Tobias Huch

Die Menschen in Gaza

Tobias Huch Foto: Markus Hibbeler

In der öffentlichen Wahrnehmung wird tunlichst unterschieden zwischen »Zivilisten« in Gaza und der Terrororganisation Hamas: Letztere wird als der Urheber fanatischen Hasses, als Alleinschuldige an den barbarischen Angriffen auf den »Landräuber« Israel präsentiert, während es sich (und hier wird oft indirekt das Narrativ der Hamas übernommen) bei den »Menschen in Gaza« um friedfertige Einwohner handele. Das ist Schwarz-Weiß-Denken, wie es falscher kaum sein könnte.

Zivilisten aus Gaza waren es, die über einen langen Zeitraum in den Kibbuzim gearbeitet, sich vordergründig mit den friedensliebenden Menschen in diesen kleinen Kommunen angefreundet hatten, dabei ihre jüdischen Gast- und Arbeitgeber aber für die Hamas ausspioniert und ihnen so den Tod gebracht haben.

Sicherheitshürden und die »lohnendsten« Ziele

Dank ihnen wussten die Angreifer genau, wie sie Sicherheitshürden überwinden konnten und was die »lohnendsten« Ziele sind. »Menschen aus Gaza« hatten dafür gesorgt, dass sich die Hamas-Terroristen in den Kibbuzim so gut auskannten wie die Bewohner selbst.

Fakt ist ebenfalls: Am 7. Oktober haben Zivilisten aus Gaza gemeinsam mit den Terroristen gemordet, vergewaltigt, gefoltert und entführt. Und es waren ebenfalls die »Menschen von Gaza«, die jubelten und feierten, während Süßigkeiten verteilt wurden wie zeitgleich in der Berliner Sonnenallee. Viele Zivilisten haben sich an Kriegsverbrechen freudig beteiligt. Unzählige Videoaufnahmen, auf denen gefolterte Geiseln verspottet, beschimpft und nackte Leichen junger Israelis geschändet werden, lassen sich nicht verleugnen.

Laut einer Umfrage unterstützten rund zwei Drittel der Gaza-Bewohner die Verbrechen am 7. Oktober. Das ist eine erschreckend hohe Zahl, die den riesigen Rückhalt der Hamas in der Bevölkerung zeigt. Wenn es so etwas wie kollektive Verantwortung für Verbrechen gibt, dann trifft dies auf Gazas Bevölkerung zu. Das ist die bittere Wahrheit.

Der Autor ist freier Journalist.

In der ersten Version des Textes lautete die Überschrift: »Die Zivilisten in Gaza sind nicht unschuldig«. Der Titel stammte nicht vom Autor des Kommentars. Da diese Überschrift missverstanden werden konnte, haben wir sie geändert. Zudem haben wir im ersten Absatz eine missverständliche Passage gestrichen, die bei manchen Leserinnen und Lesern den Eindruck erweckte, der Kommentar befürworte das Leid der Palästinenserinnen und Palästinenser im Gazastreifen. Analog dazu haben wir auch die Unterzeile geändert (Anmerkung der Redaktion).

Meinung

Die Columbia und der Antisemitismus

Ein neuer Bericht offenbart: An der US-Eliteuniversität sind die Nahoststudien ideologisch einseitig und jüdische Studenten nicht sicher. Es ist ein Befund, der ratlos macht

von Sarah Thalia Pines  22.12.2025

Meinung

Der Missbrauch von Anne Frank und die Liebe zu toten Juden

In einem Potsdamer Museum stellt der Maler Costantino Ciervo das jüdische Mädchen mit einer Kufiya dar. So wird aus einem Schoa-Opfer eine universelle Mahnfigur, die vor allem eines leisten soll: die moralische Anklage Israels

von Daniel Neumann  21.12.2025

Gastbeitrag

Liebe Kolleginnen und Kollegen, warum schweigt ihr?

Jan Grabowski fragt die deutschen Historiker, warum sie es unwidersprochen stehen lassen, wenn ein Holocaust-Experte für seine Forschungsarbeit diskreditiert wird

von Jan Grabowski  21.12.2025

Nahost

Warum Deutschland seine Botschaft nach Jerusalem verlegen sollte

Ein Kommentar von JA-Redakteur Imanuel Marcus

von Imanuel Marcus  21.12.2025

Essay

Chanukka und wenig Hoffnung

Das hoffnungsvolle Leuchten der Menorah steht vor dem düsteren Hintergrund der Judenverfolgung - auch heute wieder

von Leeor Engländer  21.12.2025

Meinung

Es gibt kein Weihnukka!

Ja, Juden und Christen wollen und sollen einander nahe sein. Aber bitte ohne sich gegenseitig zu vereinnahmen

von Avitall Gerstetter  20.12.2025

Meinung

Heute Juden, morgen Christen

Judenhass führt konsequent zum Mord. Dafür darf es kein Alibi geben

von Rafael Seligmann  19.12.2025

Meinung

Weitermachen oder die jüdische Resilienz

Verfolgung, Exil und Gewalt konnten es nicht brechen: Die Widerstandsfähigkeit des jüdischen Volkes prägt seine Geschichte bis heute

von Nicole Dreyfus  18.12.2025

Meinung

Unsere Antwort ist Leben!

Chanukka ist das beharrliche Bestehen darauf, dass Mord und Terror nicht das letzte Wort haben. Ein Kommentar zum Terroranschlag von Sydney

von Jan Feldmann  18.12.2025