sehen!

»Shoah«

Helfershelfer: Polnischer Eisenbahner, einst in SS-Diensten in Treblinka Foto: arte

»Das Filmereignis des Jahrhunderts« nannte die Washington Post Claude Lanzmanns Shoah, als die neunstündige Dokumentation 1985 erstmals gezeigt wurde. Elf Jahre lang war der französische Filmemacher durch 14 Länder gereist und hatte mit Zeitzeugen des Völkermords an den europäischen Juden gesprochen – Opfern, Tätern und Zuschauern. Nur aus deren Aussagen besteht der Film. Auf filmisches oder anderes Archivmaterial über die »Endlösung« hatte Lanzmann bewusst verzichtet. »Wenn ich einen Film gefunden hätte – einen geheimen Film, weil das Filmen verboten war –, gedreht durch die SS, in dem gezeigt wird, wie 3.000 Juden – Männer, Frauen und Kinder – zusammen sterben, in der Gaskammer des Krematoriums 2 in Auschwitz ersticken, so würde ich ihn nicht nur nicht gezeigt haben, ich hätte ihn sogar vernichtet.« Stattdessen lässt Lanzmann seine Protagonisten ungefiltert sich vor der Kamera erinnern, manchmal verdrängen, gelegentlich auch psychisch kollabieren, um die Zuschauer aus der historisierenden Distanz zu reißen. »Legende, Mythos und Fiktion zersetzen und verwässern die erbarmungslose und nackte Wirklichkeit des Holocaust. Sie führen zu einer hemmungslosen, unumschränkten Trivialisierung«, so Lanzmann. »Legenden können nicht zerstört werden, indem ihnen Erinnerungen entgegengesetzt werden, sondern nur, indem sie mit der unfassbaren Gegenwart konfrontiert werden, aus der sie hervorgegangen sind. Dies gelingt nur dadurch, dass die Vergangenheit als Gegenwart lebendig gemacht und in einer zeitlosen Aktualität wiederhergestellt wird.« Arte zeigt Shoah in zwei Teilen am kommenden und übernächsten Mittwoch.

ja

Film

Spannend, sinnlich, anspruchsvoll: »Der Medicus 2«

Nach zwölf Jahren kommt nun die Fortsetzung des Weltbestsellers ins Kino

von Peter Claus  21.12.2025

Glosse

Das kleine Glück

Was unsere Autorin Andrea Kiewel mit den Produkten der Berliner Bäckerei »Zeit für Brot« in Tel Aviv vereint

von Andrea Kiewel  20.12.2025

Gastbeitrag

Liebe Kolleginnen und Kollegen, warum schweigt ihr?

Jan Grabowski fragt die deutschen Historiker, warum sie es unwidersprochen stehen lassen, wenn ein Holocaust-Experte für seine Forschungsarbeit diskreditiert wird

von Jan Grabowski  20.12.2025

Aufgegabelt

Apfel-Beignets

Rezept der Woche

von Katrin Richter  20.12.2025

Glosse

Der Rest der Welt

Ab jetzt nur noch mit Print-Abo oder Es gibt viele Gründe, auf 2026 anzustoßen

von Katrin Richter  20.12.2025

Musik

Louis-Lewandowski-Festival hat begonnen

Der Komponist Louis Lewandowski hat im 19. Jahrhundert die jüdische Synagogenmusik reformiert. Daran erinnert bis Sonntag auch dieses Jahr ein kleines Festival

 18.12.2025

Geheimnisse & Geständnisse

Plotkes

Klatsch und Tratsch aus der jüdischen Welt

von Bettina Piper, Imanuel Marcus  18.12.2025

Ausstellung

Pigmente und Weltbilder

Mit »Schwarze Juden, Weiße Juden« stellt das Jüdische Museum Wien rassistische und antirassistische Stereotype gleichermaßen infrage

von Tobias Kühn  18.12.2025

Kulturkolumne

Vom Nova-Festival zum Bondi Beach

Warum ich keine Gewaltszenen auf Instagram teile, sondern Posts von israelischen Künstlern oder Illustratorinnen

von Laura Cazés  18.12.2025