Meron Mendel

AfD: 9. November künftig ein Feiertag?

Meron Mendel Foto: privat

Was ist Ihnen am 9. November Schönes passiert? Kam Ihr erstes Kind zur Welt, haben Sie im Lotto gewonnen? Ganz gleich, was es war: Bald wird es von der AfD gewürdigt und sogar in den Rang eines Feiertags gehoben werden.

Denn nach einem Entwurf der hessischen AfD soll der 9. November zu einem »Gedenk- und Feiertag« umgewidmet werden: vor allem für die deutsche Einheit, aber auch für die Pogrome 1938. Ebenso wie für viele andere schöne – und weniger schöne – Anlässe, die der Burschenschaftler und parlamentarische Geschäftsführer der hessischen AfD, Frank Grobe, kürzlich im Landtag aufzählte.

Motto Unter dem Motto »Wo Licht ist, ist leider auch immer Schatten« trug Grobe diverse Ereignisse, »Schmankerln«, vor, die sich ebenfalls am 9. November zutrugen: etwa das erste NSDAP-Verbot, aber auch der Geburtstag von Björn Engholm oder die Gründung der Caritas. Vorgeblich will er »feiern und gedenken«, in Wirklichkeit geht es ihm aber hauptsächlich um die nationale Erhebung: »Nur ein geeintes Volk, das über einen symbolkräftigen Gedenk- und Feiertag verfügt, kann sich neuen Herausforderungen leichter stellen.«

Die Liste der Ereignisse, die den 9. November in den Rang eines deutschen »Schicksalstags« (Grobe) erheben, hat er von Wikipedia abgeschrieben; dort ist auch nachzulesen, dass die AfD mindestens drei Parteitage auf den 9. November gelegt hat, ebenso wie diverse Demos. Dass bei diesen Events der Pogrome angemessen gedacht wurde, darf getrost bezweifelt werden.

Jom Kippur Meine Tochter feierte neulich zum ersten Mal Jom Kippur mit uns. Irgendwann fragte sie: »Wann kommen die Geschenke?« Nur Gedenken reicht eben nicht, man will auch irgendwie belohnt werden – da ist die AfD nicht anders als jeder andere Siebenjährige. Wo viel Schatten ist, sollen Lichter angezündet, künstliche Anlässe zum Feiern geschaffen werden.

Doch kein Geschichtsrevisionismus kann diesen Fakt aus der Welt schaffen: Man wird, was immer man am 9. November feiert, immer auch auf den Gräbern der ermordeten Juden tanzen. Ein Tanz, zu dem die AfD nach wie vor die Einladungskarten schreibt.

Der Autor ist Direktor der Bildungsstätte Anne Frank in Frankfurt.

Glosse

Ein Weltwunder namens Regen

Jedes Jahr im Dezember versetzt der Regen die Menschen in Israel in Panik - dabei ist er so vorhersehbar wie Chanukka

von Andrea Kiewel  09.12.2025

Meinung

Eurovision: Mobbing statt Musik

Eigentlich versteht jeder, dass Musiker nicht mit ihren Regierungen identisch sind. Wenn es um den jüdischen Staat geht, scheint diese Logik jedoch nicht zu gelten

von Sabine Brandes  07.12.2025

Zwischenruf

Die außerirdische Logik der Eurovision

Was würden wohl Aliens über die absurden Vorgänge rund um die Teilnahme des jüdischen Staates an dem Musikwettbewerb denken?

von Imanuel Marcus  07.12.2025

Meinung

Zurück ins Mittelalter?

Die israelische Regierung will die Todesstrafe wieder einführen. Das ist geschichtsvergessen und verblendet

von Sophie Albers Ben Chamo  04.12.2025

Meinung

Wagenknechts Schiffbruch

Nur etwa zwei Jahre nach seiner Gründung steht das BSW vorm endgültigen Scheitern – eine gute Nachricht! Dennoch bleibt ein übler Nachgeschmack

von Ralf Balke  04.12.2025

Meinung

Gratulation!

Warum die Ehrung der ARD-Israelkorrespondentin Sophie von der Tann mit dem renommierten Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis nicht nur grundfalsch, sondern auch aberwitzig ist

von Lorenz Beckhardt  03.12.2025 Aktualisiert

Meinung

Die neue AfD-Jugendpartei ist kein bisschen weniger extrem

Die »Junge Alternative« wurde durch die »Generation Deutschland« abgelöst. Doch die Neuordnung der AfD-Jugendorganisation diente keineswegs ihrer Entradikalisierung

von Ruben Gerczikow  02.12.2025

Kommentar

Schiedsgerichte sind nur ein erster Schritt

Am 1. Dezember startet die Schiedsgerichtsbarkeit NS-Raubkunst. Doch es braucht eine gesetzliche Regelung auch für Werke in Privatbesitz, meint unser Gastautor

von Rüdiger Mahlo  01.12.2025

Meinung

Wir Jungen müssen die Gemeinden stärker mitgestalten

Jüdische Studierende sind vom wachsenden Antisemitismus besonders betroffen. Gleichzeitig sind junge Juden kaum in den Gemeindevertretungen repräsentiert. Das muss sich ändern

von Ron Dekel  30.11.2025