Meinung

Der PEN Berlin und die Feinde Israels

Lorenz S. Beckhardt Foto: Marina Maisel

Meinung

Der PEN Berlin und die Feinde Israels

In der Schriftstellervereinigung konnte eine Resolution BDS-naher Autoren gerade noch abgewendet werden. Alles gut also? Nicht wirklich

von Lorenz S. Beckhardt  20.12.2024 09:19 Uhr

Das war knapp! Auf einer Mitgliederversammlung des PEN Berlin am 8. Dezember hätte eine Gruppe BDS-naher Autoren beinahe die größte Schriftstellervereinigung Deutschlands gekapert. Eine Resolution, die die Tötung von Journalisten in Gaza und damit die Verantwortung für den Krieg mit seinen Opfern einseitig Israel zuschrieb und das Massaker am 7. Oktober 2023 nur beiläufig erwähnte, wurde mit einer Stimme Mehrheit verhindert.

Der größte Teil der Initiatoren dieser Erklärung ist daraufhin aus dem PEN Berlin ausgetreten. Der Rest der Unterstützer zeigt öffentlich Reue und plädiert dafür, zur eigentlichen Arbeit, der Unterstützung verfolgter Autorinnen und Autoren weltweit, zurückzukehren. Alles gut also? Nicht wirklich.

Weltweit baut sich eine Phalanx des Kulturboykotts gegen Israel auf. Vor allem in der angelsächsischen Welt werden Israelis unabhängig von ihrer Haltung zum Krieg ausgegrenzt. Geben wir uns keinen Illusionen hin! Auch mit einer linken demokratischen Regierung in Jerusalem wäre der internationale israelbezogene Antisemitismus nicht leiser.

Schon kurz nach dem 7. Oktober 2023 sind einige jüdische Autorinnen und Autoren aus dem PEN Berlin ausgetreten.

Beinah wäre der PEN Berlin, dessen Sprecher Deniz Yücel gebetsmühlenartig reklamiert, dass BDS keinen Platz in seinen Reihen habe, ins Lager der »Lest keine Juden!«-Propagandisten gerutscht. Doch zur Fairness gehört, dass die große Mehrheit der Mitglieder ihnen nicht gefolgt wäre.

Schon kurz nach dem 7. Oktober 2023 sind einige jüdische Autorinnen und Autoren aus dem PEN Berlin ausgetreten, weil führende Stimmen das Massaker nicht vorbehaltlos kritisiert haben, sondern der alten, fürchterlichen Logik gefolgt waren, dass es doch Gründe geben müsse, wenn jemand so viele Juden morde.

Die gescheiterte BDS-Resolution hat nun immerhin dazu geführt, dass sich eine große Regionalgruppe West des PEN Berlin den Kampf gegen BDS und Kulturboykott auf die Fahnen geschrieben hat. Sie zu unterstützen, wäre ein Grund, (wieder) in den PEN Berlin einzutreten!

Der Autor ist WDR-Redakteur, Vorsitzender des Verbands Jüdischer Journalistinnen und Journalisten und Mitglied beim PEN Berlin.

Meinung

Heute Juden, morgen Christen

»Judenhass führt konsequent zum Mord. Dafür darf es kein Alibi geben«, schreibt Rafael Seligmann

von Rafael Seligmann  19.12.2025

Meinung

Weitermachen oder die jüdische Resilienz

Verfolgung, Exil und Gewalt konnten es nicht brechen: Die Widerstandsfähigkeit des jüdischen Volkes prägt seine Geschichte bis heute

von Nicole Dreyfus  18.12.2025

Meinung

Unsere Antwort ist Leben!

Chanukka ist das beharrliche Bestehen darauf, dass Mord und Terror nicht das letzte Wort haben. Ein Kommentar zum Terroranschlag von Sydney

von Jan Feldmann  18.12.2025

Gastbeitrag

Liebe Kolleginnen und Kollegen, warum schweigt ihr?

Jan Grabowski fragt die deutschen Historiker, warum sie es unwidersprochen stehen lassen, wenn ein Holocaust-Experte für seine Forschungsarbeit diskreditiert wird

von Jan Grabowski  18.12.2025

Essay

Chanukka und wenig Hoffnung

Das hoffnungsvolle Leuchten der Menorah steht vor dem düsteren Hintergrund der Judenverfolgung - auch heute wieder

von Leeor Engländer  18.12.2025

Meinung

Der Missbrauch von Anne Frank und die Liebe zu toten Juden

In einem Potsdamer Museum stellt der Maler Costantino Ciervo das jüdische Mädchen mit einer Kufiya dar. So wird aus einem Schoa-Opfer eine universelle Mahnfigur, die vor allem eines leisten soll: die moralische Anklage Israels

von Daniel Neumann  17.12.2025

Meinung

Warum ich Sydney nicht verlassen werde

Der Terroranschlag von Bondi Beach wurde auch möglich, weil die Mehrheitsgesellschaft den Antisemitismus im Land ignoriert hat. Unsere Autorin sagt trotzdem: Ihre Heimat als Jüdin ist und bleibt Australien

von Amie Liebowitz  17.12.2025

Meinung

Die Empörung über Antisemitismus muss lauter werden

Der Anschlag von Sydney war in einem weltweiten Klima des Juden- und Israelhasses erwartbar. Nun ist es an der Zeit, endlich Haltung zu zeigen

von Claire Schaub-Moore  17.12.2025

Meinung

Der Stolz der australischen Juden ist ungebrochen

Der Terroranschlag von Sydney hat die jüdische Gemeinschaft des Landes erschüttert, aber resigniert oder verbittert ist sie nicht. Es bleibt zu hoffen, dass die Regierung künftig mehr für ihren Schutz tut

von Daniel Botmann  16.12.2025