Kunst

Zum Ersten, zum Zweiten, zum Dritten

Edvard Munchs Gemälde »Der Schrei« Foto: dpa

Edvard Munchs Bild »Der Schrei« ist am Mittwochnachmittag im New Yorker Auktionshaus Sotheby’s für eine Rekordsumme von 120 Millionen Dollar, etwa 90 Millionen Euro, an einen anonymen Bieter versteigert worden. Das 1910 entstandene Gemälde des norwegischen Malers ist damit das teuerste Bild, das in jüngerer Zeit ersteigert wurde.

Im Vorfeld hatten die Nachfahren des jüdischen Kunstsammlers Hugo Simon die Versteigerung als unmoralisch kritisiert. Rafael Cardoso, Urenkel des Sammlers und früheren Besitzers des Bildes, sagte der Tageszeitung »Die Welt«: »Wir sind mit dem Verkauf nicht einverstanden.« Sein Vorfahr sei in der Nazizeit aus Deutschland geflohen und habe das Bild im Exil aus Not verkauft. »Wir meinen, es ist eine wichtige moralische Angelegenheit, die Fehler der Vergangenheit zu korrigieren.«

Cardoso, sein Bruder und seine Mutter sind laut »Welt« die einzigen lebenden Nachfahren des Sammlers. Der heutige Besitzer des Gemäldes, der norwegische Industrielle Petter Olsen, hatte die vierte und einzige in Privatbesitz befindliche Version von Munchs »Schrei« versteigert, um von dem Erlös ein neues Munch-Museum in Oslo zu eröffnen.

Wie die Zeitung weiter berichtet, floh der Kunstsammler Hugo Simon 1933 vor den Nazis nach Paris. Teile seines Vermögens wurden beschlagnahmt, anderes konnte Simon retten, darunter auch Munchs »Schrei«, den er später allerdings verkaufte. Wann genau und zu welchem Preis, dazu gibt es laut »Welt« heute keine Belege mehr. »Es ist offensichtlich, dass Hugo Simon dieses Gemälde unter Zwang verkauft hat, vermutlich unter Wert«, sagte Simons Urenkel Cardoso. »Sicher wurde jeder Vermögensgegenstand, den er in diesen Jahren verkaufte, verkauft, um zu überleben.«

Cardoso sagte, Sotheby’s und der jetzige Eigentümer Olsen seien sich über die Herkunft des Bildes offenbar im Klaren. Olsens Anwälte hätten den Simon-Nachkommen angeboten, 250.000 US-Dollar für einen gemeinnützigen Zweck zu spenden, wenn sie der Versteigerung zustimmten. »Wenn sie keine ethischen Bedenken hatten, warum kamen sie überhaupt mit dem Angebot?«, sagte Cardoso.

Er und seine Verwandten hätten das Angebot abgelehnt. Juristisch ist eine Zustimmung der Nachfahren zur Versteigerung nicht erforderlich. Das Auktionshaus Sotheby’s teilte der »Welt« auf Anfrage mit, man habe die komplette Liste der Vorbesitzer des »Schreis« offengelegt. epd

Filmkritik

»Nobody Wants This« – die Zweite

Die Fortsetzung der Netflix-Hit-Serie »Nobody Wants This« ist angelaufen. Allerdings sorgen diesmal vor allem die Nebenrollen für randvolle Herzen. Vorsicht Spoiler.

 06.11.2025

TV-Tipp

Ein Überlebenskünstler zwischen Hallodri und Held

»Der Passfälscher« ist eine wahre und sehenswerte Geschichte des Juden Cioma Schönhaus, der 1942 noch immer in Berlin lebt

von Michael Ranze  06.11.2025

Kunst

Maler und Mentor

Eine Ausstellung in Baden-Baden zeigt Max Liebermann auch als Förderer impressionistischer Kollegen

von Eugen El  06.11.2025

Geheimnisse & Geständnisse

Plotkes

Klatsch und Tratsch aus der jüdischen Welt

 06.11.2025

Film

»Vielleicht eines der letzten Zeitdokumente dieser Art«

Die beiden Regisseure von »Das Ungesagte« über ihre Doku mit NS-Opfern und ehemaligen Mitläufern, Kino als Gesprächsraum und die Medienkompetenz von Jugendlichen

von Katrin Richter  06.11.2025

Programm

Termine und TV-Tipps

Termine und Tipps für den Zeitraum vom 6. November bis zum 13. November

 05.11.2025

Yitzhak Rabin

Erinnerung an einen Mord

Wie ich am 4. November 1995 im Café Moment in der Jerusalemer Azza Street vom tödlichen Anschlag auf Israels Ministerpräsident in Tel Aviv erfuhr

von Ayala Goldmann  04.11.2025

TV-Tipp

»Nürnberg 45 - Im Angesicht des Bösen«

Das Dokudrama rekonstruiert die Nürnberger Kriegsverbrecher-Prozesse vor 80 Jahren

von Jan Lehr  04.11.2025

Hollywood

Jesse Eisenberg will eine seiner Nieren spenden

Der Schauspieler hatte die Idee dazu bereits vor zehn Jahren

 03.11.2025