Berlin

»Schock durch das Agieren von Frau Roth in der jüdischen Gemeinschaft«

Foto: picture alliance/dpa

Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, sieht Judenfeindlichkeit im Kulturbetrieb als wachsendes Problem. Klein nannte unter anderem den Streit über Antisemitismus auf der documenta fifteen in Kassel und Konzerte des Rockmusikers Roger Waters.

2022 seien 170 antisemitische Vorfälle in Kultur- und Bildungseinrichtungen gemeldet worden, 70 mehr als ein Jahr zuvor, sagte Klein am Dienstag bei der Vorstellung der Zahl der Antisemitismusvorfälle des Netzwerks Rias in Berlin.

»Die documenta ist damit bei weitem nicht das einzige Kulturevent, bei dem unter dem Deckmantel der Kunstfreiheit gegen Juden gehetzt und judenfeindliche Vorurteile verbreitet werden«, fügte er hinzu. Die meisten Vorfälle hätten nicht so viel Aufmerksamkeit. »Wie in so vielen Teilen des gesellschaftlichen Lebens gehören sie gerade für Jüdinnen und Juden praktisch zum Alltag.«

Er begrüßte Bemühungen der Stadt Frankfurt, Konzerte von Waters zu unterbinden. Dessen Äußerungen und Symbole - etwa Luftballons in Schweineform mit dem Davidstern - dürften nicht unwidersprochen bleiben. Kunstfreiheit sei ein hohes Gut, sagte Klein.

Aber wenn Straftaten zu erwarten seien, dann müssten die Behörden einschreiten. Er sei dagegen, dass solche Konzerte stattfänden. »Man wird sich gut überlegen, ob man jemandem wie Roger Waters eine Bühne bieten will.« 

Klein nahm Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) gegen Kritik im Zusammenhang mit der documenta in Schutz. Sie habe bei Amtsübernahme ein Problem geerbt, das sie nicht zu verantworten habe. Roth sei dabei, in ihrer Behörde Strukturen aufzubauen, damit so etwas nicht mehr passiere. 

Rias-Vorstand Benjamin Steinitz sagte hingegen, es herrsche große Enttäuschung in der Jüdischen Gemeinschaft und ein »Schock durch das Agieren von Frau Roth« und anderer. »Da ist viel kaputt gegangen, was sozusagen das Vertrauen nicht nur in den deutschen Staat, sondern auch in die deutsche Kulturlandschaft angeht.«

Die Antisemitismusvorwürfe bei der documenta richteten sich unter anderem gegen die Werke »People’s Justice« des Künstlerkollektivs Taring Padi und »Guernica Gaza« der Künstlergruppe Eltiqa. Sie waren wegen der Vorwürfe kurz nach Eröffnung der Kunstschau abgehängt worden.

Bonn

Humanist und Konsumkritiker: Zum 125. Geburtstag von Erich Fromm

Schon vor Jahrzehnten warnte Erich Fromm vor einer Welt, in der Menschen ausschließlich funktionieren. Er analysierte Liebe, Freiheit und Verantwortung - mit tiefgründigem Blick, der zeitlos bleibt

von Paula Konersmann  21.03.2025

Justiz

Gil Ofarim: »Ich habe wirklich gedacht, ich werde freigesprochen«

Sänger Gil Ofarim hat vor Gericht zugegeben, einen antisemitischen Vorfall in einem Leipziger Hotel erfunden zu haben. Jetzt hat er zum ersten Mal ein ausführliches Interview gegeben

 21.03.2025

Berlin/Mainz

»Das war spitze!«

Hans Rosenthal hat in einem Versteck in Berlin den Holocaust überlebt. Später war er einer der wichtigsten Entertainer Westdeutschlands. Zum 100. Geburtstag zeigt ein ZDF-Spielfilm seine beiden Leben

von Christof Bock  21.03.2025

Fernsehen

»Mein Vater war sehr bodenständig«

Am 2. April wäre Hans Rosenthal 100 Jahre alt geworden. Zum Jubiläum würdigt ihn das ZDF. Ein Gespräch mit seinem Sohn Gert über öffentliche und private Seiten des Quizmasters

von Katrin Richter  21.03.2025

Spielfilm

Ziemlich beste Mafiosi

In »The Alto Knights« kommen gleich mehrere Klassiker des Genres zusammen

von Patrick Heidmann  21.03.2025

Kolumne

Shkoyach!

Poesie statt Pillen – unsere Autorin hat ein Patentrezept gegen Ängste

von Maria Ossowski  20.03.2025

Geheimnisse & Geständnisse

Plotkes

Klatsch und Tratsch aus der Jüdischen Welt

von Imanuel Marcus, Katrin Richter, Nicole Dreyfus  20.03.2025

Leserbriefe

»Es gibt uns, nichtjüdische Deutsche, die trauern und mitfühlen«

Nach der Sonderausgabe zum Schicksal der Familie Bibas haben uns zahlreiche Zuschriften von Lesern erreicht. Eine Auswahl

 20.03.2025

Medien

Gil Ofarims Anwälte sollen ihn »zum Geständnis geprügelt haben«

Lange hatte der Musiker zum Verleumdungs-Prozess gegen ihn geschwiegen. Jetzt erwecken seine Anwälte den Eindruck, dass Ofarim nur aus einer Not heraus gestanden hat

 20.03.2025