Kino

»Warmherzig, klug und humorvoll«

Artur Brauner mit Schauspielerin Romy Schneider Foto: dpa

Der Zentralrat der Juden in Deutschland hat Artur Brauner als »einen der wichtigsten Filmproduzenten Deutschlands« gewürdigt. »Mit seinen Produktionen hat Artur Brauner die Filmlandschaft bereichert und nachhaltig geprägt«, sagte Zentralratspräsident Josef Schuster zum Tod des 100-Jährigen, der am Sonntag in Berlin verstarb.

»Mit seinen Filmen wollte Artur Brauner nicht nur unterhalten, er nutzte das Medium Film auch, um die Zuschauer über das dunkelste Kapitel deutscher Geschichte aufzuklären und seine eigenen Erlebnisse zu verarbeiten«, betonte Schuster. »Artur Brauner, der 49 Verwandte im Holocaust verlor und die Schoa versteckt in den Wäldern der Sowjetunion überlebte, wagte nach dem Krieg den Neuanfang in Deutschland.«

MITGEFÜHL Der Oscarpreisträger und Zeitzeuge habe sich Zeit seines Lebens für Demokratie, Verständigung und Toleranz engagiert, so Schuster weiter. »Die jüdische Gemeinschaft in Deutschland verliert einen großen Filmemacher, einen Streiter für die Demokratie und einen warmherzigen, klugen und humorvollen Menschen. Unser tiefes Mitgefühl gilt seiner Familie. Wir werden ihm ein ehrendes Andenken bewahren.«

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Auch Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) hob Artur Brauners Leben und Lebenswerk hervor. »Dass er als ehemals verfolgter polnischer Jude nach dem Zweiten Weltkrieg in das Land der Mörder seiner Familie ging, um Filme zu produzieren und sich auch für den demokratischen Wiederaufbau Deutschlands engagiert einsetzte, ist ein wahres, ein großes Geschenk für unser Land«, sagte Grütters.

Werke wie Hitlerjunge Salomon, Die Weiße Rose oder Sag die Wahrheit seien nur einige herausragende Beispiele für seine jahrzehntelange Auseinandersetzung mit dem Holocaust, »zumal Artur Brauner dies schon in einer Zeit vorantrieb, in der man in Deutschland die eigene Schuld und die Mitwirkung an den Verbrechen der Nazis noch eher verdrängte, als diese aufzuarbeiten«.

»Die Bundesrepublik Deutschland hat Artur Brauner wahrlich viel zu verdanken«, sagte die Kulturstaatsministerin. »Wir werden ihn auch als Menschen mit seinem Charme, seiner Chuzpe, seinem Humor und seinem großen Herzen vermissen.«

Berlins Kultursenator Klaus Lederer würdigte Brauner ebenfalls. »Atze Brauner – danke für alle Anstrengungen, das ›Nie wieder‹ in einer Gesellschaft zu verankern, die nichts gewusst haben will«, schrieb er auf Twitter.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

BIOGRAFIE Der 1918 im polnischen Lodz geborene Brauner arbeitete mit Stars wie Romy Schneider, Curd Jürgens, Caterina Valente, Maria Schell, O. W. Fischer und Heinz Rühmann zusammen und verhalf dem deutschen Film nach dem Zweiten Weltkrieg wieder zu Ansehen.

In Brauners Berliner Central Cinema Company-Studios (CCC) entstanden 700 Kinofilme und TV-Produktionen. Er brachte Filme wie Der brave Soldat Schwejk, Der Tiger von Eschnapur, Dr. Mabuse und Mädchen in Uniform auf die Leinwand.

Brauner erinnerte außerdem mit zahlreichen Filmen an das Schicksal der Holocaust-Opfer. Bereits 1948 hatte Brauner bei den Filmfestspielen in Venedig Morituri über die Flucht von Häftlingen aus einem Konzentrationslager gezeigt.

OSCAR Aufsehen erregte die nach einer wahren Geschichte entstandene Brauner-Produktion Hitlerjunge Salomon (1990/Regie Agnieszka Holland). Darin gibt sich ein jüdischer Junge als Hitler-Junge aus, um zu überleben. Das Drama gewann einen Golden Globe, wurde von der deutschen Auswahlkommission überraschend aber nicht für einen Oscar als bester fremdsprachiger Film nominiert. Im Gegensatz zu Deutschland war der Film in den USA ein großer Publikumserfolg.

»Auschwitz-Überlebende in aller Welt verabschieden sich von Artur Brauner mit Wehmut und großer Dankbarkeit«, sagte Christoph Heubner, Vizepräsident des Internationalen Auschwitz Komitees.

»Sein Wille, der Welt vor Augen zu führen, was in den Lagern der Nazis und während des Holocaust geschehen war, rührte aus dem eigenen Erleben und dem nie endenden Schmerz angesichts des Verlustes vieler seiner Familienangehörigen.« In vielen Filmen habe er den Ermordeten und den Überlebenden eine Stimme gegeben.

»OLD SHATTERHAND« In den CCC-Filmstudios war Brauner zu Beginn gleichzeitig Produzent, Atelierchef, Dramaturg, Besetzungschef und Buchhalter. Er verfilmte auch zahlreiche Abenteuerromane wie Der Schut und Old Shatterhand mit Lex Barker und Pierre Brice.

Brauner, Vater von zwei Töchtern und zwei Söhnen, war jahrzehntelang gemeinsam mit seiner Frau Maria Stammgast bei den großen gesellschaftlichen Ereignissen Berlins. Brauners Tochter Alice führt als Produzentin bereits seit einigen Jahren das Lebenswerk ihres Vaters fort.  ja/dpa

Antisemitismus

Kanye behauptet, Juden wieder zu lieben

Der Rapper sorgte mit judenfeindlichen Aussagen für Empörung. Nun will er seine Meinung geändert haben

 27.03.2023

Berlin

»Solche Bilder vergisst man nicht«

Die Schau »Flashes of Memory« aus Yad Vashem zeigt Aufnahmen aus dem Holocaust

von Nina Schmedding  27.03.2023

Musik

Warum Jeff Goldblum morgens gern Klavier spielt

Bald gibt der Jazz-Pianist und Schauspieler ein großes Konzert in Berlin

 27.03.2023

Kino

»Ich stand immer auf Filme«

Sein nächstes – und letztes – Werk soll von der legendären jüdischen Filmkritikerin Pauline Kael handeln

von Anke Sterneborg  27.03.2023

Fotografie

Sinfonie einer Großstadt

Das Berliner Bröhan-Museum zeigt die ikonischen Bilder von Andreas Feininger aus New York

von Sabine Schereck  25.03.2023

Kulturtipp

Malabi und Schesch Besch

Unsere Israel-Korrespondentin Sabine Brandes hat einen Reiseführer über Tel Aviv geschrieben. Ein Auszug

von Sabine Brandes  25.03.2023

USA

Facebook-Gründer Zuckerberg zum dritten Mal Vater geworden 

Lange wurde über den Namen des Babys gerätselt. Jetzt wurde er bekannt. Das Paar Zuckerberg bleibt seinen besonderen Namensvorlieben treu

 24.03.2023

Berlin

Joachim Gauck und Herta Müller fordern Unterstützung für Exilmuseum

In der Hauptstadt entsteht ein Museum über die Vertreibung aus Deutschland während der NS-Zeit und heutige Fluchtbewegungen

von Bettina Gabbe  24.03.2023

Legenden

Reporter und Revolutionär

Vor 75 Jahren starb Egon Erwin Kisch: Seine Reportagebände haben bis heute nichts an ihrer Faszination verloren

von Michael Heitmann  24.03.2023