Für mehrere Hollywood-Stars ging bei der Oscar-Verleihung in der Nacht zum Montag ein Traum in Erfüllung: Joaquin Phoenix wurde als männlicher Hauptdarsteller im düsteren Thriller Joker ausgezeichnet. Nach Gladiator, Walk The Line und The Master klappte es nun im vierten Anlauf für den amerikanisch-jüdischen Schauspieler. Seine Dankesrede nutzte Phoenix für einen flammenden Appell für Naturschutz und gegen Ungerechtigkeiten. »Ich glaube, wir sind dann am besten, wenn wir uns gegenseitig unterstützen«, sagte er.
Auch Brad Pitt nahm seinen ersten Schauspiel-Oscar entgegen: für seine Nebenrolle in Quentin Tarantinos Once Upon a Time in Hollywood. Unter Tränen erinnerte sich der 56-Jährige an seine Anfänge in Hollywood und widmete den Preis seinen Kindern. Renée Zellweger gewann für ihre Rolle der Judy Garland in Judy wie erwartet die Auszeichnung als beste Schauspielerin, und Laura Dern wurde für ihre Darstellung einer knallharten Scheidungsanwältin in »Marriage Story« als beste Nebendarstellerin geehrt – am Abend vor ihrem 53. Geburtstag.
Taika Waititi Der neuseeländische Regisseur Taika Waititi wurde für seine Nazi-Satire Jojo Rabbit mit einem Oscar für das beste adaptierte Drehbuch ausgezeichnet. Er sagte: »Ich habe diesen Film gemacht als Antwort auf die Wiederkehr von Hass, Intoleranz und Hass-Rede. Wer ein Nazi war, kam damals nach dem Krieg ins Gefängnis. Heute dagegen können Nazis eine Kundgebung auf einem Platz in einer Stadt abhalten. Es muss sich etwas ändern, etwas stimmt hier nicht.«
Zunächst war der 44-Jährige überrascht, wie leicht die Oscar-Statue sei. Dann dankte er seiner Mutter, die ihm das Buch, auf dem Jojo Rabbit basiert, gegeben hatte. Er nannte ein paar andere Namen und erklärte, er wolle eigentlich noch weiteren Menschen danken, aber er erinnere sich an keinen Namen mehr. Deswegen sagte er: »Das war’s!«, was für Gelächter im Saal sorgte.
Er fügte aber noch hinzu: »Das ist wirklich großartig und ich widme es allen indigenen Kindern, die auf der Welt leben und Kunst machen, tanzen und Geschichten schreiben wollen. Wir sind die ursprünglichen Geschichtenerzähler und wir können es auch hier schaffen.«
Scarlett Johansson, die für ihre Rolle in Jojo Rabbit als beste Nebendarstellerin und ihre Rolle in Marriage Story als beste Hauptdarstellerin nominiert war, ging leer aus.
Scarlett Johansson, die für ihre Mutterrrolle in Jojo Rabbit als beste Nebendarstellerin und für ihre Darstellung in Marriage Story als beste Hauptdarstellerin nominiert war, ging leer aus.
Der Oscar für den besten Film geht zum ersten Mal nach Südkorea – und damit erstmals an eine nicht-englischsprachige Produktion. Insgesamt gab es in der Nacht zu Montag in Hollywood vier Auszeichnungen für die Satire Parasite: Filmemacher Bong Joon Ho gewann zusätzlich zur Königskategorie auch den Auslands-Oscar sowie die Preise für die beste Regie und das beste Original-Drehbuch.
Sein bitterböser Film, der bereits einen Golden Globe und die Goldene Palme von Cannes gewonnen hatte, erzählt die Geschichte einer armen Familie, die sich im Haus einer reichen Familie einnistet. Das hochgehandelte Kriegsdrama 1917 erhielt drei Oscars, darunter den für die beste Kamera. Zwei Auszeichnungen gingen an den historischen Rennsportfilm Le Mans 66: Gegen jede Chance. Als Verlierer ging das Mafia-Epos The Irishman aus der 92. Oscar-Gala hervor. Der hochkarätig besetzte Film von Altmeister Martin Scorsese war zehn Mal nominiert gewesen, gewann aber keinen einzigen Preis.
Filmmusik Rockstar Elton John und sein Liedtexter Bernie Taupin wurden für den besten Filmsong ausgezeichnet: »(I’m Gonna) Love Me Again« aus dem Biopic Rocketman. Die beste Filmmusik lieferte nach Meinung der US-Filmakademie die Isländerin Hildur Gudnadóttir für Joker ab.
Für einen bewegenden Moment während der Gala sorgte die 18-jährige US-Sängerin Billie Eilish, die den Beatles-Klassiker »Yesterday« für die seit der letzten Gala gestorbenen Größen der Filmbranche wie Kirk Douglas und Doris Day sang. Auch des tödlich verunglückten Basketball-Superstars und Oscar-Gewinners Kobe Bryant wurde gedacht.
Die Trophäe für den besten Animationsfilm ging an den vierten Toy Story-Film Alles hört auf kein Kommando von Josh Cooley. Den Oscar für das beste Kostümdesign erhielt Greta Gerwigs Romanverfilmung Little Women. In der Sparte Make-up/Frisur wurde das Drama Bombshell – Das Ende des Schweigens ausgezeichnet.
In der Kategorie Dokumentation gewann der Film American Factory. Die Doku erzählt von den Menschen in einer Fabrik im US-Bundesstaat Ohio. Es ist das erste Werk, das von der Produktionsfirma von Barack und Michelle Obama unterstützt wurde. Beide gratulierten den Filmemachern für ihre »bewegende Geschichte« per Twitter. Die einzige deutsche Oscar-Hoffnung – die vom SWR koproduzierte Dokumentation The Cave über ein unterirdisches Krankenhaus in Syrien – ging damit leer aus. dpa/ag