Film

Vorsicht, bissige Juden!

Die Macher von »Juda« widmen sich dem Vampir-Thema auf erfrischend respektlose Weise. Foto: PR

Eigentlich gehören Vampire zum kleinen Einmaleins der antisemitischen Metapher. Denn »Blutsauger« und »Juden« tauchen als Begriffe oftmals gemeinsam auf. Und so manche Dracula-Beschreibung ist ein Sammelsurium judenfeindlicher Klischees.

Umso erfreulicher, dass Zion Baruch, eigentlich Frontmann des israelischen Stand-up-Comedian-Trios Ma Kashur, den Spieß einmal umgedreht hat. Das Resultat ist gleich eine ganze TV-Serie und heißt Juda. Dabei werden Sex, Crime und Comedy mit klassischen Film-Noir-Elementen und Zitaten aus diversen Superhelden-Geschichten bunt durcheinandergemischt.

plot Der Plot deutet bereits an, dass sich die Macher von Juda dem Vampir-Thema auf erfrischend respektlose Weise nähern: Alles beginnt mit der Rumänienreise des israelischen Kleinkriminellen Juda Ben-Chaim, der sich erhofft, in einem Casino mit dem geliehenen Geld eines französischen Gangsters dort den Jackpot zu knacken. Dann aber landet er in den Armen einer wunderschönen wie auch mysteriösen Frau namens Tanya.

Statt erhoffter Liebesnacht gibt es jedoch nur einen Biss in den Nacken.

Statt erhoffter Liebesnacht gibt es jedoch nur einen Biss in den Nacken. Die Dame saugt sein Blut aus, und er selbst mutiert zum Vampir. Als offiziell erster jüdischer Vertreter seiner Art wird er gleich von einem alten Rabbi auf Mission geschickt: Juda Ben-Chaim soll andere Vampire, allen voran die direkten Nachfahren Draculas, neutralisieren. Der Grund: Sie sind so etwas wie die neuen Amalekiter und damit Feinde des Volkes Israel.

dracula Verkompliziert wird das Ganze durch ein altes Vampir-Gesetz. Demnach ist es den Kindern Draculas verboten, jüdisches Blut zu trinken. Das wäre einfach nicht standesgemäß. Aber auch Juden ist dieser Lebenssaft heilig, weshalb Juda Ben-Chaim vor einem Dilemma steht. Ganz vampiruntypisch verzichtet er darauf, seine Beißerchen zum Einsatz zu bringen, um andere auszusaugen. Genau deshalb kann er auch nicht zum Monster werden wie seine Kontrahenten aus dem Hause Dracula. Jede neue Folge der Serie wird übrigens mit einem passenden Zitat aus der Tora oder dem Talmud eingeleitet, was die Macher der Serie aber nicht davon abhält, ihren Protagonisten fluchen zu lassen, dass einem die Ohren glühen.

Der amerikanische TV- Streamingdienst Hulu war jedenfalls von Juda dermaßen überzeugt, dass er die Serie, von der bereits eine Staffel existiert, einkaufte. Über einen konkreten Ausstrahlungstermin wurde jedoch noch nichts bekannt. Auf YouTube gibt es aber bereits Kostproben.

Kino

»Fast ein Wunder«

Das israelische Filmfestival »Seret« eröffnete in Berlin mit dem Kassenschlager »Cabaret Total« von Roy Assaf

von Ayala Goldmann  20.11.2025

»Jay Kelly«

In seichten Gewässern

Die neue Tragikomödie von Noah Baumbach startet fulminant, verliert sich dann aber in Sentimentalitäten und Klischees

von Patrick Heidmann  20.11.2025

Nazivergangenheit

Keine Ehrenmedaille für Rühmann und Riefenstahl

»NS-belastet« oder »NS-konform« – das trifft laut einer Studie auf 14 Persönlichkeiten der Filmbranche zu. Ihnen wird rückwirkend eine Auszeichnung aberkannt, die die Spitzenorganisation der Filmwirtschaft (SPIO) zukünftig nicht mehr vergeben will

von Niklas Hesselmann  20.11.2025

TV-Tipp

Sie ging über Leichen: Doku »Riefenstahl« zeigt eine überzeugte Nationalsozialistin

Das Erste zeigt Andres Veiels vielschichtigen Dokumentarfilm über Leben und Wirken von Hitlers Lieblingsregisseurin Leni Riefenstahl. Der Film geht auch der Frage nach, wie ihre Filme bis in die Gegenwart ausstrahlen

von Jens Hinrichsen  20.11.2025

Programm

Termine und TV-Tipps

Termine und Tipps für den Zeitraum vom 20. November bis zum 27. November

 20.11.2025

»Lolita lesen in Teheran«

Klub der mutigen Frauen

Der Israeli Eran Riklis verfilmt die Erinnerungen der iranischen Schriftstellerin Azar Nafisi an geheime Literaturtreffen in Teheran – mit einem großartigen Ensemble

von Ayala Goldmann  20.11.2025

Ausstellung

Sprayende Bildhauerin mit Geometrie

Das Museum Wiesbaden zeigt Werke Louise Nevelsons und eines Künstlerpaares

von Katharina Cichosch  20.11.2025

Holzstörche zur Geburt in Niederösterreich. Noch immer werden neben den klassischen Namen viele biblische Namen den Kindern gegeben.

Statistik

Diese hebräischen Vornamen in Österreich sind am beliebtesten

Österreichische Eltern wählen gern Klassiker. Unter den Top Ten sind auch viele Namen biblischen Ursprungs

von Nicole Dreyfus  19.11.2025

Magdeburg

Telemann-Preis 2026 für Kölner Dirigenten Willens

Mit der Auszeichnung würdigt die Landeshauptstadt den eindrucksvollen Umgang des jüdischen Dirigenten mit dem künstlerischen Werk Telemanns

 19.11.2025