Konstantin von Notz

Ein Gesamtkonzept für mehr Schutz, jetzt!

Der Grünen-Politiker Konstantin von Notz Foto: Stephan Pramme

Charlotte Knobloch erinnerte am 27. Januar in der Gedenkstunde des Deutschen Bundestages mit einer ebenso ergreifenden wie erschütternden Rede an die Grauen der Schoa und des NS-Terrors. Als Zeitzeugin hat sie eindringlich aufgezeigt: Die Vergangenheit reicht immer auch ins Jetzt. Unser Land kann und darf seine Geschichte nicht abhaken oder abstreifen.

Denn Antisemitismus und Judenhass waren und sind aus Deutschland nie verschwunden. Weder handelt es sich um »neue« Probleme noch um solche »der anderen«. Sie sind gegenwärtig, alltäglich, vielschichtig – mitten in der Gesellschaft und an ihren extremistischen Rändern, links wie rechts.

verschwörungsideologien »Nie wieder!« sagt sich leicht. Wahr ist: Wir müssen es uns jeden Tag neu demokratisch erkämpfen. Abstruseste, mittelalterlich anmutende Verschwörungsideologien wirken in einer vermeintlich aufgeklärten Gesellschaft im 21. Jahrhundert anachronistisch. Doch sie werden heute millionenfach verbreitet und geglaubt.

Wie leicht Verschwörungsideologien in mörderischen Hass und Vernichtungsideologien münden können, zeigt uns unsere eigene Geschichte. Deswegen darf es auch bezüglich der aktuellen alarmierenden Entwicklungen keinerlei Gleichgültigkeit geben.

Gemeinschaft leben heißt, aktiv Verantwortung zu übernehmen. Daher braucht es endlich effektive Unterstützungsmaßnahmen.

Wir brauchen einen wachen, entschlossenen, wehrhaften Rechtsstaat, tiefe und aufrichtige Solidarität sowie gezielte politische Maßnahmen zur Stärkung und Sichtbarmachung jüdischen Lebens in Deutschland und Europa. Es muss scharfe strafrechtliche Konsequenzen und eine gesellschaftliche Null-Toleranz-Strategie gegen Antisemitismus geben, ob wir ihm auf Schulhöfen oder auf Facebook, bei Hasspredigern, im politischen Raum oder auf einer Familienfeier begegnen.

lücke Dazu gehört auch: Umfassend und ohne Lücke muss der Schutz jüdischer Einrichtungen sichergestellt werden. Gerade hier darf sich die Bundesregierung nicht einfach mit einem Pauschalverweis auf Länderzuständigkeiten aus der Verantwortung ziehen. Die Einrichtungen selbst und die jeweiligen Kommunen dürfen mit dem Schutz nicht alleingelassen werden!

Denn Gemeinschaft leben heißt, aktiv Verantwortung zu übernehmen. Daher braucht es endlich effektive Unterstützungsmaßnahmen und ein schlüssiges Gesamtkonzept, eine bundesweite Koordination, die Sicherstellung und intensive Evaluation von Schutzmaßnahmen – wo immer sie gebraucht und gewünscht werden.

Der Autor ist Stellvertretender Fraktionsvorsitzender von Bündnis 90/Die Grünen.

Meinung

Es ist an der Zeit, endlich gegenzusteuern

Deutschland sollte lernen, seine Werte selbstbewusst zu vertreten. Plädoyer für eine andere Zuwanderungspolitik

von Jacques Abramowicz  17.07.2025

Meinung

Fereidoonis Leitfaden: Gut gemeint, schlecht gemacht

Der Didaktikprofessor Karim Fereidooni hat Empfehlungen für den Umgang mit dem Gazakrieg in Schulen vorgelegt. Trotz guter Absichten weist das Papier erhebliche Schwächen auf, wie ein Forschungsverbund zurecht kritisiert

von Marc Jacobsen, Patrick Viol  17.07.2025

Meinung

Kein Mensch interessiert sich für den AStA, aber vielleicht sollte man es

An der FU Berlin berieten Studenten darüber, wie man die Intifada globalisieren könnte. Darüber kann man lachen, doch den radikalen Israelfeinden steht der Marsch durch die Institutionen noch bevor

von Noam Petri  16.07.2025

Meinung

Die AfD schreckt vor nichts mehr zurück

Im Bundestag bagatellisiert die AfD sogar den Völkermord an bosnischen Muslimen 1995, um gegen Muslime in Deutschland zu hetzen

von Michael Thaidigsmann  11.07.2025

Meinung

Die Kirche schafft sich ab

Jetzt soll ausgerechnet der Antizionismus helfen, den gesellschaftlichen Niedergang der Kirche zu stoppen

von Josias Terschüren  10.07.2025

Meinung

BSW und AfD: Zwei Ausprägungen desselben autoritären Denkens

Sahra Wagenknecht und ihre Partei nähern sich den Rechtsextremen immer weiter an. Spätestens jetzt ist klar: Am BSW gibt es nichts Progressives

von Igor Matviyets  09.07.2025

Meinung

»Demokratie leben« braucht eine Inventur

Die Idee hinter dem Förderprogramm des Bundes mag gut sein, die Umsetzung ist es nicht. Viel zu oft profitieren Extremisten und Israelhasser von den öffentlichen Geldern

von Lennart Pfahler  08.07.2025

Michael Roth

Warum Jean Asselborn nicht mehr mein Freund ist

Luxemburgs langjähriger Außenminister verbreitet bei Tilo Jung Verschwörungstheorien über Israel. Nun kündigt ihm ein sozialdemokratischer Weggefährte die Freundschaft

von Michael Roth  07.07.2025 Aktualisiert

Meinung

New York: Zohran Mamdani und der Clash der Generationen

Der Bürgermeisterkandidat der Demokraten wurde nicht zuletzt wegen seiner antizionistischen Haltung gewählt. Während er unter jungen jüdischen New Yorkern Unterstützer hat, stehen die älteren überwiegend fest an Israels Seite

von Hannes Stein  06.07.2025