Clive Davis

»Schockiert und dankbar«

Prägte maßgeblich die Musikgeschichte der vergangenen Jahrzehnte: Clive Davis Foto: imago images/ZUMA Wire

Wohl nur wenige Menschen dürften die Musikgeschichte der vergangenen Jahrzehnte hinter den Kulissen so geprägt haben wie Clive Davis. Der legendäre Musikproduzent hat Stars und Bands wie Janis Joplin, Santana, Bruce Springsteen, Billy Joel, Whitney Houston, Pink Floyd, Patti Smith, Alicia Keys, Barry Manilow und Aerosmith mitentdeckt und gefördert. »Ich habe es alles geliebt«, sagte Davis, der am Montag 90 Jahre alt wird, jüngst in einem Interview des »Rolling Stone«. »In die Platten-Branche zu gehen und mein Leben der Musik zu verschreiben, war unglaublich erfüllend und befriedigend in jeder Hinsicht.«

Zum Geburtstag schenkt sich Davis, der noch immer in der Musik-Industrie arbeitet, eine riesige Party in New York. »Ich hoffe, dass dir eines Tages gesagt wird, dass der nächste Geburtstag, den du feierst, der 90. sein wird«, schrieb der Produzent US-Medienberichten zufolge auf die Einladungen. »Wenn du ähnlich wie ich bist, dann wirst du schockiert sein, gerührt, schockiert, dankbar – und schockiert.« Unter den Dutzenden prominenten geladenen Gästen sollen Stars wie Sängerin Keys sein. 

mini-serie Außerdem lief bereits kurz vor seinem Geburtstag die Mini-Serie Clive Davis: Most Iconic Performances an, in der der Produzent herausragende Auftritte von Musikern zeigt und Stars wie Oprah Winfrey, Paul Simon, Carole King, Rod Stewart, Barry Gibb oder Joni Mitchell interviewt. »Diese Interviews gehören zu den Errungenschaften, auf die ich am stolzesten bin«, sagte Davis. 

Zum Geburtstag schenkt sich Davis, der noch immer in der Musik-Industrie arbeitet, eine riesige Party in New York.

Geboren wurde der Produzent 1932 im New Yorker Stadtteil Brooklyn in eine jüdische Familie hinein. Seine Eltern starben kurz nacheinander, als Davis gerade ins College gekommen war. »Ich hatte dann noch 4000 Dollar, um durch das College und das Jura-Studium zu kommen.« Um Stipendien zu bekommen, musste Davis seinen Notendurchschnitt hoch halten. »Das hat mir eine gute Arbeitsmoral eingebracht.«

Nach dem Abschluss arbeitete er als Anwalt und kam schließlich zur Musik-Firma Columbia, bevor er mehrere eigene Label gründete. Der mehrfache Grammy-Gewinner ist seit dem Jahr 2000 auch Mitglied der Ruhmeshalle des Rock and Roll. Privat scheiterten zwei Ehen, aus denen Davis vier Kinder hat. In seiner 2013 erschienenen Autobiografie The Soundtrack of My Life bekannte sich Davis zu seiner Bisexualität. »Erst im mittleren Alter, nach zwei gescheiterten Ehen, habe ich, wenn es um Beziehungen ging, über das Geschlecht hinaus geschaut.«

entdeckungen Eine seiner bedeutendsten beruflichen Entdeckungen sei Whitney Houston gewesen, sagt Davis im Rückblick. »Wir hatten eine sehr enge berufliche Beziehung von dem Zeitpunkt im Jahr 1983 an, an dem ich sie entdeckt habe. (...) Sie war ein stimmliches Genie. Sie konnte einen Song transformieren und völlig anders machen.« Ende des Jahres soll I Wanna Dance with Somebody, ein von Davis produzierter Film über die 2012 gestorbene Sängerin, veröffentlicht werden. 

Er vermisse Houston sehr, genau wie die 2018 gestorbene Sängerin Aretha Franklin, sagt Davis. »Sie und ich wurden sehr gute Freunde. Wir sind zusammen essen gegangen und haben über das Leben geredet. Sie hat nie zugegeben, dass sie unheilbar krank war. Bis ein paar Wochen vor ihrem Tod haben wir noch gequatscht.« 

Am meisten höre er aber die Musik von Bruce Springsteen. »Ich liebe alles von Springsteen. Von dem Moment, in dem er seinen Vertrag unterschrieben hat, bis zu seinen Broadway-Auftritten – ich habe ihn ein Leben lang beobachtet.«

Los Angeles

Barbra Streisand: Lovesong als Zeichen gegen Antisemitismus

Für die Serie »The Tattooist of Auschwitz« singt sie das Lied »Love Will Survive«

 25.04.2024

Kommentar

AfD in Talkshows: So jedenfalls nicht!

Die jüngsten Auftritte von AfD-Spitzenpolitikern in bekannten Talk-Formaten zeigen: Deutsche Medien haben im Umgang mit der Rechtsaußen-Partei noch viel zu lernen. Tiefpunkt war das Interview mit Maximilian Krah bei »Jung & Naiv«

von Joshua Schultheis  24.04.2024

Meinung

Der Fall Samir

Antisemitische Verschwörungen, Holocaust-Relativierung, Täter-Opfer-Umkehr: Der Schweizer Regisseur möchte öffentlich über seine wirren Thesen diskutieren. Doch bei Menschenhass hört der Dialog auf

von Philipp Peyman Engel  22.04.2024

Essay

Was der Satz »Nächstes Jahr in Jerusalem« bedeutet

Eine Erklärung von Alfred Bodenheimer

von Alfred Bodenheimer  22.04.2024

Sehen!

Moses als Netflix-Hit

Das »ins­pirierende« Dokudrama ist so übertrieben, dass es unabsichtlich lustig wird

von Sophie Albers Ben Chamo  22.04.2024

Immanuel Kant

Aufklärer mit Ressentiments

Obwohl sein Antisemitismus bekannt war, hat in der jüdischen Religionsphilosophie der Moderne kein Autor mehr Wirkung entfaltet

von Christoph Schulte  21.04.2024

TV

Bärbel Schäfer moderiert neuen »Notruf«

Die Autorin hofft, dass die Sendung auch den »echten Helden ein wenig Respekt« verschaffen kann

von Jonas-Erik Schmidt  21.04.2024

KZ-Gedenkstätten-Besuche

Pflicht oder Freiwilligkeit?

Die Zeitung »Welt« hat gefragt, wie man Jugendliche an die Thematik heranführen sollte

 21.04.2024

Memoir

Überlebenskampf und Neuanfang

Von Berlin über Sibirien, Teheran und Tel Aviv nach England: Der Journalist Daniel Finkelstein erzählt die Geschichte seiner Familie

von Alexander Kluy  21.04.2024