachtet. Die USA und das Vereinigte Königreich haben das Vorgehen des IStGH umgehend beanstandet. Kritik kam auch aus Deutschland, Italien und Tschechien.

Lesen Sie auch

Wie tief kann ein zur Wahrung von Menschenrechten verpflichteter Spruchkörper noch sinken, wenn demokratisch legitimierte Repräsentanten auf einer Ebene mit Anführern einer barbarisch und bestialisch mordenden, judenhassenden Mörderbande angeschuldigt werden? Was kann noch abwegiger sein, als einem von Terroristen angegriffenen und von seinem völkerrechtlich verbrieften Selbstverteidigungsrecht nach Art. 51 der UN-Charta Gebrauch machenden Staat Völkermord und vorsätzliches Aushungern von Zivilisten vorzuwerfen?

Keine Armee nimmt auf Kosten eigener Soldaten dermaßen Rücksicht auf Zivilisten in einem dicht besiedelten Kriegsgebiet wie die Israels. Humanitäre Hilfstransporte lässt Israel über zwei Grenzübergange ungehindert passieren.

Diplomatische Ghettoisierung

Die Intension ist evident. Während die Nazis während der Shoah Juden physisch in Ghettos pferchten, aushungerten und ermordeten, so gilt derselbe Hass heute dem jüdischen Staat und macht auch vor angesehenen internationalen Gremien nicht halt.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Der IStGH reiht sich nunmehr in andere internationale, traditionell judenfeindliche Gremien ein und steht der UN-Generalversammlung, dem sogenannten UN-Menschenrechtsrat, der UNESCO und der UNRWA in Sachen Judenhass in nichts mehr nach.

Israel soll heute in ein diplomatisches und formaljuristisches Ghetto gezwängt werden, um es zu Konzessionen zu zwingen, welche zwingend zu einer existentiellen Bedrohung jüdischer Staatlichkeit führen.

Appell an Verbündete

Israel kann dieser Bedrohungslage nicht allein militärisch Herr werden. Die Israel bevorstehende diplomatische Krise, verbunden mit massiven Einschränkungen bei der Reisefreiheit seiner Politiker und der Wahrnehmung der repräsentativen Interessen des Staates, kann nur diplomatisch bewältigt werden.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Israels Verbündete und die sich als solche gerierende sind nun gefragt. Die USA, ein Hauptfinanzier des IStGH, haben bereits mit finanziellen Konsequenzen aber auch Sanktionen gegen die verantwortlichen Richter und den Chefankläger gedroht, sollten die beantragten Haftbefehle erlassen werden.

Auch Deutschland steht hier in der Pflicht, sollte die – auch diplomatische – Existenz des Staates Israel tatsächlich noch Staatsraison sein. Es kann ein Zeichen setzen, seine Mitgliedschaft beim IStGH aussetzen und die Umsetzung etwaiger Haftbefehle gegen israelische Politiker verweigern.

Meinung

Die Tränen des Kanzlers

Bei seiner Rede in München gab Friedrich Merz ein hochemotionales Bekenntnis zur Sicherheit jüdischen Lebens ab. Doch zum »Nie wieder dürfen Juden Opfer werden!« gehört auch, den jüdischen Staat nicht im Stich zu lassen

von Philipp Peyman Engel  17.09.2025

Meinung

Für das Leben entscheiden

Die Fortführung der Kampfhandlungen in Gaza gefährdet das Leben der Geiseln und den moralischen Fortbestand Israels. Es ist Zeit, diesen Krieg zu beenden

von Sabine Brandes  16.09.2025

Kommentar

Das Geraune von der jüdischen Lobby

Der Zürcher »Tages-Anzeiger« befasst sich kritisch mit dem Schweizerischen Israelitischen Gemeindebund, der die Absage einer Veranstaltung mit Francesca Albanese an der Uni Bern gefordert hatte. Dabei war diese Intervention richtig

von Michael Thaidigsmann  15.09.2025

Meinung

Lasst uns nicht allein!

Nach dem Canceln von Lahav Shani durch das Flandern-Festival in Gent befürchtet Maria Ossowski, dass Juden Europa jetzt verlassen wollen

von Maria Ossowski  11.09.2025

Meinung

Gent: Boykottiert die Boykotteure!

Dass die Münchner Philharmoniker in Gent nicht auftreten dürfen, weil sie mit Lahav Shani einen israelischen Dirigenten haben, ist eine Schande - und erfordert eine deutliche Antwort deutscher Kulturschaffender

von Michael Thaidigsmann  10.09.2025

Meinung

Wenn Wutausbrüche Diplomatie ersetzen

So verständlich der Frust ist, tut sich Israels Regierung mit ihrer aggressiven Kritik an westlichen Regierungen und ihren Einreiseverboten für europäische Politiker keinen Gefallen

von Michael Thaidigsmann  08.09.2025

Meinung

Bitte mehr Sorgfalt, liebe Kollegen!

Weltweit haben Medien die Geschichte verbreitet: In Gaza sei ein hilfesuchendes Kind von Israelis erschossen worden. Es stimmt nur nicht, wie sich nun herausstellt. Von professionellen Journalisten darf man eigentlich mehr erwarten

von Susanne Stephan  08.09.2025

Essay

Das Gerücht über Israel

Die Geschichte des Antisemitismus ist eine Geschichte der Lüge. Was früher dem Juden als Individuum unterstellt wurde, wird nun Israel als Nation vorgeworfen

von Daniel Neumann  06.09.2025 Aktualisiert

Meinung

Einseitig, fehlerhaft, selbstgerecht

Die »International Association of Genocide Scholars« bezichtigt Israel des Völkermords. Die Hamas spricht sie von jeder Verantwortung für die Lage in Gaza frei. Eine Erwiderung

von Menachem Z. Rosensaft  05.09.2025