Benjamin Fischer

Corona-App: Datenschutz oder Viren

Benjamin Fischer Foto: Marco Limberg

Benjamin Fischer

Corona-App: Datenschutz oder Viren

Der Download ist eine Vertrauensfrage

von Benjamin Fischer  17.04.2020 09:22 Uhr

Das ganze Land spricht über die Soldaten in der Berliner Julius-Leber-Kaserne. Dem Anschein nach laufen sie wild und ziellos umher. Doch in Wirklichkeit ist das Ziel genau im Blick: die Entwicklung der auf diese Weise erstmalig im Feld getesteten »Stopp-Corona-App«.

Distanz Per Bluetooth wird jeder Kontakt über eine bestimmte Dauer auf kürzere Distanz registriert. Nach positiver Testung gibt man dies in der App an, und alle zuvor begegneten Personen werden automatisch und anonym gewarnt. Die Verbreitung des Virus lässt sich so besser nachzeichnen, wodurch limitierte Testkapazitäten effizienter genutzt werden können.

Es wurde darauf verzichtet, einfach die Bewegungsprofile mit den Daten der Netzanbieter zu erfassen. Und anders als etwa in China soll die Nutzung der App freiwillig erfolgen. Damit obliegt es uns zu entscheiden, ob wir zum Erfolg des Programms beitragen wollen. Keinesfalls ein rein moralphilosophisches Dilemma also, sondern eine unter Zeitdruck zu treffende Entscheidung – wenn die App wie erwartet kommt.

Es obliegt uns zu entscheiden, ob wir zum Erfolg des Programms beitragen wollen.

Wir müssen das gesundheitliche Gemeinwohl gegen den Schutz der eigenen Daten und letztlich auch die eigene Freiheit abwägen. Nach Cambridge Analytica und der Snowden-Affäre bestand die Möglichkeit, eine breite netzpolitische Debatte zu führen. Dies erfolgte zu exklusiv, es fehlen das Bewusstsein und die Teilhabe aller Betroffenen. Denn schon jetzt treffen wir mehrfach am Tag bewusst und unbewusst Entscheidungen zur Verwendung unserer Daten. Statt Facebook oder Amazon wäre nun der Staat Abnehmer.

DSGVO Die Gründe hierfür liegen auf der Hand. Wenn stimmt, was behauptet wird, dann wurde die DSGVO mitgedacht: Die Kommunikation zwischen Geräten findet verschlüsselt statt, es werden weder Standorte verzeichnet noch personenbezogene Daten ausgetauscht.

Dennoch ist der Download der App eine Vertrauensfrage. Ich werde sie mir für die Dauer dieser Epidemie auf einem Zweitgerät installieren. Die Entscheidung muss jeder selbst treffen. Doch treffen Sie sie bewusst: Lesen Sie – etwa auf netzpolitik.org – mehr zur App. Und löschen Sie sie, wenn der Spuk endlich ein Ende hat. Sicher ist sicher.

Benjamin Fischer ist Beauftragter für Digital Transformation bei der ZWST.

Meinung

Die Columbia und der Antisemitismus

Ein neuer Bericht offenbart: An der US-Eliteuniversität sind die Nahoststudien ideologisch einseitig und jüdische Studenten nicht sicher. Es ist ein Befund, der ratlos macht

von Sarah Thalia Pines  22.12.2025

Meinung

Der Missbrauch von Anne Frank und die Liebe zu toten Juden

In einem Potsdamer Museum stellt der Maler Costantino Ciervo das jüdische Mädchen mit einer Kufiya dar. So wird aus einem Schoa-Opfer eine universelle Mahnfigur, die vor allem eines leisten soll: die moralische Anklage Israels

von Daniel Neumann  21.12.2025

Gastbeitrag

Liebe Kolleginnen und Kollegen, warum schweigt ihr?

Jan Grabowski fragt die deutschen Historiker, warum sie es unwidersprochen stehen lassen, wenn ein Holocaust-Experte für seine Forschungsarbeit diskreditiert wird

von Jan Grabowski  21.12.2025

Nahost

Warum Deutschland seine Botschaft nach Jerusalem verlegen sollte

Ein Kommentar von JA-Redakteur Imanuel Marcus

von Imanuel Marcus  21.12.2025

Essay

Chanukka und wenig Hoffnung

Das hoffnungsvolle Leuchten der Menorah steht vor dem düsteren Hintergrund der Judenverfolgung - auch heute wieder

von Leeor Engländer  21.12.2025

Meinung

Es gibt kein Weihnukka!

Ja, Juden und Christen wollen und sollen einander nahe sein. Aber bitte ohne sich gegenseitig zu vereinnahmen

von Avitall Gerstetter  20.12.2025

Meinung

Heute Juden, morgen Christen

Judenhass führt konsequent zum Mord. Dafür darf es kein Alibi geben

von Rafael Seligmann  19.12.2025

Meinung

Weitermachen oder die jüdische Resilienz

Verfolgung, Exil und Gewalt konnten es nicht brechen: Die Widerstandsfähigkeit des jüdischen Volkes prägt seine Geschichte bis heute

von Nicole Dreyfus  18.12.2025

Meinung

Unsere Antwort ist Leben!

Chanukka ist das beharrliche Bestehen darauf, dass Mord und Terror nicht das letzte Wort haben. Ein Kommentar zum Terroranschlag von Sydney

von Jan Feldmann  18.12.2025