Michael Thaidigsmann

EU-Gericht: Urteil mit Konsequenzen

Foto: privat

Mit einer Klage wollten das israelische Weingut Psagot und eine jüdische Organisation einen französischen Erlass zu Fall bringen, der eine besondere Kennzeichnung für Lebensmittel vorschreibt, die aus israelischen Siedlungen stammen.

Die Vorschrift fußt auf der »Mitteilung zu Auslegungsfragen« der Europäischen Kommission aus dem Jahr 2015, nach der die Ursprungsbezeichnung »Israelisches Erzeugnis« nicht für Produkte aus Gebieten außerhalb Israels Grenzen von 1967 verwendet werden darf.

Die EU-Rechtsprechung ist seit Jahrzehnten eindeutig. Der EuGH hat sie jetzt bekräftigt. Er hat Israel sogar vorgeworfen, es betreibe eine »Umsiedlungspolitik«, im Widerspruch zum humanitären Völkerrecht.

DOPPELSTANDARDS Darüber kann man sich zu Recht empören. Man kann das Urteil auch falsch finden, doppelte Standards und die Diskriminierung Israels anprangern. Doch was bringt das?

Weder die EU selbst noch ihre 28 Mitgliedsstaaten haben bislang Anstalten gemacht, Jerusalems staatliche Souveränität über die im Sechstagekrieg eroberten Gebiete (und die dort gebauten Siedlungen) anzuerkennen. Allerdings waren viele EU-Länder eher nachsichtig, was die geforderte Kennzeichnungspflicht für Waren aus den Siedlungen anging. Damit wird jetzt Schluss sein.

Hätten die Kläger auf ihre von vornherein aussichtslose Beschwerde verzichtet, wäre es beim halbwegs erträglichen Status quo geblieben.

Urteile des EuGH sind für alle Staaten unmittelbar geltendes Recht. Sie zu ignorieren, wie der israelische Außenminister Katz nun suggerierte, wäre nicht rechtsstaatlich. Wirtschaftlich wird der Richterspruch begrenzte Auswirkungen haben: Nur ein Prozent der aus Israel in die EU eingeführten Waren hat seinen Ursprung in den Siedlungen. Für die israelische Exportwirtschaft ist der Schaden überschaubar. Überhaupt lassen sich die wenigsten Verbraucher durch das Kleingedruckte auf den Umverpackungen in ihrer Kaufentscheidung beeinflussen.

Das Urteil hat trotzdem Konsequenzen. Nicht nur, weil es der BDS-Bewegung Grund gibt zu frohlocken. Sondern auch, weil der EuGH nun die herrschende Rechtsauffassung juristisch in Stein gemeißelt hat und so ihre Anwendung erzwingt. Hätten die Kläger auf ihre von vornherein aussichtslose Beschwerde verzichtet, wäre es beim halbwegs erträglichen Status quo geblieben.

Der Autor ist freier Journalist in Brüssel.

Meinung

Ich kann euch nicht hören

Während im Sudan die schwerste humanitäre Krise der Welt tobt, schweigen die selbst ernannten Menschenrechts-Demonstranten in Europa und auf der Welt

von Sophie Albers Ben Chamo  31.10.2025

Kommentar

Politisches Versagen: Der Israelhasser Benjamin Idriz soll den Thomas-Dehler-Preis erhalten

Wer, wie der Imam, den 7. Oktober für seine Diffamierung des jüdischen Staates und der jüdischen Gemeinschaft instrumentalisiert, ist eines Preises unwürdig

von Saba Farzan  28.10.2025

Meinung

Antisemitismus der Anständigen

Judenhass in der Schweiz ist brandgefährlich, weil er so höflich und diskret daherkommt

von Zsolt Balkanyi-Guery  27.10.2025

Meinung

Die SP im moralischen Blindflug

Mit zwei widersprüchlichen Resolutionen beweist die Sozialdemokratische Partei der Schweiz einmal mehr ihre ethische Orientierungslosigkeit

von Nicole Dreyfus  27.10.2025

Meinung

Warum die UNRWA seit 77 Jahren den Frieden in Nahost blockiert

Das UN-Flüchtlingshilfswerk für die Palästinenser verursacht erhebliche Probleme. Daher gibt es nur einen Weg

von Jusek Adlersztejn  27.10.2025

Meinung

Die Kälte der »Sozialreform«

Für die Haushaltslücken lässt die Bundesregierung wieder einmal die Schwächsten der Gesellschaft büßen. Jüdische Rentnerinnen und Rentner werden besonders hart getroffen

von Günter Jek  26.10.2025

Meinung

Liebe Juden, bleibt bitte zu Hause!

Immer mehr jüdische Veranstaltungen werden abgesagt – angeblich zum Schutz von Jüdinnen und Juden. So wird aus einer Einladung zur Kultur ein stiller Abgesang auf Teilhabe

von Louis Lewitan  23.10.2025

Glosse

Der Klinkenputzer der Islamisten

Jürgen Todenhöfer trifft sich in Katar mit Vertretern der Hamas zum Gespräch und verbreitet danach ihre Propaganda.

von Ralf Balke  22.10.2025

Meinung

Wer stoppt die Hamas?

Die Entwaffnung und Zerschlagung der palästinensischen Terrororganisation ist und bleibt der Schlüssel zum Frieden in Nahost

von Philipp Peyman Engel  22.10.2025