Debatte

»Unseriöses Vorgehen«

Zentralratspräsident Josef Schuster Foto: dpa

Der Zentralrat der Juden hat ein Telefonat mit den Aktionskünstlern vom »Zentrum für Politische Schönheit« abgesagt. Die Aussage der umstrittenen Gruppe, die neue Aktion beim Berliner Reichstagsgebäude laufe in enger Absprache mit dem Zentralrat, entspreche nicht der Wahrheit, sagte Präsident Josef Schuster der in Düsseldorf erscheinenden »Rheinischen Post« (Mittwoch).

Die Aktivisten haben beim Berliner Reichstagsgebäude eine Säule mit angeblicher Asche ermordeter NS-Opfer aufgestellt und – nach massiver Kritik an der Aktion – mitgeteilt: »Wir führen diesbezüglich Gespräche mit den Verantwortlichen.«

Aufmerksamkeit Die Vorgehensweise der Gruppe bezeichnete Schuster als unseriös. Sie diene offensichtlich ausschließlich dazu, Aufmerksamkeit zu erregen. »Das geplante Telefonat wurde daher von unserer Seite abgesagt«, sagte Schuster der Zeitung.

Der Zentralrat der Juden bezeichnete die Aktion zudem als »problematisch«, weil sie eventuell gegen das jüdische Religionsgesetz verstoße: »Sollte es sich tatsächlich um Asche von Schoa-Opfern handeln, dann wurde die Totenruhe gestört«, twitterte der Zentralrat am Dienstag.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Die stellvertretende Regierungssprecherin Ulrike Demmer nannte die Aktion am Dienstagnachmittag »außerordentlich pietätlos und geschichtsvergessen«. Auch andere jüdische wie nichtjüdische Organisationen und Einzelpersonen lehnen die Aktion ab.

TOTENRUHE Die Aktion des Zentrums sei »nicht nur eine skandalöse Störung der Totenruhe. Die Asche der Ermordeten eignet sich ebenso nicht für schiefe historische und politische Vergleiche. Die Opfer werden so nochmal entwürdigt und entmenschlicht«, twitterte das American Jewish Committee.

Die Künstlergruppe »Zentrum für Politische Schönheit« hatte am Montag in der Nähe von Bundestag und Kanzleramt eine temporäre »Gedenkstätte« für NS-Opfer errichtet. Mit der Aktion unter dem Titel »Suchet nach uns!« will die Gruppe vor einer Zusammenarbeit der Union mit der AfD warnen.

Laut der Künstlergruppe wurden dafür mehr als 200 Bodenproben an 23 Orten in Deutschland, Polen und der Ukraine zusammengetragen, an denen Nazis Massenmorde begingen. Laboruntersuchungen hätten in mehr als 70 Prozent Hinweise auf menschliche Überreste gegeben. ja

Film

Spannend, sinnlich, anspruchsvoll: »Der Medicus 2«

Wieder hat sich Regisseur Philipp Stölzl kräftig vom Bestseller-Autor Noah Gordon anregen lassen

von Peter Claus  19.12.2025

Musik

Louis-Lewandowski-Festival hat begonnen

Der Komponist Louis Lewandowski hat im 19. Jahrhundert die jüdische Synagogenmusik reformiert. Daran erinnert bis Sonntag auch dieses Jahr ein kleines Festival

 18.12.2025

Geheimnisse & Geständnisse

Plotkes

Klatsch und Tratsch aus der jüdischen Welt

von Bettina Piper, Imanuel Marcus  18.12.2025

Ausstellung

Pigmente und Weltbilder

Mit »Schwarze Juden, Weiße Juden« stellt das Jüdische Museum Wien rassistische und antirassistische Stereotype gleichermaßen infrage

von Tobias Kühn  18.12.2025

Kulturkolumne

Vom Nova-Festival zum Bondi Beach

Warum ich keine Gewaltszenen auf Instagram teile, sondern Posts von israelischen Künstlern oder Illustratorinnen

von Laura Cazés  18.12.2025

Neuerscheinung

Mit Emre und Marie Chanukka feiern

Ein Pixi-Buch erzählt von einem jüdischen Jungen, der durch religiöse Feiertage Verständnis und Offenheit lernt

von Nicole Dreyfus  18.12.2025

Zahl der Woche

1437

Funfacts & Wissenswertes

 18.12.2025

Revision

Melanie Müller wehrt sich gegen Urteil zu Hitlergruß

Melanie Müller steht erneut vor Gericht: Die Schlagersängerin wehrt sich gegen das Urteil wegen Zeigens des Hitlergrußes und Drogenbesitzes. Was bisher bekannt ist

 18.12.2025

Gastbeitrag

Liebe Kolleginnen und Kollegen, warum schweigt ihr?

Jan Grabowski fragt die deutschen Historiker, warum sie es unwidersprochen stehen lassen, wenn ein Holocaust-Experte für seine Forschungsarbeit diskreditiert wird

von Jan Grabowski  18.12.2025