Schoa

Sechs Berliner Schicksale

Eine neue Ausstellung im Berliner Centrum Judaicum erinnert an die sogenannte Polenaktion der Nazis im Oktober 1938. Am 28. und 29. Oktober 1938 verhafteten die Nationalsozialisten rund 17.000 Juden und schoben sie in das Nachbarland Polen ab, weil sie polnische Staatsangehörige waren. In Berlin waren davon rund 1500 jüdische Bewohner der Stadt betroffen.

Die Ausstellung Ausgewiesen! Berlin, 28.10.1938 – Die Geschichte der »Polenaktion«, ein Kooperationsprojekt des Osteuropa-Instituts der Freien Universität Berlin mit dem Verein »Aktives Museum Faschismus und Widerstand in Berlin«, erzählt nach Angaben der Stiftung Neue Synagoge Berlin – Centrum Judaicum die Geschichte von sechs jüdischen Berliner Familien während und nach dem 28. Oktober 1938. Gezeigt werden neben Dokumenten der Verfolgung und Ermordung auch private Familienfotos, die das Leben vor der Ausweisung veranschaulichen oder vom Weiterleben nach 1945 erzählen.

Nachbarschaft Für die meisten Familien sei dies der Tag gewesen, an dem sie für immer auseinandergerissen wurden, so die Stiftung. Seit Jahrzehnten hätten sie in Berlin gelebt oder seien hier geboren worden. Berlin sei ihr Zuhause gewesen, ihre Spuren ließen sich im Stadtraum verorten. Die Geschichte der »Polenaktion« sei deshalb auch ein Teil der Geschichte der Stadt Berlin. Viele der betroffenen Familien hätten in unmittelbarer Nachbarschaft des heutigen Centrum Judaicum gelebt.

Die Ausgewiesenen wurden von den Nazis an die deutsch-polnische Grenze transportiert und mussten zumeist zu Fuß die Grenze überqueren. In der nächstgelegenen polnischen Kleinstadt Zbaszyn (Bentschen) kamen in diesen Tagen über 8000 ausgewiesene Jüdinnen und Juden an.

Rund zehn Monate mussten sie in improvisierten Notunterkünften in Zbaszyn ausharren. Einigen wenigen wurde die Rückreise ins Reichsgebiet gestattet, anderen gelang die rettende Emigration ins Ausland oder sie durften zu Verwandten ins Landesinnere Polens weiterreisen. Nach dem Einmarsch der Deutschen Wehrmacht gerieten sie in die Fänge der Besatzer. Viele von ihnen wurden in den Ghettos und Lagern ermordet. epd

Die Ausstellung wird bis zum 30. Dezember gezeigt.

www.centrumjudaicum.de

Feiertage

Weihnachten mit von Juden geschriebenen Liedern

Auch Juden tragen zu christlichen Feiertagstraditionen bei: Sie schreiben und singen Weihnachtslieder

von Imanuel Marcus  10.12.2025

Kalender

Termine und TV-Tipps

Termine und Tipps für den Zeitraum vom 11. Dezember bis zum 17. Dezember

 10.12.2025

Debatte

Wie umgehen mit Xavier Naidoo?

Der Sänger kehrt auf die großen Bühnen zurück. Ausverkaufte Hallen treffen auf Antisemitismus-Vorfälle, anhängige Verfahren und eine umstrittene Entschuldigung - und auf die Frage, wie man heute dazu steht

von Stefanie Järkel, Jonas-Erik Schmidt  10.12.2025

Neuerscheinung

Albert Speer als Meister der Inszenierung

Wer war Albert Speer wirklich? Der französische Autor Jean-Noël Orengo entlarvt den gefeierten Architekten als Meister der Täuschung – und blickt hinter das Image vom »guten Nazi«

von Sibylle Peine  10.12.2025

Interview

»Mascha Kaléko hätte für Deutschland eine Brücke sein können«

In seinem neuen Buch widmet sich der Literaturkritiker Volker Weidermann Mascha Kalékos erster Deutschlandreise nach dem Krieg. Ein Gespräch über verlorene Heimat und die blinden Flecken der deutschen Nachkriegsliteratur

von Nicole Dreyfus  09.12.2025

Zahl der Woche

2 Jahre

Fun Facts und Wissenswertes

 09.12.2025

Sehen!

»Golden Girls«

Die visionäre Serie rückte schon in den jugendwahnhaftigen 80er-Jahren ältere, selbstbestimmt männerlos lebende Frauen in den Fokus

von Katharina Cichosch  09.12.2025

Film

Woody Allen glaubt nicht an sein Kino-Comeback

Woody Allen hält ein Leinwand-Comeback mit 90 für unwahrscheinlich. Nur ein wirklich passendes und interessantes Rollenangebot könnte ihn zurück vor die Kamera locken.

 09.12.2025

Glosse

Der Rest der Welt

Von Kaffee-Helden, Underdogs und Magenproblemen

von Margalit Edelstein  08.12.2025