Wladimir Kaminer

»Russland große Gefahr für den Weltfrieden«

Schriftsteller: »In meinem Umfeld ist das ein großes Thema und die Menschen machen sich große Sorgen«

 23.02.2022 08:16 Uhr

Der Autor Wladimir Kaminer (2021) Foto: imago images/Future Image

Schriftsteller: »In meinem Umfeld ist das ein großes Thema und die Menschen machen sich große Sorgen«

 23.02.2022 08:16 Uhr

Der Schriftsteller Wladimir Kaminer (»Russendisko«) sieht in seiner früheren Heimat Russland aktuell eine internationale Bedrohung. »Zurzeit ist Russland eine große Gefahr für die europäische Sicherheit und für den Weltfrieden«, sagte Kaminer der Deutschen Presse-Agentur in Berlin.

EIGENLEBEN »In meinem Umfeld ist das ein großes Thema und die Menschen machen sich große Sorgen, weil sie auch besser verstehen können, was in Putins Kopf vorgeht«, sagte der 54-Jährige mit Hinweis auf den russischen Präsidenten Wladimir Putin. »In einer Situation, wo das politische Personal nicht abgewählt werden kann, kann es durchaus passieren, dass dieses politische Personal, in unserem Fall nur ein Mann, dann ein Eigenleben entwickelt mit irgendwelchen politischen Zielen, die nicht mehr den Interessen seines Landes, seines Volkes oder dem Wohlstand seiner Gesellschaft dienen.«

Die europäische Politik habe sich nicht wirklich für die Probleme in der Ukraine interessiert, kritisierte der in Moskau geborene und in Deutschland lebende Schriftsteller. »Ganz Europa muss sich mit den Problemen dieses Mannes beschäftigen, um des Friedens Willen. Das klingt verrückt, ist aber so.«

»Ich würde jetzt sofort die Ukraine in die Nato aufnehmen.«

schriftsteller wladimir kaminer

»Putin hat den Untergang der Sowjetunion als größte geopolitische Katastrophe des Jahrhunderts bezeichnet, also eine größere Katastrophe als der Zweite Weltkrieg aus seiner Sicht«, sagte Kaminer. »Wir sind alle Zeugen eines Versuchs, quasi in Handarbeit das Rad der Geschichte zurückzudrehen.«

KONSEQUENZEN Er forderte ein konsequenteres Vorgehen. »Eine klare und unmissverständliche Antwort darauf von europäischen Ländern, von der Weltöffentlichkeit bekommt Putin nicht.« Die angekündigten Sanktionen könnten nicht als ernste Antwort betrachtet werden. »Ich würde jetzt sofort die Ukraine in die Nato aufnehmen, auf jeden Fall. Man muss jetzt quasi alle Mechanismen nutzen, die noch funktionieren, die noch irgendeine Wirkung tatsächlich erzielen.«

Kaminer sprach von einem »merkwürdigen Gefühl« in seinem russischstämmigen Bekanntenkreis. »Unsere Propaganda hat uns immer erzählt, was zu tun ist, wenn deine Heimat in Gefahr ist. Aber wenn deine Heimat andere Länder angreift, darauf wurden meine Landsleute nicht vorbereitet.« Es sei sehr wichtig, »dass wir uns gerade bei einem solchen Tsunami von Falschinformationen ein klares Bild erhalten von dem, was eigentlich Sache ist. Ich sehe meine Aufgabe als Künstler darin, das so deutlich wie möglich zu beschreiben.« dpa

Streaming

»Bros«: Zwei Trottel, eine Bar

Die erste rein hebräischsprachige und israelische Original-Produktion für Netflix startet heute weltweit

von Ayala Goldmann  18.04.2024

Interview

»Deutschland ist eine neurotische Nation«

Bassam Tibi über verfehlte Migrationspolitik, Kritik an den Moscheeverbänden und Ansätze für islamische Aufklärung

von Christoph Schmidt  18.04.2024

Verschwörungstheorien

Nach viel kritisiertem Israel-Hass-Video: Jetzt spricht Dieter Hallervorden

Der Schauspieler weist die Kritik an seiner Veröffentlichung zurück

 18.04.2024

Venedig

Israelhasser demonstrieren bei Kunstbiennale

Die Demonstranten forderten einen Boykott israelischer Künstler

 18.04.2024

Klassik

Eine Liebeserklärung an die Mandoline

Der israelische Musiker Avi Avital verleiht Komponisten wie Bach oder Vivaldi einen unverwechselbaren neuen Touch

von Christine Schmitt  18.04.2024

Geheimnisse & Geständnisse

Plotkes

Klatsch und Tratsch aus der jüdischen Welt

 18.04.2024

Restitution

Bundesregierung will Herausgabe von NS-Raubkunst erleichtern

Gesetzentwurf sieht unter anderem einen Auskunftsanspruch gegenüber Personen vor, die NS-Raubkunst in Verkehr bringen

 17.04.2024

Berlin

Wenn aus Projektionen Projektile werden

Experten diskutierten bei einer Tagung der Bildungsabteilung im Zentralrat, wie anti-israelische Obsessionen wirken

von Mascha Malburg  17.04.2024

Philosophie

Mit Sartre gegen die Enge

Vincent von Wroblewskys Autobiografie »Vermutlich Deutscher« ist ein kleines Meisterwerk

von Marko Martin  17.04.2024