Literatur

Vor 80 Jahren wurde »Nesthäkchen«-Autorin Else Ury ermordet

Foto: picture alliance/dpa

Die Aufreihung der Transportverzeichnisse erscheint endlos. Auf der am 12. Januar 1943 als 26. Transport bezeichneten Liste findet sich unter 1196 Namen auch Else Ury. An diesem Tag vor 80 Jahren wurde die Kinderbuchautorin (»Nesthäkchen«) mit anderen Jüdinnen und Juden von Berlin aus in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert.

Direkt nach der Ankunft einen Tag später wurde die 65-jährige in den Gaskammern des Lagers ermordet. Insgesamt brachten die Nationalsozialisten in Auschwitz-Birkenau mindestens 1,1 Millionen Menschen um, die meisten von ihnen Jüdinnen und Juden.

Ury schrieb zahlreiche Geschichten, Romane und Reihen. Ihre bis heute bekannteste und noch immer verlegte »Nesthäkchen«-Reihe mit insgesamt zehn Bänden dreht sich um Annemarie Braun, die als jüngstes Kind einer Arztfamilie im Berlin des frühen 20. Jahrhunderts aufwächst.

Ury schilderte in ihren Kinderbüchern auch ein Stück ihrer eigenen großbürgerlichen Kindheit. Sie war Tochter des Tabakfabrikanten Emil Ury und wuchs wohlbehütet mit drei Geschwistern im Berliner Stadtteil Charlottenburg auf. Zu ihren zahlreichen Veröffentlichungen gehörten auch »Lotte Naseweis« oder »Lilli Lilliput«. Am 6. März 1935 erhielt Ury als Jüdin Schreibverbot per Ausschluss aus der Reichsschrifttumskammer.

Die Geschichte von »Nesthäkchen« diente auch als Vorlage für Verfilmung und Hörspiele. In der DDR sind die »Nesthäkchen«-Geschichten über das Schicksal des kleinen Mädchens, das ganze Kindergenerationen begeistert hat, nie erschienen.

Der Koffer, den Ury bei der Deportation dabei hatte, gehört zum Museum der Gedenkstätte Auschwitz im polnischen Oswiecim. 1996 war er in Berlin als Leihgabe in einer Ausstellung über ihr Leben zu sehen. Auf dem Jüdischen Friedhof im Berliner Stadtteil Weißensee erinnert eine Inschrift am Grab ihrer Eltern an Else Ury.

Ausstellung

Das pralle prosaische Leben

Wie Moishe Shagal aus Ljosna bei Witebsk zur Weltmarke Marc Chagall wurde. In Düsseldorf ist das grandiose Frühwerk des Jahrhundertkünstlers zu sehen

von Eugen El  17.04.2025

Sachsenhausen

Gedenken an NS-Zeit: Nachfahren als »Brücke zur Vergangenheit«

Zum Gedenken an die Befreiung des Lagers Sachsenhausen werden noch sechs Überlebende erwartet. Was das für die Erinnerungsarbeit der Zukunft bedeutet

 17.04.2025

Bericht zur Pressefreiheit

Jüdischer Journalisten-Verband kritisiert Reporter ohne Grenzen

Die Reporter ohne Grenzen hatten einen verengten Meinungskorridor bei der Nahost-Berichterstattung in Deutschland beklagt. Daran gibt es nun scharfe Kritik

 17.04.2025

Interview

»Die ganze Bandbreite«

Programmdirektorin Lea Wohl von Haselberg über das Jüdische Filmfestival Berlin Brandenburg und israelisches Kino nach dem 7. Oktober

von Nicole Dreyfus  16.04.2025

Meinung

Nur scheinbar ausgewogen

Die Berichte der Öffentlich-Rechtlichen über den Nahostkonflikt, wie die von Sophie von der Tann, sind oft einseitig und befördern ein falsches Bild von Israel

von Sarah Maria Sander  16.04.2025

Serie

»Inglourious Basterds«-Star spielt in »Fauda« mit

Sicher ist, dass die fünfte Staffel von »Fauda« kommt. Unsicher ist noch, welche Rolle die Französin spielen wird

 15.04.2025

Programm

Termine und TV-Tipps

Termine und Tipps für den Zeitraum vom 17. April bis zum 1. Mai

 15.04.2025

Graphic Novel

»Lodzia und Marysia« erzählt Geschichte von Schoa-Überlebenden

Das Buch widmet sich dem Leben von Leokadia Justman und ihrer Freundin im Nationalsozialismus. Verfolgung, Flucht und Mut stehen im Mittelpunkt dieses außergewöhnlichen Comics.

 15.04.2025

Europa

Spanien stellt Teilnahme Israels am Musikwettbewerb ESC infrage

Beim Eurovision Song Contest soll es eigentlich um Musik gehen. Doch die Politik spielt immer öfter mit hinein. Aktuell droht eine neue Debatte um Israel. Grund ist der Krieg im Gazastreifen

 14.04.2025