Glosse

Grönland zu Amerika, wer hat’s erfunden?

Der Vorschlag sorgt für eisige Beziehungen zwischen Washington und Kopenhagen Foto: IMAGO/Ritzau Scanpix

Der Vorschlag, Grönland den Vereinigten Staaten von Amerika einzuverleiben, wirkt wie ein Projekt aus einer längst vergangenen Zeit. Mit anderen Worten: ein typisches Trump-Projekt.

Tatsächlich ist es nicht neu. Schon im 19. Jahrhundert wurde es in Washington diskutiert und vorangetrieben.

Auch unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg machte der Demokrat Harry Truman Dänemark ein Angebot: Für 100 Millionen Dollar wollte der damalige US-Präsident die 2,2 Millionen Quadratkilometer große, äußerst spärlich besiedelte und fast vollständig von Eis bedeckte Insel dem Königreich abkaufen. Doch es wurde nichts daraus.

Jetzt hat Donald Trump einen neuen Anlauf gestartet. Der wiedergewählte US-Präsident versucht es nun nicht nur mit Zuckerbrot, sondern gleich mit der Peitsche. Er schließt sogar Strafzölle und militärische Mittel nicht aus, um Kopenhagen zum Einlenken zu bewegen.

Der Kauf Grönlands scheint für Trump zu einer fixen Idee geworden zu sein. Zu einer seiner vielen fixen Ideen. Doch auf dem eigenen Mist gewachsen ist sie wohl nicht. Ronald S. Lauder, sein Kommilitone an der Wharton Business School in den 60er Jahren, Parteifreund, Großspender und seit 2007 Präsident des Jüdischen Weltkongresses, soll sie ihm in den Kopf gesetzt haben. Das berichteten bereits vor einigen Jahren Peter Baker und Susan Glasser in ihrem Buch »The Divider«, das von Trumps erster Amtszeit im Weißen Haus handelte. Lauder habe auch gleich noch angeboten, seine Kontakte zur dänischen Regierung zu nutzen, um das Projekt voranzutreiben.

In »The Divider« ist zu lesen, dass Trump bereits vor Jahren konkrete Schritte unternahm, um Grönlands habhaft zu werden. So habe er 2019 seinen damaligen nationalen Sicherheitsberater John Bolton beauftragt, die Pläne zu konkretisieren.

Donald Trump wäre nicht Donald Trump, würde er die Idee nicht als seine eigene ausgeben. Warum ausgerechnet der Kosmetikerbe Lauder dem gelernten Immobilienmakler Trump zum Erwerb Grönlands geraten haben soll, ist auch unklar. Der 80-Jährige hat sich bislang nicht zu den Spekulationen geäußert.

Immerhin gab jetzt John Bolton ein Interview. In der »Free Press« bestätigte der pensionierte US-Diplomat die These von Lauder als jener Person, die Trump den Floh ins Ohr gesetzt hat. Trotz der mittlerweile offen zur Schau gestellten Feindschaft zu Trump bekräftigt Bolton das Vorhaben nachdrücklich. Und legt den Finger in die Wunde: Mangelnde Diskretion sei das Problem. In der ersten Amtszeit sei nur deshalb nichts daraus geworden, weil Trump ständig öffentlich darüber geplappert habe.

Nun sei die Zeit reif, es erneut zu versuchen. Mit dem Kauf Grönlands könne man Amerikas strategische Interessen stärken und den russischen Einfluss zurückdrängen. »Durch die globale Erwärmung wird die Nordwestpassage zu einer praktikableren Seeroute«, sagte Bolton im Interview. Als eine Art Vorausexpedition schickte Trump vor drei Wochen seinen Sohn Donald Jr. nach Nuuk. Die Stippvisite in Grönland war als Privatbesuch deklariert. Aber sie war natürlich auch ein Wink mit dem Zaunpfahl.

Es gibt noch zwei kleine Hindernisse beim Projekt »Make Greenland Great Again«: Erstens ist die Regierung Dänemarks stur gegen die Idee eines Verkaufs. Der Chef der rechten Dänischen Volkspartei zeigte Trump sogar unverblümt den rhetorischen Mittelfinger und rief »Fuck you, Mr. Trump«. Und zweitens wollen auch die 56.000 Grönländer nicht unbedingt Amerikaner werden.

Aber mit solchen Detailfragen dürfte sich ein Mann vom Schlag eines Donald Trump nicht abgeben.

Meinung

Ich kann euch nicht hören

Während im Sudan die schwerste humanitäre Krise der Welt tobt, schweigen die selbst ernannten Menschenrechts-Demonstranten in Europa und auf der Welt

von Sophie Albers Ben Chamo  31.10.2025

Kommentar

Politisches Versagen: Der Israelhasser Benjamin Idriz soll den Thomas-Dehler-Preis erhalten

Wer, wie der Imam, den 7. Oktober für seine Diffamierung des jüdischen Staates und der jüdischen Gemeinschaft instrumentalisiert, ist eines Preises unwürdig

von Saba Farzan  28.10.2025

Meinung

Antisemitismus der Anständigen

Judenhass in der Schweiz ist brandgefährlich, weil er so höflich und diskret daherkommt

von Zsolt Balkanyi-Guery  27.10.2025

Meinung

Die SP im moralischen Blindflug

Mit zwei widersprüchlichen Resolutionen beweist die Sozialdemokratische Partei der Schweiz einmal mehr ihre ethische Orientierungslosigkeit

von Nicole Dreyfus  27.10.2025

Meinung

Warum die UNRWA seit 77 Jahren den Frieden in Nahost blockiert

Das UN-Flüchtlingshilfswerk für die Palästinenser verursacht erhebliche Probleme. Daher gibt es nur einen Weg

von Jusek Adlersztejn  27.10.2025

Meinung

Die Kälte der »Sozialreform«

Für die Haushaltslücken lässt die Bundesregierung wieder einmal die Schwächsten der Gesellschaft büßen. Jüdische Rentnerinnen und Rentner werden besonders hart getroffen

von Günter Jek  26.10.2025

Meinung

Liebe Juden, bleibt bitte zu Hause!

Immer mehr jüdische Veranstaltungen werden abgesagt – angeblich zum Schutz von Jüdinnen und Juden. So wird aus einer Einladung zur Kultur ein stiller Abgesang auf Teilhabe

von Louis Lewitan  23.10.2025

Glosse

Der Klinkenputzer der Islamisten

Jürgen Todenhöfer trifft sich in Katar mit Vertretern der Hamas zum Gespräch und verbreitet danach ihre Propaganda.

von Ralf Balke  22.10.2025

Meinung

Wer stoppt die Hamas?

Die Entwaffnung und Zerschlagung der palästinensischen Terrororganisation ist und bleibt der Schlüssel zum Frieden in Nahost

von Philipp Peyman Engel  22.10.2025