Netflix

»Stranger Things« und der Holocaust

»Lukiškes Prison 2.0« heißt die auf Tripadvisor beliebteste Sehenswürdigkeit von Vilnius, der Hauptstadt Litauens. In dem ehemaligen Gefängnis, das heute Touristenführungen anbietet, wurden Teile der aktuellen vierten Staffel von Stranger Things gedreht. Gegen den Plan, in dem Gebäude ein Hotel im Stil der beliebten Netflix-Serie einzurichten, formiert sich nun jedoch Protest.

Der Grund: Das Gefängnis wurde während der deutschen Besatzung auch von den Nationalsozialisten genutzt. Zahlreiche hier inhaftierte Juden wurden später zusammen mit Roma und politisch Verfolgten während des sogenannten Massakers von Ponary ermordet.

unterhaltungsindustrie »Der Holocaust ist kein Thema für die Unterhaltungsindustrie, um daraus Reichtum zu schöpfen«, heißt es in einer Petition, die unter anderem von der jüdischen Gemeinschaft Litauens und dem Europäischen Zentrum für die Rechte der Roma initiiert wurde.

Zu den Forderungen der mittlerweile über 50.000 Unterzeichner gehören eine Entschuldigung von Netflix, eine Beteiligung der jüdischen und Roma-Gemeinschaft Litauens an den Gewinnen aus der Serie sowie »die sofortige Schließung« des Hotels.

Zumindest Letzteres hatte offenbar Erfolg. Denn das »Stranger Things«-Hotel wurde nie eröffnet, die Gründe dafür wurden nicht publik gemacht.

TÄTOWIERUNGEN Doch noch ein weiterer Aspekt der Serie, die in den 80er-Jahren spielt, stößt den Initiatoren der Petition auf. Im Zentrum von Stranger Things steht die mit übernatürlichen Gaben ausgestattete Elfie, die zusammen mit anderen Kindern Opfer wissenschaftlicher Experimente wird. Dabei werden ihnen Identifikationsnummern auf den Unterarm tätowiert, die an die Tätowierungen von KZ-Häftlingen erinnern. Unter den Fans der Serie fand das viele Nachahmer.

In der Petition wird den Verantwortlichen von Stranger Things vorgeworfen, auf dem Instagram-Account der Serie die Fotos der Fan-Tattoos geteilt zu haben »und damit ihr Verhalten zu fördern«. Das entweihe »die Erinnerungen der Überlebenden des Holocaust und ihrer Nachkommen«. Der Begeisterung für Stranger Things tat das bisher wenig Abbruch – die Serie gehört nach wie vor zu den meistgesehenen auf Netflix. Der Streamingdienst hat sich zu den Vorwürfen bisher nicht geäußert.

Interview

»Die Zeit der Exzesse ist vorbei«

In ihrem neuen Buch »Glamour« setzt sich die Berliner Autorin Ute Cohen mit Schönheit und Eleganz auseinander. Dabei spielt auch Magie eine Rolle - und der Mut, sich selbst in einer »Zwischenwelt« inszenieren zu wollen

von Stefan Meetschen  17.12.2025 Aktualisiert

Potsdam

Kontroverse um Anne-Frank-Bild mit Kufiya

Ein Porträt von Anne Frank mit Palästinensertuch in einem Potsdamer Museum entfacht Streit. Während Kritiker darin antisemitische Tendenzen sehen, verteidigt das Museum das Bild. Die Hintergründe

von Monika Wendel  17.12.2025

Meinung

Der Missbrauch von Anne Frank und die Liebe zu toten Juden

In einem Potsdamer Museum stellt der Maler Costantino Ciervo das jüdische Mädchen mit einer Kufiya dar. So wird aus einem Schoa-Opfer eine universelle Mahnfigur, die vor allem eines leisten soll: die moralische Anklage Israels

von Daniel Neumann  17.12.2025

Nachruf

Albtraum in der Traumfabrik

Eine Familientragödie hat den Hollywood-Riesen und seine Frau aus dem Leben gerissen. An Rob Reiners Filmen voller Menschenliebe wie »Harry und Sally« ist eine ganze Generation mitgewachsen

von Sophie Albers Ben Chamo  17.12.2025

Theater

Die Krise des Schlemihl

»Sabotage« von Yael Ronen ist ein witziger Abend über einen Juden, der sich ständig für den Gaza-Krieg rechtfertigen muss

von Stephen Tree  17.12.2025

Forum

Leserbriefe

Kommentare und Meinungen zu aktuellen Themen der Jüdischen Allgemeinen

 17.12.2025

Zahl der Woche

30 Minuten

Fun Facts und Wissenswertes

 17.12.2025

Musik

Großes Konzert: Xavier Naidoo startete Tournee

Die Synagogen-Gemeinde Köln kritisiert: »Gerade in einer Zeit zunehmender antisemitischer Vorfälle ist es problematisch, Herrn Naidoo eine Bühne zu bieten«

 17.12.2025

"Imanuels Interpreten" (16)

Ethel Lindsey: Queer und funky

Die Französin mit israelischen Wurzeln bringt mit ihrem Debütalbum die 70er-Jahre zurück

von Imanuel Marcus  18.12.2025 Aktualisiert