Nicole Dreyfus

Die UNRWA und der Hunger in Gaza

Nicole Dreyfus Foto: Claudia Reinert

Nicole Dreyfus

Die UNRWA und der Hunger in Gaza

Israel die Schuld für den Mangel an humanitärer Hilfe im Gazastreifen zu geben, ist unangebracht

von Nicole Dreyfus  07.07.2024 10:43 Uhr

Israel wird vorgeworfen, nicht ausreichend Hilfsgüter in den Gazastreifen gelangen zu lassen. Die Vereinten Nationen beschuldigen Jerusalem, Lieferungen zu verzögern. Insbesondere der wachsende Streit darüber, wie Hilfsgüter kontrolliert und an die Palästinenser verteilt werden, sorgt vor allem bei der EU, der UN und anderen internationalen Hilfsorganisationen für Unmut. Hinzu kommen die vielen Bilder von langen Schlangen der Hilfskonvois an den Grenzübergängen und von Vorräten im Gazastreifen, die das bedürftige palästinensische Volk nicht erreichen.

Zweifellos leiden und hungern palästinensische Zivilisten. Aber Israel die Schuld für den Mangel an humanitärer Hilfe im Gazastreifen zu geben, ist unangebracht. Israel unterhält Einrichtungen zur Inspektion von Fracht, die an den Einreisepunkten zum Gaza­streifen ankommt, um sicherzustellen, dass sie keine Waffen oder Gegenstände enthält, die von der Hamas zum Bau von Waffen und Raketen verwendet werden könnten.

Israel hat seine Besorgnis darüber zum Ausdruck gebracht, dass die Hamas humanitäre Hilfe umleitet.

Israel hat zudem seine Besorgnis darüber zum Ausdruck gebracht, dass die Hamas humanitäre Hilfe umleitet. Wenn die Terroristen also Vorräte von der Zivilbevölkerung fernhalten, dann sollte das Scheinwerferlicht einmal mehr auf Hilfsorganisationen wie die UNRWA gerichtet werden, die es offenbar versäumt hat, solche Situationen zu unterbinden.

Mitte Mai erreichten die ersten dringend benötigten Hilfslieferungen den neuen Hafen im Gazastreifen. Nur wenige Tage später kam der Transport über den Landweg weitgehend zum Erliegen. Menschenmassen stoppten die Lastwagen und plünderten Lebensmittel und Medikamente.

Wo bleiben hier die Vereinten Nationen, die sich bereit erklärt haben, bei der Koordinierung der Hilfsgüterverteilung zu helfen? Die Situation sei »zunehmend unerträglich« geworden, sagte UN-Sprecher Stéphane Dujarric am Dienstag in einer Pressekonferenz. Aber wenn UN-Mitarbeiter das unwürdige Spiel der Doppelmoral aufführen, Ärzte, Lehrer, Journalisten mimen, dabei aber Terroristen sind, ist es an der Zeit aufzuwachen! Die Zeiten jahrzehntelanger Narrenfreiheit müssen endlich vorbei sein.

dreyfus@juedische-allgemeine.de

Meinung

Die Namen in die Welt schreien

24 junge Männer in der Gewalt der Hamas sind wahrscheinlich noch am Leben - sie können und müssen durch ein Abkommen gerettet werden

von Sabine Brandes  28.04.2025

Meinung

Die UN, der Holocaust und die Palästinenser

Bei den Vereinten Nationen wird die Erinnerung an den Holocaust mit der »Palästina-Frage« verbunden. Das ist obszön, findet unser Autor

von Jacques Abramowicz  25.04.2025

Meinung

Nur scheinbar ausgewogen

Die Berichte der Öffentlich-Rechtlichen über den Nahostkonflikt wie die von Sophie von der Tann sind oft einseitig und befördern ein falsches Bild von Israel

von Sarah Maria Sander  24.04.2025

Essay

Der verklärte Blick der Deutschen auf Israel

Hierzulande blenden viele Israels Vielfalt und seine Probleme gezielt aus. Das zeigt nicht zuletzt die Kontroverse um die Rede Omri Boehms in Buchenwald

von Zeev Avrahami  24.04.2025

Meinung

Ich habe versagt

Damit sich ein Ereignis wie die Schoa nicht wiederholt, kommt es darauf an, wie wir erinnern. Doch wir sind offenbar dabei, genau das den Falschen zu überlassen

von Sophie Albers Ben Chamo  23.04.2025

Jom Haschoa

Zwei Minuten Stillstand?

Sollte in Deutschland in derselben Art und Weise wie in Israel an die Opfer der Schoa erinnert werden? Ein Gastbeitrag von Felix Klein

von Felix Klein  22.04.2025

Kommentar

Bezalel Smotrich, die Geiseln in Gaza und der moralische Teufelskreis

Zum Gesellschaftsvertrag in Israel gehört es, dass kein Soldat und kein Opfer von Terror zurückgelassen wird. Niemand! Niemals! Koste es, was es wolle. Was es bedeutet, dies nun in Frage zu stellen

von Daniel Neumann  22.04.2025

Kommentar

Bis zuletzt wollte Mustafa A. aus Lahav Shapira einen Täter machen

Dem Täter tue es leid, dass sein Angriff »instrumentalisiert wird, um jüdischen Bürgern Angst einzuflößen«. Ein unverfrorener Satz

von Nils Kottmann  17.04.2025

Volker Beck

Den Kampf gegen Antisemitismus nicht vereinnahmen

US-Präsident Trump nimmt den Antisemitismus an der Harvard University zum Anlass für einen Angriff auf die Wissenschaftsfreiheit und die Rechtsgleichheit für alle

von Volker Beck  16.04.2025