Dreidel

Schin oder Peh, hier oder dort?

Diaspora-Dreidel mit Schin (links) und israelischer Dreidel mit Nun Foto: Getty Images

Kein Chanukka-Abend ohne Dreidel: Abgesehen von den Geschenken ist es eindeutig das Beste am Fest, gemütlich zusammenzusitzen und mit Eltern und Freunden um Schokomünzen zu spielen – oder um Nüsse. Walnüsse eignen sich am besten, weil die kleinen Geschwister  sie nicht verschlucken können.

Hauptsache, es gibt keinen Streit! Jeder muss eine Nuss in die Mitte legen, einer dreht den Kreisel, und dann ... Wie waren nochmal die Regeln? Und welche Arten von Dreidel gibt es überhaupt?

Es gibt Holzdreidel, Plastikdreidel und Metalldreidel, große und kleine Dreidel. Und dann gibt es noch zwei prinzipiell verschiedene Typen – nämlich Dreidel aus Israel und solche, mit denen außerhalb von Israel, also bei uns in der Diaspora, gespielt wird.

Wer in Israel beim Dreidelspiel gewinnt, ist klar: derjenige, dessen Kreisel auf »Gimmel« (groß) fällt.

 

Wunder »Nes Gadol haja po« heißt der entscheidende Chanukka-Satz auf Hebräisch in Israel – ein großes Wunder ist HIER geschehen. Hier, in Israel, im Tempel von Jerusalem geschah das Wunder – das Öl des Leuchters reichte für acht Tage. Israelische Kreisel sind deshalb mit folgenden vier Buchstaben beschriftet: N (Nun) für Nes (Wunder), G (Gimmel) für Gadol (groß), H (Heh) für Haja (war geschehen) und P (Pej) für Po (hier).

Wir in der Diaspora sind weiter weg vom Wunder. Also heißt der Chanukka-Satz in unserer Version: »Nes Gadol Haja Scham« – »Ein großes Wunder ist DORT geschehen«. Der Buchstabe Sch (Schin) für Scham (dort) ersetzt dabei den Buchstaben Pej der israelischen Version.

Wer in Israel beim Dreidelspiel gewinnt, ist klar: derjenige, dessen Kreisel auf »Gimmel« (groß) fällt. Er bekommt alle Nüsse. »Nun« bedeutet, der Spieler bekommt eine Nuss. »Haja« heißt, dass das Wunder schon vorbei ist: Man muss eine Nuss abgeben. Bei »Pej« passiert gar nichts. (Und bei »Schin« auch nicht, schließlich ist das Wunder ja weit weg. So haben wir es in meiner Kindheit zu Hause in Süddeutschland gespielt – die israelische Variante mit dem Diaspora-Kreisel.)

Spendieren Ich war völlig erstaunt, als Eva Lezzi, die Autorin der Chanukka-Geschichte, mir erzählte, dass sie das Spiel anders kennt: Nun steht für Nichts, Gimmel für Glück (alle Nüsse), Hej (die Hälfte der Nüsse) und Schin für »Shit« beziehungsweise »spendieren« (man muss Nüsse abgeben).

In der deutschen oder jiddischen Variante steht der Buchstabe Nun für »nischt«. Also für nichts.

Von dieser »deutschen« Variante hatte ich vorher noch nie gehört. Sie stammt aus dem Jiddischen, das ebenfalls in hebräischen Buchstaben geschrieben wird. Nun steht dabei für »nischt« (also nichts), Gimmel für »gants« (der Hauptgewinn), Hej für »halb« (die Hälfte der Kasse) und Schin für »shtel ayn« –»leg ein Stück in die Kasse«.

Es ist aber völlig egal, welche Variante ihr spielt: Wichtig ist, dass es Spaß macht! Ihr solltet nur nicht zu viele Nüsse oder Münzen einsetzen, sonst endet das Spiel nie. Ich erinnere mich, dass mein Vater mir, als ich ein Kind war, irgendwann alle seine Nüsse zuschob, weil das Dreidelspiel länger dauerte als Monopoly und er keine Hoffnung mehr auf die Schlossallee hatte.

Ich würde außerdem empfehlen, nicht gleich am ersten Abend alle Schokomünzen aufzuessen. Erstens ist es ungesund, und zweitens, wer weiß schon, wann es Nachschub gibt ...

Erhebung

Dieser hebräische Babyname ist in Deutschland am beliebtesten

Welche Namen geben Eltern ihren Sprösslingen in diesem Jahr am liebsten? In welchen Bundesländern gibt es Abweichungen?

 30.12.2025

Forum

Leserbriefe

Kommentare und Meinungen zu aktuellen Themen der Jüdischen Allgemeinen

 28.12.2025

Film

Spannend, sinnlich, anspruchsvoll: »Der Medicus 2«

Nach zwölf Jahren kommt nun die Fortsetzung des Weltbestsellers ins Kino

von Peter Claus  25.12.2025

ANU-Museum Tel Aviv

Jüdische Kultobjekte unterm Hammer

Stan Lees Autogramm, Herzls Foto, das Programm von Bernsteins erstem Israel-Konzert und viele andere Originale werden in diesen Tagen versteigert

von Sabine Brandes  25.12.2025

Menschenrechte

Die andere Geschichte Russlands

»Wir möchten, dass Menschen Zugang zu unseren Dokumenten bekommen«, sagt Irina Scherbakowa über das Archiv der von Moskau verbotenen Organisation Memorial

 25.12.2025

Rezension

Großer Stilist und streitbarer Linker

Hermann L. Gremliza gehört zu den Publizisten, die Irrtümer einräumen konnten. Seine gesammelten Schriften sind höchst lesenswert

von Martin Krauß  25.12.2025

Glastonbury-Skandal

Keine Anklage gegen Bob-Vylan-Musiker

Es lägen »unzureichende« Beweise für eine »realistische Aussicht auf eine Verurteilung« vor, so die Polizei

 24.12.2025

Israel

Pe’er Tasi führt die Song-Jahrescharts an

Zum Jahresende wurde die Liste der meistgespielten Songs 2025 veröffentlicht. Eyal Golan ist wieder der meistgespielte Interpret

 23.12.2025

Israelischer Punk

»Edith Piaf hat allen den Stinkefinger gezeigt«

Yifat Balassiano und Talia Ishai von der israelischen Band »HaZeevot« über Musik und Feminismus

von Katrin Richter  23.12.2025