Naomi Levin

Djokovic: Doppelfehler

Naomi Levin Foto: PR

Naomi Levin

Djokovic: Doppelfehler

Warum für viele Australier die Causa Novak Djokovic mehr als nur ein Ärgernis ist

von Naomi Levin  18.01.2022 11:08 Uhr

Anfang dieser Woche wurde der serbische Tennis-Superstar Novak Djokovic aus Melbourne ausgewiesen. In Australien gab es zu diesem Zeitpunkt 739.855 neue Fälle von Covid-19.

Australiens Krankenhäuser quellen über, während die Regale in den Supermärkten immer leerer werden, weil sich so viele Lkw-Fahrer mit dem Virus infiziert haben. Um sich auf Corona testen zu lassen, müssen Australier erst stundenlang anstehen und dann tagelang auf ihr Testergebnis warten oder versuchen, einen der schwer verfügbaren Antigen-Tests zu ergattern, die gern auch schon mal für zehn Euro das Stück verkauft werden.

Vorschriften Es gibt strikte Impfvorschriften in der Wirtschaft, und die gelten auch für professionelle Athleten. 93 Prozent der Australier über 16 Jahre sind zweifach geimpft. Australische Kinder ab fünf Jahren und älter werden gerade geimpft.

Und alles das passiert vor dem Hintergrund eines der härtesten und längsten Lockdowns, den Australien – und insbesondere Melbourne – ertragen musste. Seit 2019 gab es keine Gottesdienste an Rosch Haschana oder an Jom Kippur, viele Kinder konnten nicht in die Schule gehen, und bedeutende Feierlichkeiten mussten ausfallen.

Omikron Warum das alles wichtig ist? In diesem Kontext erfuhren die Australier, dass Djokovic nicht nur ungeimpft nach Australien einreisen wollte, sondern dass er zusätzlich auch noch falsche Angaben über eine zurückliegende Corona-Infektion und seine Aktivitäten gemacht hat. Da die Omikron-Welle auch über Australien hereinbricht, gibt es hier vor Ort nicht viel Sympathie für den Weltranglisten-Ersten.

Dabei liebt Melbourne die Australian Open. Ich selbst habe sechs Jahre während meines Studiums bei den Australian Open gearbeitet, und jeder einzelne Tag hat Spaß gemacht. Für die Melbourner bedeuten die Australian Open eine zweiwöchige Party. Die Sonne scheint, die Atmosphäre ist großartig, und man erlebt einfach weltbestes Tennis.

Aber wir wissen alle: Partys sind gefährlich. Große Tennisturniere, Barmizwa-Feiern, Schulabschlussfeiern - eigentlich ganz gleich, was der Anlass sein mag: Covid-19 ist immer ein ungebetener Gast.

Gesetze Wie Djokovic überhaupt erst gestattet werden konnte, nach Australien zu kommen, das ist eine Frage, auf die viele gern eine Antwort hätten. Die australische Bundesregierung ist verantwortlich für Grenz- und Visaangelegenheiten, aber die Landesregierungen bestimmen die Impfgesetze. Es gab viele Fälle, in denen Bundes- und Landesregierungen nicht wirksam zusammengearbeitet haben: Auch in diesem Fall.

Ich schreibe diesen Kommentar an einem warmen Abend in Melbourne. In der Rod Laver Arena läuft das Match der Herren. Im vierten Satz steht es drei zu drei. Tennis wird auch ohne die Nummer eins der Herren weitergehen. Uns bleibt das Beten: Nächstes Jahr ohne Covid-19.

Die Autorin ist Senior Political Analyst beim Australia/Israel & Jewish Affairs Council.

Meinung

Die Namen in die Welt schreien

24 junge Männer in der Gewalt der Hamas sind wahrscheinlich noch am Leben - sie können und müssen durch ein Abkommen gerettet werden

von Sabine Brandes  28.04.2025

Meinung

Die UN, der Holocaust und die Palästinenser

Bei den Vereinten Nationen wird die Erinnerung an den Holocaust mit der »Palästina-Frage« verbunden. Das ist obszön, findet unser Autor

von Jacques Abramowicz  25.04.2025

Meinung

Nur scheinbar ausgewogen

Die Berichte der Öffentlich-Rechtlichen über den Nahostkonflikt wie die von Sophie von der Tann sind oft einseitig und befördern ein falsches Bild von Israel

von Sarah Maria Sander  24.04.2025

Essay

Der verklärte Blick der Deutschen auf Israel

Hierzulande blenden viele Israels Vielfalt und seine Probleme gezielt aus. Das zeigt nicht zuletzt die Kontroverse um die Rede Omri Boehms in Buchenwald

von Zeev Avrahami  24.04.2025

Meinung

Ich habe versagt

Damit sich ein Ereignis wie die Schoa nicht wiederholt, kommt es darauf an, wie wir erinnern. Doch wir sind offenbar dabei, genau das den Falschen zu überlassen

von Sophie Albers Ben Chamo  23.04.2025

Jom Haschoa

Zwei Minuten Stillstand?

Sollte in Deutschland in derselben Art und Weise wie in Israel an die Opfer der Schoa erinnert werden? Ein Gastbeitrag von Felix Klein

von Felix Klein  22.04.2025

Kommentar

Bezalel Smotrich, die Geiseln in Gaza und der moralische Teufelskreis

Zum Gesellschaftsvertrag in Israel gehört es, dass kein Soldat und kein Opfer von Terror zurückgelassen wird. Niemand! Niemals! Koste es, was es wolle. Was es bedeutet, dies nun in Frage zu stellen

von Daniel Neumann  22.04.2025

Kommentar

Bis zuletzt wollte Mustafa A. aus Lahav Shapira einen Täter machen

Dem Täter tue es leid, dass sein Angriff »instrumentalisiert wird, um jüdischen Bürgern Angst einzuflößen«. Ein unverfrorener Satz

von Nils Kottmann  17.04.2025

Volker Beck

Den Kampf gegen Antisemitismus nicht vereinnahmen

US-Präsident Trump nimmt den Antisemitismus an der Harvard University zum Anlass für einen Angriff auf die Wissenschaftsfreiheit und die Rechtsgleichheit für alle

von Volker Beck  16.04.2025