Anina Valle Thiele

Heuchelei der Tierschützer

Das Wohl der Tiere steht bei den Verhandlungen über das rituelle Schlachten nur scheinbar im Vordergrund

von Anina Valle Thiele  16.07.2020 09:06 Uhr

Anina Valle Thiele Foto: privat

Das Wohl der Tiere steht bei den Verhandlungen über das rituelle Schlachten nur scheinbar im Vordergrund

von Anina Valle Thiele  16.07.2020 09:06 Uhr

Wenn in diesen Wochen vor dem Europäischen Gerichtshof über das Für und Wider ritueller Schlachtung debattiert und tatsächlich ein Totalverbot erwogen wird, tritt dabei das Hauptanliegen des Gerichtsverfahrens, die Religionsfreiheit, reflexartig in den Hintergrund.

Die wird nämlich durch die Möglichkeit der Einfuhr von koscherem Fleisch gerade in Zeiten der Corona-Pandemie – selbst innerhalb Europas – nicht gewährleistet sein.

Zeitgeist Ein Totalverbot ritueller Schlachtungen würde damit nur den Zeitgeist in Europa widerspiegeln: Tierschutz vor Religionsfreiheit! Ein pseudosachliches Argument, mit dem bereits seit Jahrhunderten das Schächten verboten wurde.

Angeblich geht es um das Tierwohl. Ein ethischer Wert an sich. Bei Schächtungen handele es sich um grausamste Tierquälerei, sind sich Tierschützer und eine breite Masse aufgeklärter Repräsentanten aus verschiedenen EU-Mitgliedstaaten sicher.

In Bezug auf den halachisch korrekt vorgenommenen Halsschnitt ohne vorherige Betäubung und die Ausblutung werden Juden wieder einmal archaische, rückständig-grausame Methoden unterstellt. Das christliche Abendland wähnt sich ja von jeher den Juden ethisch voraus und moralisch überlegen.

Stellenwert Vollständig ignoriert wird dabei, dass der Tierschutz in der jüdischen Ethik einen hohen Stellenwert einnimmt. Mit der Schechita wird von jeher ein das Leid des Tieres möglichst gering haltendes Tötungsverfahren angestrebt. Ein Schochet muss eine langjährige Ausbildung absolvieren, in der es sowohl um technische als auch um ethische Standards geht.

Tierschützern sollte grundsätzlich der Besuch eines beliebigen konventionellen Schlachtbetriebs in Deutschland empfohlen werden. Die dort herrschenden Zustände bei Anlieferung der Tiere und im Verlauf des Schlachtvorgangs dürften die meisten Menschen mit einem ethischen Kompass zu Vegetariern machen.

Die Heuchelei im Diskurs der Tierschützer in Bezug auf Schächtungen springt einem hier ins Gesicht.

Indien Eine vegetarische Lebensweise ist im Übrigen keine westeuropäische Errungenschaft. In Indien oder eben auch in Israel ist die vegane und vegetarische Bewegung sehr stark. Massenhafte Haltung und Schlachtung von Tieren, wie sie etwa in Deutschland gang und gäbe ist, wird von einer breiten Bevölkerungsschicht abgelehnt – dort geht das sogar ganz ohne religiöse Sündenböcke.

Die Autorin ist Journalistin und lebt in Luxemburg.

Thüringen

Die Betroffenen nicht im Stich lassen

Es braucht den langfristigen Ausbau der fachspezifischen Gewaltopferberatungsstellen

von Franz Zobel  17.04.2024

Frederik Schindler

Zeit für eine neue deutsche Iran-Politik

Deutschland sollte das Mullah-Regime nicht länger hofieren, sondern unter Druck setzen

von Frederik Schindler  17.04.2024

Sigmount A. Königsberg

Ein Dankeschön an die Polizei

Die Verantwortlichen bei der Berliner Polizei und der Senatsverwaltung für Inneres haben im Kampf gegen Antisemitismus viel dazugelernt

von Sigmount A. Königsberg  16.04.2024

Angriff des Iran

Ich war mal ein Fan von Ihnen, Frau Baerbock …

Ein Versuch, der Außenministerin die Augen zu öffnen

von Sarah Cohen-Fantl  16.04.2024

Sebastian Leber

Der »Palästina-Kongress« war ein Blick in den Abgrund der Solidarität

Dass die Israelhasser als vehementeste Fürsprecher für die palästinensische Sache wahrgenommen werden, ist ein Armutszeugnis

von Sebastian Leber  16.04.2024

Angriff des Iran

Israels Existenz steht auf dem Spiel

Israels Verbündete sollten den Vernichtungsfantasien der Mullahs endlich Glauben schenken, statt vor Eskalationsspiralen zu warnen

von Rafael Seligmann  15.04.2024

Judenhass

Der Kampf gegen Judenhass ist ein Kampf für unsere Demokratien

Ein Kommentar von Aurore Bergé, Eric Pickles und Felix Klein

von Aurore Bergé, Felix Klein, Lord Eric Pickles  15.04.2024

Remko Leemhuis

Die deutsche Iran-Politik steht vor einem Scherbenhaufen

Die Bundesregierung muss jetzt das IZH in Hamburg schließen und die Revolutionsgarden endlich auf die EU-Terrorliste setzen

von Remko Leemhuis  14.04.2024

Sigmount A. Königsberg

Verbietet den »Palästina-Kongress«

Es ist skandalös, dass ausgerechnet in Berlin ein »Kongress« stattfinden soll, der die Vernichtung Israels propagiert

von Sigmount A. Königsberg  12.04.2024