Frankfurt

Späte Gerechtigkeit

Gemälde von Karl Peter Burnitz (Symbolfoto) Foto: dpa

Nach 80 Jahren gibt das Historische Museum Frankfurt ein Gemälde von Karl Peter Burnitz an den Erben des jüdischen Juweliers Hermann Netter zurück. »Mit dieser Restitution können wir nicht nur ein Objekt an seinen rechtmäßigen Eigentümer übergeben, sondern zugleich einen weiteren Baustein dieses düsteren Kapitels der Museums- und Stadtgeschichte erforschen und bekannt machen«, erklärte Museumsdirektor Jan Gerchow am Donnerstag.

Der Erbe hatte das Museum 2012 gebeten, die Herkunft des undatierten Gemäldes »Motive aus dem Frankfurter Stadtwald« von Burnitz (1824–1886) zu prüfen.

In einer am Donnerstag veröffentlichten Pressemitteilung wird der Erbe Netters zitiert: »Mein Großvater, Mitinhaber des später arisierten Hofjuweliers Robert Koch, Förderer der Städel-Stiftung und hoch angesehener Bürger der Stadt Frankfurt, wurde seit der Machtübernahme der Nazis 1933 als Jude verfolgt und verlor bis zu seiner Flucht aus Deutschland sein gesamtes Vermögen.«

Auswanderung Netter habe seine Kunstsammlung 1938 im Zusammenhang mit der bei einer Auswanderung zu zahlenden »Reichfluchtsteuer« schätzen lassen, hieß es in der Mitteilung. Bei seiner Auswanderung im Sommer 1939 ging das Bild neben weiteren Werken zunächst in den Besitz eines Kunsthändlers, bevor es einige Tage später vom heutigen Historischen Museum erworben wurde.

Nach Angaben der »Frankfurter Allgemeinen Zeitung« (FAZ) ist Netter Teil einer Gruppe jüdischer Kunsthändler gewesen, deren Nachfahren Anspruch auf den »Welfenschatz« erheben. Dieser umfasst kostbare Altaraufsätze, Schmuckkreuze und Schreine aus dem Braunschweiger Dom.

Supreme Court Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz hat den Großteil des Schatzes seit der Nachkriegszeit in ihrer Obhut und wehrt sich gegen die Klage der Nachfahren, die davon ausgehen, dass die Objekte ihren Vorfahren von den Nazis scheinlegal weggenommen wurden. Die Stiftung gab unlängst bekannt, in dem Streit vor den U.S. Supreme Court ziehen zu wollen.

»Die Rückgabe des kleinen Landschaftsbildes aus Frankfurt an die Erben Netter dürfte die Position der Stiftung Preußischer Kulturbesitz auch im Rechtsstreit um die Restitution des «Welfenschatzes» in den Vereinigten Staaten jedenfalls nicht verbessern«, schrieb die FAZ. dpa

Hans-Jürgen Papier

»Es ist sehr viel Zeit verloren gegangen«

Der ehemalige Präsident des Bundesverfassungsgerichts zieht eine Bilanz seiner Arbeit an der Spitze der »Beratenden Kommission NS-Raubgut«, die jetzt abgewickelt und durch Schiedsgerichte ersetzt wird

von Michael Thaidigsmann  26.11.2025

Hommage

Pionier des Erinnerns

Der Filmemacher und Journalist Claude Lanzmann wäre diese Woche 100 Jahre alt geworden. Unser Autor ist ihm mehrmals persönlich begegnet

von Vincent von Wroblewsky  26.11.2025

Zahl der Woche

6500 Rabbiner

Funfacts & Wissenswertes

 26.11.2025

Glosse

Der Rest der Welt

Coole Nichten, coole Tanten

von Katrin Richter  26.11.2025

Kulturkolumne

Lob der Anwesenheit

Lahav Shani und Jason Stanley: Warum unser Autor nicht nur in der Westend-Synagoge vor Ort ist

von Eugen El  26.11.2025

Film

Shira Haas ist Teil der Netflix-Serie »The Boys from Brazil«

Die israelische Schauspielerin ist aus »Shtisel« und »Unorthodox« bekannt

 26.11.2025

Zwischenruf

Was bleibt von uns?

Was bleibt eigentlich von uns, wenn Apple mal wieder ein Update schickt, das alles löscht? Jede Höhlenmalerei erzählt mehr als eine nicht mehr lesbare Floppy Disk

von Sophie Albers Ben Chamo  25.11.2025

Kultur

André Heller fühlte sich jahrzehntelang fremd

Der Wiener André Heller ist bekannt für Projekte wie »Flic Flac«, »Begnadete Körper« und poetische Feuerwerke. Auch als Sänger feierte er Erfolge, trotzdem konnte er sich selbst lange nicht leiden

von Barbara Just  25.11.2025

Jüdische Kulturtage

Musikfestival folgt Spuren jüdischen Lebens

Nach dem Festival-Eröffnungskonzert »Stimmen aus Theresienstadt« am 14. Dezember im Seebad Heringsdorf folgen weitere Konzerte in Berlin, Essen und Chemnitz

 25.11.2025