Shelly Meyer

Ich bin kein Schwein

Shelly Meyer

Shelly Meyer

Ich bin kein Schwein

Die Berufung der beiden Künstler des indonesischen Kollektivs ruangrupa durch die Hamburger Hochschule für bildende Künste ist unverantwortlich, skandalös und beschämend

von Shelly Meyer  28.10.2022 12:03 Uhr

Mit der Aktion »Ich bin kein Schwein!« haben Hamburger Juden vergangene Woche vor der Hochschule für bildende Künste in ihrer Stadt gegen die Gastprofessur zweier Künstler des indonesischen Kollektivs ruangrupa demonstriert. Die Kuratoren sind dafür verantwortlich, dass auf der documenta15 zahlreiche antisemitische Werke gezeigt wurden.

Um es klar zu sagen: Die Berufung der beiden Künstler ist unverantwortlich, skandalös und beschämend. Die Arbeiten, die ruangrupa für die Weltkunstausstellung in Kassel mit ausgesucht hatte, enthalten judenfeindliche Stereotype, die bis ins Mittelalter zurückreichen, und bedienen sich bewusst des Stilmittels der Gleichsetzung von Juden und Schweinen, um eine Entmenschlichung salonfähig zu machen.

rahmen Hochschulen sollten allen Studierenden einen sicheren Rahmen bieten. An dieser Stelle frage ich mich als Jüdin, Studentin und Enkelin von Schoa-Überlebenden, warum wir Juden nicht einmal im Bildungsbereich sicher vor Antisemitismus sind.

Als Studentin und Enkelin von Schoa-Überlebenden frage ich mich, warum wir Juden nicht einmal im Bildungsbereich sicher vor Antisemitismus sind.

So oft hören wir die Versprechen der Politik: »Nie wieder« und »Antisemitismus hat keinen Platz in unserer Gesellschaft« – doch wie ernst sind diese wirklich gemeint? Solange unter dem Deckmantel der Kunst- und Forschungsfreiheit die Verbreitung antisemitischer Narrative im akademischen Milieu möglich ist, wird ein Nährboden für Judenhass geschaffen.

»Ich bin kein Schwein!« ist also mehr als nur die politische Forderung, die Gastprofessur zurückzuziehen. Die ichbezogene Aussage ist der Versuch, den in der Kunst dargestellten Schweinen ein Gesicht, einen Namen und eine Persönlichkeit zuzuschreiben, um der vorsätzlichen Entmenschlichung entgegenzuwirken und darauf aufmerksam zu machen, dass die antisemitische Erziehung essenziell für vergangene Judenverfolgungen war. Lehre hat eine ganz besondere Verantwortung – und darf in keinem Fall volksverhetzend sein.

Die Autorin ist Studentin in Hamburg und Vorstandsmitglied des Verbands Jüdischer Studierender Nord.

Kommentar

In Zohran Mamdanis New York werden Juden geduldet, nicht akzeptiert

»Liberale Zionisten« müssen in der Regierung des neuen Bürgermeisters keinen »Lackmustest« fürchten. Was beruhigend klingen soll, zeigt, wie stark der Antisemitismus geworden ist - nicht zuletzt dank Mamdani

von Gunda Trepp  11.11.2025 Aktualisiert

Meinung

Wahlen in Ostdeutschland: Es gibt keine Zeit zu verlieren

In Mecklenburg-Vorpommer und Sachsen-Anhalt wird im September gewählt. Es steht viel auf dem Spiel: Eine AfD-Regierung könnte großen Schaden anrichten. Leidtragende wären nicht zuletzt die jüdischen Gemeinden

von Joshua Schultheis  10.11.2025

Meinung

Wieder ein Blankoscheck für Palästina?

Europa will Gazas Wiederaufbau finanziell fördern. Glaubt man in Brüssel wirklich, Millionen an Hilfsgeldern würden etwas zum Besseren verändern, fragt unser Autor

von Jacques Abramowicz  10.11.2025 Aktualisiert

Kommentar

Wo Israel antritt, rollt der Ball ins moralische Abseits

Israelische Spieler und Fußballfans werden schon lange dafür diskriminiert, dass sie von anderen gehasst werden.

von Louis Lewitan  06.11.2025

Meinung

Wenn deutsche Linke jüdische Selbstbestimmung ablehnen

In einer Resolution delegitimiert die Linksjugend Israel als koloniales, rassistisches Projekt. Dabei ist der Staat der Juden nicht zuletzt eine Konsequenz aus den Verbrechen der Deutschen im Nationalsozialismus

von Frederik Schindler  06.11.2025

Meinung

Ich kann euch nicht hören

Während im Sudan die schwerste humanitäre Krise der Welt tobt, schweigen die selbst ernannten Menschenrechts-Demonstranten in Europa und auf der Welt

von Sophie Albers Ben Chamo  02.11.2025

Kommentar

Politisches Versagen: Der Israelhasser Benjamin Idriz soll den Thomas-Dehler-Preis erhalten

Wer, wie der Imam, den 7. Oktober für seine Diffamierung des jüdischen Staates und der jüdischen Gemeinschaft instrumentalisiert, ist eines Preises unwürdig

von Saba Farzan  28.10.2025

Meinung

Antisemitismus der Anständigen

Judenhass in der Schweiz ist brandgefährlich, weil er so höflich und diskret daherkommt

von Zsolt Balkanyi-Guery  27.10.2025

Meinung

Die SP im moralischen Blindflug

Mit zwei widersprüchlichen Resolutionen beweist die Sozialdemokratische Partei der Schweiz einmal mehr ihre ethische Orientierungslosigkeit

von Nicole Dreyfus  27.10.2025