Remko Leemhuis

Die deutsche Iran-Politik steht vor einem Scherbenhaufen

AJC-Direktor Remko Leemhuis Foto: imago images/Reiner Zensen

Seit der vergangenen Nacht steht die Bundesregierung vor den Scherben der deutschen Iran-Politik, die allerdings deutlich weiter zurückreicht als ihre Amtszeit. Diese Appeasementpolitik haben ohne Ausnahme alle demokratischen Parteien seit der Islamischen Revolution 1979 mitgetragen und dementsprechend zu verantworten. Daher sind die Politikerinnen und Politiker jetzt gut beraten, den iranischen Angriff
auf Israel nicht für parteipolitische Profilierung zu nutzen - nicht zuletzt und vor allem, weil gegenseitige Schuldzuweisungen hierzulande gerade jetzt nicht zur Sicherheit Israels beitragen.

Im Zentrum der parteiübergreifenden Debatte sollte stehen, wie dem jüdischen Staat konkret in dieser existenzbedrohenden Situation geholfen werden kann. Ein erster Schritt wäre, dass die Bundesregierung in der EU die Listung der Revolutionsgarden als Terrororganisation vorantreibt, um damit endlich die Ökonomie des Landes in bedeutender Form zu treffen und so auch die Möglichkeiten, sein Netzwerk an Terrorgruppen und Milizen in der Region zu unterstützen. Die Zeit der Ausreden und des Versteckens hinter angeblich rechtlichen Hürden muss jetzt vorbei sein.

In einem weiteren Schritt sollte die Bundesregierung endlich das Islamische Zentrum Hamburg (IZH), die wichtigste Institution des Regimes in Europa, schließen und die dortigen Vertreter des Regimes ausweisen. Schon nach dem 7. Oktober hätte dies umgehend geschehen müssen, gerade auch als Botschaft an die Mullahs, dass man sich in
Berlin vollständig im Klaren darüber ist, dass die Hamas ohne die Hilfe aus dem Iran nicht zu diesem antisemitischen Massenmord in der Lage gewesen wäre und die letztlich Verantwortlichen somit in Teheran sitzen.

Ebenso sollten die Verbrechen, die das Regime gegen die eigene Bevölkerung begeht, deutlichere Konsequenzen haben. Denn es sind die mutigen Iranerinnen und Iraner, die sich immer wieder unter immenser Gefahr und unter großen Opfern gegen das Regime auflehnen, die eines Tages einen freien und demokratischen Iran aufbauen werden.

Schließlich sollten alle demokratischen Parteien Israels Recht und die Pflicht, seine Bürger zu verteidigen, ohne Abstriche unterstützen. Nicht nur, weil die Angriffe der vergangenen Nacht auch das Resultat von Jahrzehnten verfehlter Iranpolitik sind, sondern auch, weil die Verantwortlichen in Jerusalem wissen, was jetzt zu tun ist.

Der jüdische Staat steht vor schwierigen Aufgaben und braucht daher keine Belehrungen oder Verlautbarungen im Sound der abgegriffenen Gedenktagsrhetorik, sondern zählbare Beiträge, die seine Sicherheit erhöhen.

Die vergangene Politik kann nicht mehr korrigiert werden, aber jetzt wird sich erweisen, ob dieses Land seiner historischen Verantwortung gegenüber dem jüdischen Staat gerecht wird und ihm in einem der bedrohlichsten Momente seiner Geschichte beisteht. Ohne Wenn und Aber.

Der Autor ist Direktor des American Jewish Committee in Berlin.

Debatte

Jüdischer Weltkongress verurteilt israelfeindlichen Weltkirchenrat

Es gibt reichlich Kritik an einer Erklärung des Weltkirchenrats, in der Israel »Apartheid« vorgeworfen wird. Nun reagiert der Jüdische Weltkongress - und hat Fragen an die Kirchen

 11.07.2025

"Newsmax"-Interview

Netanjahu zu Hamas: Werden diese »Monster« besiegen

Die Bemühungen um eine Waffenruhe und die Freilassung von Geiseln im Gazastreifen dauern an. Israels Ministerpräsident Netanjahu hofft, dass es dazu bald kommt. Vorerst aber geht der Kampf gegen den palästinensischen Terror weiter

 11.07.2025

Tel Aviv/Ramallah

Israeli stirbt bei Anschlag im Westjordanland

Seit Beginn des Krieges ist die Lage auch im Westjordanland extrem angespannt. Immer wieder kommt es zu Zusammenstößen und auch tödlichen Anschlägen auf Israelis

 11.07.2025

Meinung

Die Kirche schafft sich ab

Jetzt soll ausgerechnet der Antizionismus helfen, den gesellschaftlichen Niedergang der Kirche zu stoppen

von Josias Terschüren  10.07.2025

Israel

Eli Sharabis Bestseller bald auch auf Englisch

Zum zweiten Jahrestag des Hamas-Massakers vom 7. Oktober 2023 soll das Buch der ehemaligen Geisel veröffentlicht werden

von Sabine Brandes  10.07.2025

Westjordanland

Israeli stirbt bei Terroranschlag

Der 22-jährige Sicherheitsmann wurde in der Nähe des Einkaufszentrums von Gusch Etzion von zwei Männern angegriffen

 10.07.2025

Brüssel

EU-Chefdiplomatin lobt »konstruktiven Dialog« mit Israel

Die Außenbeauftragte Kaja Kallas hat in einer Erklärung Schritte zur Verbesserung der humanitären Lage im Gazastreifen angekündigt

 10.07.2025

Nahost

Finanziert Katar den Wiederaufbau in Gaza?

Angeblich hat Israel grundsätzlich zugestimmt, dass Gelder aus dem Golfemirat bereitgestellt werden können

von Sabine Brandes  10.07.2025

Washington

Netanjahu: »Kein Geiseldeal um jeden Preis«

Von den 50 verschleppten Menschen in der Gewalt der Hamas sollen 20 noch am Leben sein

von Sabine Brandes  10.07.2025