Kino

Sharon Stone soll Hilde Domin spielen

Sharon Stone soll die Kölner Lyrikerin Hilde Domin spielen. Foto: dpa

Kino

Sharon Stone soll Hilde Domin spielen

Michael Simon de Normier wird das Leben der 2006 verstorbenen Lyrikerin verfilmen

 19.03.2018 11:36 Uhr

Es ist eine Nachricht, die auf den ersten Blick vielleicht überrascht: Hollywood-Star Sharon Stone (Basic Instinct, Casino) soll in ihrem nächsten Kinofilm die deutsch-jüdische Schriftstellerin und Holocaust-Überlebende Hilde Domin spielen.

Wie die Kölner Zeitung »Express« berichtete, wird der Berliner Filmproduzent Michael Simon de Normier (Der Vorleser) das Leben der Kölner Lyrikerin verfilmen. Das Werk soll im nächsten Jahr unter dem Arbeitstitel Paradise Visa in die Kinos kommen und vor allem die Geschichte der 1940 in die Dominikanische Republik emigrierten Autorin erzählen.

Exil Hilde Domin wurde 1909 in Köln als Hilde Löwenstein geboren und gehörte zu den wichtigsten Schriftstellerinnen der Nachkriegszeit. Als Lyrikerin erhielt sie zahlreiche Literaturpreise und Auszeichnungen, unter anderem den Friedrich-Hölderlin-Preis und die Carl-Zuckmayer-Medaille. Für den Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki war Domin »außerhalb jeder Regel« und – im positiven Sinne – nicht mit anderen deutschen Dichterinnen ihrer Zeit vergleichbar.

Nach Hitlers Machtergreifung ging Domin ins Exil nach Italien. 1939 flüchtete sie zusammen mit ihrem Mann quasi in letzter Minute vor Mussolini und seinen Schergen. Nach einem kurzen Aufenthalt in England fand sie schließlich in Santo Domingo in der Dominikanischen Republik Zuflucht, wo sie 14 Jahre lang lebte. Aus Dankbarkeit gegenüber der Stadt nannte sie sich fortan »Hilde Domin«. Nach insgesamt 22 Jahren im Exil kehrte sie 1954 nach Deutschland zurück und lebte in Heidelberg, wo sie 2006 verstarb.

Filmproduzent de Normier fasst seinen Film so zusammen: »Es ist die brisante Fluchtgeschichte einer Mutter mit ihrer Tochter aus Köln Anfang der 30er-Jahre, der Hölle Nazideutschlands ins vermeintliche Paradies, die Dominikanische Republik des brutalen Schlächters, Diktator Trujillo, der zigtausend Einheimische abschlachten ließ und mit seiner Einladung an die europäischen Juden seinen Staat auf Weißen und eine neue Super-Rasse züchten wollte.«

Diktator In der Tat war es das große Ziel des dominikanischen Politikers und Diktators Rafael Leónidas Trujillo Molina, die Hautfarbe seiner Landsleute zu ändern. Ab 1938 stellte er die Aufnahme von mehr als 100.000 europäischen Juden in Aussicht, damit sie am Aufbau einer neuen »Kolonie« sowie einer neuen weißen »Herrenrasse« mitwirkten.

Für de Normier sei die Verfilmung von Domins Lebensgeschichte auch ein persönliches Anliegen. Denn seine eigene Großmutter, die Bonnerin Katharina Davids, wurde ebenfalls von Nationalsozialisten verfolgt. »Hilde Domins Schicksal erinnert mich an sie«, sagt der Regisseur. »Der Film soll an beide Frauen erinnern.« Das Thema sei nach wie vor aktuell: »Flucht – Rassismus – Missbrauch.« ppe

Glosse

Der Rest der Welt

Hochzeitsnächte und der Vorhang des Vergessens

von Margalit Edelstein  22.04.2025

Graphic Novel

Therese Giehse in fünf Akten

Barbara Yelins Comic-Biografie der Schauspielerin und Kabarettistin

von Michael Schleicher  22.04.2025

TV-Tipp

Arte-Doku über Emilie Schindler - Nicht nur »die Frau von«

Emilie und Oskar Schindler setzten sich für ihre jüdischen Arbeiter ein. Am 23. April läuft auf Arte eine Doku, die Emilie in den Mittelpunkt rückt

von Leticia Witte  22.04.2025

Kino

Film zu SS-Plantage »Kräutergarten« kommt ins Kino

Der Ort ist fast vergessen: Häftlinge im KZ Dachau erlitten dort Furchtbares. Nun erinnert der Dokumentarfilm »Ein stummer Hund will ich nicht sein« daran

 22.04.2025

Interview

»Die ganze Bandbreite«

Programmdirektorin Lea Wohl von Haselberg über das Jüdische Filmfestival Berlin Brandenburg und israelisches Kino nach dem 7. Oktober

von Nicole Dreyfus  22.04.2025

Jazz

»Still Blooming«: Neues Album von Jeff Goldblum

Auf seinem neuen Album mischt der Schauspieler Jazzklassiker mit Starpower: Ariana Grande und Scarlett Johansson sind dabei

von Sabina Crisan  22.04.2025

Meinung

Nur scheinbar ausgewogen

Die Berichte der Öffentlich-Rechtlichen über den Nahostkonflikt wie die von Sophie von der Tann sind oft einseitig und befördern ein falsches Bild von Israel

von Sarah Maria Sander  21.04.2025

Sehen!

»Die Passagierin«

Am Deutschen Nationaltheater in Weimar ist eine der intelligentesten Nachinszenierungen von Mieczyslaw Weinbergs Oper zu sehen

von Joachim Lange  21.04.2025

Aufgegabelt

Mazze-Sandwich-Eis

Rezepte und Leckeres

 18.04.2025