Der spanische Rundfunksender RTVE hält seine Boykottdrohung für den Eurovision Song Contest (ESC) in Österreich im Mai 2026 aufrecht und will offenbar den Ausschluss Israels aus dem populären Musikwettbewerb erzwingen.
Der Chef des öffentlich-rechtlichen Fernsehsenders RTVE, José Pablo López, bekräftigte bei einer Anhörung im spanischen Senat am Donnerstag seine im September gemachten Aussagen, wonach Spanien am ESC nur teilnehmen werde, wenn Israel nicht zugelassen werde.
Gemeinsam mit Deutschland, Frankreich, Großbritannien und Italien ist Spanien eines der fünf ständigen Teilnehmerländer am ESC und muss sich nicht für das Finale qualifizieren. Für seine unnachgiebige Haltung nannte López zwei Gründe. Zum einen warf er Israel vor, in Gaza einen Völkermord begangen zu haben. »Der Eurovision Song Contest ist ein Wettbewerb, aber Menschenrechte sind kein Wettbewerb«, so der RTVE-Präsident.
Zudem rügte López eine angebliche »systematische Nichteinhaltung der Wettbewerbsregeln durch Israel«. Er suggerierte, Israel habe zumindest bei den beiden letzten Ausgaben des ESC das Public Voting in seinem Sinne »politisch beeinflusst« und damit die Regeln des Wettbewerbs verletzt.
Israels Beitrag gewann 2025 das Publikumsvoting
Der RTVE-Vorstandsvorsitzende sagte vor den Abgeordneten, dass seine und die Haltung seiner Anstalt in dieser Frage unverändert geblieben sei. Am 4. und 5. Dezember will die European Broadcasting Union (EBU), der Dachverband der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten, die den weltweit populären Musikwettbewerb ausrichtet, bei einer Sitzung in Genf entscheiden, ob Israel teilnehmen kann.
Für den Fall, dass die Mehrheit der Mitgliedsverbände dies bejaht, haben bereits andere EBU-Mitgliedsverbände, darunter die Niederlande und Irland, angekündigt, den nächsten ESC in Wien boykottieren zu wollen. Israel nimmt an dem Wettbewerb, der erstmals 1956 als Grand Prix Eurovision de la Chanson veranstaltet wurde, seit dem Jahr 1973 teil. Vier Mal gewannen israelische Sängerinnen und Sänger den ESC. Spanien, das seit 1961 teilnimmt, war hingegen nur zwei Mal siegreich, 1968 und 1969.
Bei der jüngsten Ausgabe im Mai in Basel landete der spanische Beitrag auf dem drittletzten Platz. Die israelische Bewerberin Yuval Raphael gewann mit ihrem Song »New Day Will Rise« das Public Voting und landete am Ende nur deshalb auf dem zweiten Platz, weil die Jury dem österreichischen Beitrag deutlich mehr Punkte zubilligte. Auch in Spanien war Yuval Raphael die vom Publikum favorisierte Kandidatin – und das, obwohl nicht nur RTVE vor Beginn der Übertragung aus Basel unverhohlen gegen Israels Teilnahme Stimmung gemacht hatte.
RTVE will, falls Israel von der EBU nicht ausgeschlossen werden sollte, nicht nur seine Teilnahme am Festival überdenken, sondern auch das Event nicht im Fernsehen übertragen. Im Jahr 2024 musste die RTVE der EBU einen Teilnahmebetrag von 334.000 Euro entrichten. mth