Daniel Killy

Die Weltkirche und ihr Problem mit Juden

Daniel Killy Foto: Weser Kurier, Volker Crone

Daniel Killy

Die Weltkirche und ihr Problem mit Juden

Die ÖRK-Abschlusserklärung ist eine wahre Anklageschrift gegen Israel, 15-mal kommt darin der Terminus Palästina als Substantiv oder Adjektiv vor

von Daniel Killy  22.09.2022 08:37 Uhr

Die Auslandsbischöfin der Evangelischen Kirche in Deutschland, Petra Bosse-Huber, war zufrieden: »Wir haben ein großartiges internationales Fest des Glaubens in Karlsruhe gefeiert.« Damit traf sie wohl die Mehrheitsmeinung auf der Versammlung des Ökumenischen Rats der Kirchen (ÖRK) in Nordbaden. Denn schließlich, so das selbstgewisse Fazit, sei ja ein Eklat vermieden worden – habe doch die versammelte institutionelle Weltchristenheit in ihrer Abschlusserklärung darauf verzichtet, Israel als Apartheidstaat zu bezeichnen.

Stattdessen gab›s einen »Kompromiss«. Danach wird der Begriff »Apartheid« für den Rechtsstaat Israel nicht etwa verdammt – vielmehr wird konstatiert, etliche Kirchen würden »geltend machen«, dass der Begriff zutreffe, andere seien anderer Meinung.

bds-anhänger Nun ist der ÖRK schon seit Jahren ein sicherer Hort für BDS-Anhänger und andere politisch verbrämte Israelhasser, insofern ist die immer noch einseitige Erklärung, die sich nicht etwa mit der massenhaften und vielfach tödlichen Verfolgung von Christen in islamischen Ländern aufhält, sondern stattdessen lieber über die »zunehmenden Einschüchterungen, Übergriffe, Einschränkungen des Zugangs zu Gotteshäusern und Angriffe durch radikale Israelis und Behörden« in Jerusalem lamentiert, nicht weiter verwunderlich.

Was Mut macht, ist der zunehmende Widerstand in kirchlichen Kreisen Deutschlands.

Was hingegen Mut macht, ist der zunehmende Widerstand in kirchlichen Kreisen Deutschlands. Etwa von der Initiative gegen Judenfeindschaft im Ökumenischen Rat der Kirchen, die sich dem Israelhasser-Mainstream im ÖRK entgegenstellt und unter anderem fordert, »endlich von der Obsession abzulassen, Israel wahrheitswidrig der Apartheid zu bezichtigen«.

Doch so sehr Initiativen wie diese zu unterstützen sind, der Weg zur Wahrheit ist noch weit, die Mehrheitsverhältnisse im ÖRK bleiben vorläufig andere. In der 1671 Wörter langen ÖRK-Abschlusserklärung, eine wahre Anklageschrift gegen Israel, kommt 15-mal der Terminus Palästina als Substantiv oder Adjektiv vor – und nicht ein einziges Mal das Wort Juden.

Der Autor ist Journalist und lebt in Hamburg.

Meinung

Warum die UNRWA seit 77 Jahren den Frieden in Nahost blockiert

Das UN-Flüchtlingshilfswerk für die Palästinenser verursacht erhebliche Probleme. Daher gibt es nur einen Weg

von Jusek Adlersztejn  24.10.2025

Meinung

Liebe Juden, bleibt bitte zu Hause!

Immer mehr jüdische Veranstaltungen werden abgesagt – angeblich zum Schutz von Jüdinnen und Juden. So wird aus einer Einladung zur Kultur ein stiller Abgesang auf Teilhabe

von Louis Lewitan  23.10.2025

Glosse

Der Klinkenputzer der Islamisten

Jürgen Todenhöfer trifft sich in Katar mit Vertretern der Hamas zum Gespräch und verbreitet danach ihre Propaganda.

von Ralf Balke  22.10.2025

Meinung

Wer stoppt die Hamas?

Die Entwaffnung und Zerschlagung der palästinensischen Terrororganisation ist und bleibt der Schlüssel zum Frieden in Nahost

von Philipp Peyman Engel  22.10.2025

Meinung

Die Abkehr des Kanzlers von der Staatsräson: Kein Grund zur Trauer

Der von Altkanzlerin Angela Merkel geprägte Begriff war schon immer vage. Es ist auch wesentlich leichter, wohlklingende Erklärungen abzugeben, als danach zu handeln. Friedrich Merz sollte endlich Taten folgen lassen

von Daniel Neumann  22.10.2025

Meinung

Warum ich Angst vor der politischen Linken habe

Dass Links bedeutet, sich für mit sozialem Gewissen für die Schwachen einzusetzen, gehört längst der Vergangenheit an

von Michel Ronen  20.10.2025

Israel

Warum ich meine gelbe Schleife nicht ablege

Noch immer konnten nicht alle Angehörigen von Geiseln Abschied von ihren Liebsten nehmen

von Sophie Albers Ben Chamo  17.10.2025

Meinung

Das moralische Versagen der Linken

Wenn Antisemitismus offen auf der Straße marschiert, dann hört man aus den linken Reihen: nichts

von Nicole Dreyfus  17.10.2025

Meinung

Wenn plötzlich vom »Geiselaustausch« die Rede ist

Die Berichterstattung vieler Medien über den Gaza-Deal zeigt einmal mehr, was passiert, wenn journalistische Maßstäbe missachtet werden

von Jacques Abramowicz  17.10.2025