Sehen!

Sexuelles Schneeballsystem

Mutmaßliches Epstein-Opfer Shawna Rivera Foto: dpa

Seit dem 27. Mai ist auf Netflix der vierteilige Dokumentarfilm Jeffrey Epstein: Stinkreich (Originaltitel: Jeffrey Epstein: Filthy Rich) zu sehen. Darin kommen unter anderem zahlreiche Missbrauchsopfer des Investmentbankers und Multimillionärs zu Wort, ebenso dessen Anwalt Alan Dershowitz sowie frühere Förderer und Mitarbeiter Epsteins. Epstein soll über viele Jahre hinweg Dutzende Minderjährige missbraucht und zur Prostitution gezwungen haben.

Im vorigen August, kurz nach seiner Festnahme, wurde der 66-Jährige unter bisher nicht geklärten Umständen erhängt in seiner New Yorker Gefängniszelle aufgefunden. Doch die Vorwürfe waren keineswegs neu. Der Film geht der Frage nach, wieso Jeffrey Epstein über viele Jahre hinweg nahezu unbehelligt blieb, trotz umfangreicher Ermittlungen gegen ihn.

KONTAKTE Die Regisseurin Lisa Bryant untersucht Epsteins Aufstieg zum erfolgreichen Unternehmer, seine Kontakte mit Prominenten, darunter der britische Prinz Andrew und der ehemalige US-Präsident Bill Clinton, mögliche Komplizen des Multimillionärs sowie Korruption und Verschleierung bei der Strafverfolgung.

Dass es bei dieser ungewöhnlichen Milde nicht mit rechten Dingen zugegangen sein kann, ist die These des Films.

Schon im Jahr 2005 wurde gegen Epstein Anklage erhoben, weil er in seiner Villa in Palm Beach (Florida) zahllose Mädchen sexuell missbraucht haben soll. In 13-monatigen Ermittlungen und nach der Vernehmung von mehr als 50 Zeuginnen – von denen etliche in der Doku zu Wort kommen – stellte sich heraus, dass Epstein offenbar eine Art »sexuelles Schneeballsystem« betrieben hatte: Er zahlte seinen Opfern – nicht wenige davon zwischen zwölf und 14 Jahren alt – Geld dafür, ihm weitere Mädchen für erotische Massagen zuzuführen, die er dann sexuell belästigte.

FREIGANG Zur großen Konsternierung der Ermittler endete das Verfahren mit einem »plea deal«: Epstein bekannte sich lediglich in einem Fall der erzwungenen Prostitution einer Minderjährigen schuldig und bekam dafür nur eine 18-monatige Haftstrafe, während der er zudem täglichen Freigang bekam, den er für – so unerlaubte wie ungehinderte – Reisen nach New York und zu seiner Privatinsel auf den karibischen Virgin Islands nutzte.

Dass es bei dieser ungewöhnlichen Milde nicht mit rechten Dingen zugegangen sein kann, ist die These des Films, ohne dass er sich allzu sehr in unbeweisbaren Spekulationen verirrt.

»Jeffrey Epstein: Filthy Rich«. Vier Teile. Auf Netflix

New York

US-Staatsanwaltschaft übergibt Nazi-Raubkunst an Erben

Es handelt sich um Gemälde des österreichischen Expressionisten Egon Schiele

 21.09.2023

Antisemitismus

Jenseits der Definitionen

Eine Zeitschrift für Psychoanalyse geht dem Problem auf den Grund

von Jakob Hayner  21.09.2023

Film

Der Superfleißige

Jerry Bruckheimer wird 80 – und dreht weiter

von Claudia Irle-Utsch  21.09.2023

Geheimnisse & Geständnisse

Plotkes

Klatsch und Tratsch aus der jüdischen Welt

 21.09.2023

Biografie

»Das Schweigen war eingesenkt«

Martin Doerry über sein neues Buch und das (Über-)Leben seiner Mutter in und nach der Nazizeit

von Daniel Killy  21.09.2023

Verriss

Toxisch

Deborah Feldmans neues Buch »Judenfetisch« strotzt vor Israelhass – verwurzelt im Antizionismus der Satmarer Sekte, in der die Autorin aufwuchs

von Daniel Killy  20.09.2023

RTL-Sendung

Susan Sideropoulos: »Ich bin schwanger«

Die Schauspielerin überrascht in »Die Verräter – Vertraue Niemandem!« mit einem sehr persönlichem Bekenntnis

 19.09.2023

Aufgegabelt

Runde Challa mit Apfel

Rezepte und Leckeres

 15.09.2023

Granatapfel

Die jüdischste Frucht

Kein Obst ist stärker mit Tradition und Rosch Haschana verbunden als die Punica granatum

von Daniel Killy  15.09.2023