Fundstück

Tradition der Eigentore

Wenig wirksam: Israelisches Video über die Erstürmuung der Gaza-Flottille Foto: Flash 90

Wenigstens in einem Punkt sind sich Befürworter und Kritiker der israelischen Kommandoaktion gegen die Gaza-Flotille einig: Das blutige Vorgehen war ein PR-Desaster. Nicht das erste in der Geschichte des Landes. Wenn es darum geht, seine Politik anderen Staaten, deren Medien und Bürgern zu vermitteln, versagt der jüdische Staat immer wieder. Das hat Tradition. Schon im ersten seiner Kriege, nach der Unabhängigkeitserklärung 1948, war die Öffentlichkeitsarbeit Israels so miserabel, dass der Schriftsteller Arthur Koestler, Zionist von Jugend an und zeitweise Sekretär von Zeev Jabotinsky, warnend seine Stimme erhob. In der Palestine Post vom 18. Juni 1948 schrieb er:

Propaganda »Wie jeder andere Krieg, so wird auch der Krieg um Israel gleichzeitig auf der militärischen und politischen Ebene ausgefochten. Letzteres impliziert, dass die Sache der kämpfenden Nation den anderen Regierungen und der öffentlichen Meinung wahrheitsgemäß und effektiv präsentiert wird. In diesem Krieg ist die politische Front sogar noch wichtiger als die militärische, da die militärischen Operationen zwar ein vergleichsweise geringes Ausmaß haben, doch gleichzeitig gewaltige internationale Probleme einbezogen sind. Doch während die Leistungen Israels auf militärischem Gebiet bewunderungswürdig sind, kann die Propaganda und die Zusammenarbeit mit den Exponenten der weltweiten öffentlichen Meinung, der Weltpresse, ohne Übertreibung nur als katastrophal bezeichnet werden. (…) Zusammenfassend ist zu sagen, dass die politische und propagandistische Kriegsführung für das Überleben Israels genau so wichtig ist, wie es seine militärischen Leistungen sind. Zu den Maßnahmen, die ergriffen werden sollten um diese in ihrer Gefährlichkeit nicht zu unterschätzende Situation zu verbessern gehört (…) die Ernennung eines Regierungsministers für Propaganda und Information, der Regierung und Nation gegenüber dafür verantwortlich ist, dass Israels Sache wahrheitsgetreu und effektiv präsentiert wird. Ich weiß, dass weder meine Beschwerden noch meine Vorschläge neu sind. Einzelpersonen und Delegationen haben all dies bereits Regierungsvertretern und auch dem Premierminister unterbreitet. Es wurde ihnen verständnisvoll zugehört und dann blieb doch alles genau so wie vorher.«

62 Jahre später hat sich daran nichts geändert. Israel schießt weiter propagandistische Eigentore. Wie schon der weise Salomo wusste: Es gibt nichts Neues unter der Sonne.

Meinung

Nur scheinbar ausgewogen

Die Berichte der Öffentlich-Rechtlichen über den Nahostkonflikt wie die von Sophie von der Tann sind oft einseitig und befördern ein falsches Bild von Israel

von Sarah Maria Sander  21.04.2025

Sehen!

»Die Passagierin«

Am Deutschen Nationaltheater in Weimar ist eine der intelligentesten Nachinszenierungen von Mieczyslaw Weinbergs Oper zu sehen

von Joachim Lange  21.04.2025

Aufgegabelt

Mazze-Sandwich-Eis

Rezepte und Leckeres

 18.04.2025

Pro & Contra

Ist ein Handyverbot der richtige Weg?

Tel Aviv verbannt Smartphones aus den Grundschulen. Eine gute Entscheidung? Zwei Meinungen zur Debatte

von Sabine Brandes, Sima Purits  18.04.2025

Literatur

Schon 100 Jahre aktuell: Tucholskys »Zentrale«

Dass jemand einen Text schreibt, der 100 Jahre später noch genauso relevant ist wie zu seiner Entstehungszeit, kommt nicht allzu oft vor

von Christoph Driessen  18.04.2025

Kulturkolumne

Als Maulwurf gegen die Rechthaberitis

Von meinen Pessach-Oster-Vorsätzen

von Maria Ossowski  18.04.2025

Ausstellung

Das pralle prosaische Leben

Wie Moishe Shagal aus Ljosna bei Witebsk zur Weltmarke Marc Chagall wurde. In Düsseldorf ist das grandiose Frühwerk des Jahrhundertkünstlers zu sehen

von Eugen El  17.04.2025

Sachsenhausen

Gedenken an NS-Zeit: Nachfahren als »Brücke zur Vergangenheit«

Zum Gedenken an die Befreiung des Lagers Sachsenhausen werden noch sechs Überlebende erwartet. Was das für die Erinnerungsarbeit der Zukunft bedeutet

 17.04.2025

Bericht zur Pressefreiheit

Jüdischer Journalisten-Verband kritisiert Reporter ohne Grenzen

Die Reporter ohne Grenzen hatten einen verengten Meinungskorridor bei der Nahost-Berichterstattung in Deutschland beklagt. Daran gibt es nun scharfe Kritik

 17.04.2025