Berlinale

Viel Beifall für Restitutionsdrama

Bei der Weltpremiere im Friedrichstadtpalast Foto: dpa

Mit großem Beifall und Begeisterung hat das Berlinale-Publikum die Weltpremiere des Raubkunst-Dramas Woman in Gold von Simon Curtis aufgenommen.

Der Film mit Helen Mirren (69) in der Hauptrolle zeichnet den Kampf der österreichischen Jüdin Maria Altmann nach, die vor den Nazis in die USA floh und 50 Jahre später vor Gericht um die Rückgabe eines der berühmtesten und teuersten Bilder der Welt streitet: das Porträt ihrer Tante Adele Bauer-Bloch. Es wurde von Gustav Klimt angefertigt und galt als die »Mona Lisa Österreichs«.

Rolle Helen Mirren sagte vor Beginn der Vorführung am Montagabend im Berliner Friedrichstadtpalast, sie habe keine Sekunde gezögert, als ihr die Rolle der Maria Altmann angeboten wurde. »Es war mir sofort klar, dass ich dabei sein muss«, ergänzte Mirren. Über die österreichische Jüdin urteilte die britische Schauspielerin: »Sie war eine lustige, sexy, weise, menschliche, ganz große Frau.«

Leider habe sie Maria Altmann, die 2011 starb, nicht mehr kennenlernen können: »Ich weiß aber, dass es für sie eine enorme Genugtuung war, das Bild zurückzubekommen.«

Bei der Vorführung des Films, der in der Reihe »Berlinale Special« gezeigt wird, war auch Randol Schoenberg anwesend, Enkel des berühmten Wiener Komponisten. Der Anwalt, im Film verkörpert von Ryan Reynolds, hatte Maria Altmann auf ihrem langwierigen Rechtsstreit gegen die Republik Österreich beigestanden.

erbin Das Bild aus dem Besitz des jüdischen Kunstsammlers Ferdinand Bloch, Adeles Witwer, war 1938 beschlagnahmt worden und wurde ab 1941 in der Österreichischen Galerie in Wien ausgestellt. Bloch wiederum hatte Maria Altmann als seine Erbin eingesetzt.

Den österreichischen Investigativ-Journalisten Hubertus Czernin, der Schoenberg wichtige Hinweise für seine Argumentation gegenüber den österreichischen Behörden gab, spielte Daniel Brühl. Außerdem wirken Katie Holmes, Nina Kunzendorf, Tom Schilling und Justus von Dohnányi mit – sowie Moritz Bleibtreu als vollbärtiger Gustav Klimt.

Der Film zeichnet mit Spannung und nicht ohne Pathos eine atemberaubende juristische Auseinandersetzung nach – bis vor das Oberste Gericht der USA und schließlich ein Schiedsgericht in Österreich, das 2006 zugunsten von Maria Altmann entschied und ihr neben »Adele« vier weitere Klimt-Bilder zusprach.

schoa Das Werk gibt aber auch Einblicke in das Seelenleben seiner Heldin, die 1938 aus Österreich in die USA fliehen konnte, ihre Eltern jedoch zurücklassen musste. Sie starben während der Schoa. Alles, was Maria Altmann bleibt, ist die Erinnerung an ihre einst glückliche Familie, deren Reichtum und Kulturgüter von den Nazis gestohlen wurden. Der Klägerin, das macht der Film überzeugend deutlich, geht es um Gerechtigkeit, nicht primär um den materiellen Wert des Bildes.

Klimts »Porträt Adele Bauer-Bloch I« ist mittlerweile in der New Yorker Neuen Galerie von Ronald S. Lauder zu sehen. 2006 hatte der jüdische Mäzen, seit 2007 Präsident des World Jewish Congress, das Bild gekauft – zum Rekordpreis von rund 135 Millionen US-Dollar. Einen großen Teil des Geldes hatte Altmann gespendet.

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