Interview

»Wir sind keine zweite Deutsch-Israelische Gesellschaft«

Susanne Stephan Foto: Marco Limberg

Interview

»Wir sind keine zweite Deutsch-Israelische Gesellschaft«

Susanne Stephan über den neuen Verband Jüdischer Journalistinnen und Journalisten

von Ayala Goldmann  20.11.2024 08:08 Uhr Aktualisiert

Frau Stephan, Sie und Lorenz Beckhardt sind Co-Vorsitzende des Verbandes Jüdischer Journalistinnen und Journalisten (JJJ), der sich gerade in Frankfurt gegründet hat. Was wollen Sie bewirken?
Unser Ziel ist es erst einmal, offene Kommunikationsräume für Kollegen zu schaffen, in denen wir uns austauschen können zur Berichterstattung über Juden und über Israel – was sie mit uns macht und wie wir damit umgehen. Auch, wenn uns Zuschreibungen treffen wie etwa: »Du bist ja Jüdin, du bist ja Jude, erklär uns doch mal …« oder »Findest du nicht auch, dass der Krieg in Gaza endlich mal ein Ende haben muss?«.

Wer kann Mitglied werden?
Jeder, der jüdisch und journalistisch tätig ist. Bei der Definition von »jüdisch« schließen wir alle Menschen ein, deren Mutter oder Vater halachisch jüdisch ist oder die zum Judentum konvertiert sind. Unser Verband wurde für den deutschsprachigen Raum gegründet – also auch für Österreich und die Schweiz.

Verfolgt der JJJ politische Anliegen?
Wir verfolgen kommunikationspolitische Anliegen. Wir wollen ein professionelles Bedürfnis befriedigen und ein Netzwerk aufbauen. Wenn wir Anstöße geben können, damit Diskussionen über Israel und Juden weniger aufgeheizt geführt werden als bisher und mehr gegenseitiges Wohlwollen einkehrt, wäre uns das sehr recht. Meine Stoßrichtung ist es vor allem, innerhalb der Journalistenschaft tätig zu werden, gern auch als Angebot für nichtjüdische Kollegen.

Das Bekenntnis zum Existenzrecht Israels und die Definition von Antisemitismus gemäß der International Holocaust Remembrance Alliance (IHRA) stehen in Ihrer Satzung …
Selbstverständlich! Das Existenzrecht Israels ist für uns unverhandelbar, in diesem Sinn sind wir Zionisten. Die Parole »From the River to The Sea« würden wir in einem Diskurs nicht so stehen lassen. Aber wir sind auch nicht die Propagandatruppe von Benjamin Netanjahu.

Wie wird der Verband reagieren, wenn er um eine Stellungnahme zum Krieg in Gaza oder zu Entscheidungen des Kabinetts in Jerusalem angefragt wird?
Wenn es nach mir geht, gar nicht. Ich kann mir vorstellen, dass wir helfen, kundige Stimmen zu vermitteln. Aber ein jüdischer Journalistenverband sollte sich für die Belange von jüdischen Journalisten in Deutschland, Österreich und der Schweiz interessieren und nicht als Lobbygruppe im Nahost-Konflikt auftreten. Wir sind auch keine zweite Deutsch-Israelische Gesellschaft (DIG).

Mitglieder der rechtsextremen AfD können dem neuen Verband nicht angehören?
Ja, viele Menschen, die in sozialen Netzwerken »halb journalistisch« unterwegs sind, kommen aus dem Umkreis der AfD. Ich würde nicht ausschließen, dass auch Juden darunter sind. Die nehmen wir nicht auf.

Mit der »Focus«-Redakteurin sprach Ayala Goldmann.

Berlin

John Irvings »Königin Esther«: Mythos oder Mensch?

Eigentlich wollte er keine langen Romane mehr schreiben. Jetzt kehrt er zurück mit einem Werk über jüdische Identität und Antisemitismus

von Taylan Gökalp  18.11.2025

TV-Tipp

Sie ging über Leichen: Doku »Riefenstahl« zeigt eine überzeugte Nationalsozialistin

Das Erste zeigt Andres Veiels vielschichtigen Dokumentarfilm über Leben und Wirken von Hitlers Lieblingsregisseurin Leni Riefenstahl. Der Film geht auch der Frage nach, wie ihre Filme bis in die Gegenwart ausstrahlen

von Jens Hinrichsen  17.11.2025

TV-Tipp

»Unser jüdischer James Bond«

Die Arte-Doku »Der Jahrhundert-Spion« erzählt die schillernde Lebensgeschichte des Ex-CIA-Agenten Peter Sichel, der seinerzeit den Ausbruch des Kalten Kriegs beschleunigte

von Manfred Riepe  17.11.2025

Holzstörche zur Geburt in Niederösterreich. Noch immer werden neben den klassischen Namen viele biblische Namen den Kindern gegeben.

Statistik

Diese hebräischen Vornamen in Österreich sind am beliebtesten

Österreichische Eltern wählen gern Klassiker. Unter den Top Ten sind auch viele Namen biblischen Ursprungs

von Nicole Dreyfus  17.11.2025

Miss-Universe-Show

Miss Israel erhält Todesdrohungen nach angeblichem Seitenblick

Auch prominente Israelis sind immer öfter mit Judenhass konfrontiert. Diesmal trifft es Melanie Shiraz in Thailand

 17.11.2025

TV-Tipp

Ein Skandal ist ein Skandal

Arte widmet den 56 Jahre alten Schock-Roman von Philip Roth eine neue Doku

von Friederike Ostermeyer  17.11.2025

Jubiläum

Weltliteratur aus dem Exil: Vor 125 Jahren wurde Anna Seghers geboren

Ihre Romane über den Nationalsozialismus machten Anna Seghers weltberühmt. In ihrer westdeutschen Heimat galt die Schriftstellerin aus Mainz jedoch lange Zeit fast als Unperson, denn nach 1945 hatte sie sich bewusst für den Osten entschieden

von Karsten Packeiser  17.11.2025

Aufgegabelt

Noahs Eintopf

Rezepte und Leckeres

 16.11.2025

Kunst

Illustrationen und Israel-Hass

Wie sich Rama Duwaji, die zukünftige »First Lady von New York«, auf Social Media positioniert

von Jana Talke  13.11.2025