Österreich

Schauspiel-Legende Otto Schenk ist tot

Otto Schenk (1930-2025)

Der österreichische Schauspieler, Theater- und Opernregisseur Otto Schenk ist im Alter von 94 Jahren gestorben. Das bestätigte sein Sohn Konstantin Schenk. Der Darsteller hat über Österreich hinaus auch in Deutschland und anderen Ländern zahlreiche Inszenierungen verantwortet.

Stationen waren die Opern und Theater in München, Düsseldorf, Berlin, Köln und Hamburg. An der Metropolitan Opera in New York inszenierte er den gesamten »Ring des Nibelungen« von Richard Wagner.

»Lustige und unkomplizierte Art«

Seinen Durchbruch in der Oper feierte Schenk 1962 mit seiner Inszenierung von Alban Bergs »Lulu« an der Wiener Staatsoper. Es folgten Engagements an allen bedeutenden Häusern der Welt. Opernstar Anna Netrebko schätzte seine »lustige und unkomplizierte Art«. Bekannt wurde er mit seinem nahezu pedantischen, detailverliebten Naturalismus. Seine Inszenierungen durften nie zu modern oder gekünstelt sein.

Fast zehn Jahre lang leitete er bis 1997 das Theater in der Josefstadt in Wien. Das Publikum liebte »den Schenk«, der stets skandal- und allürenfrei lebte. »Man muss dankbar sein, dass man überschätzt wird«, sagte Schenk einmal. Insgesamt stand er mehr als 70 Jahre lang auf oder hinter der Bühne. Noch im hohen Alter trat Schenk oft bei Lesungen auf.

Jüdischer Humor als Spielzeug

Schenks Jugend war als Sohn eines Vaters jüdischer Herkunft von den Gräueltaten des Nationalsozialismus geprägt. »Der jüdische Humor, der große Überlebensversuch der jüdischen Schicksalsgemeinde, wurde mein Kinderspielzeug«, schrieb Schenk in seinen Memoiren.

Sein Vater wurde von den Nazis diskriminiert. Seinen Beruf – er war Jurist – durfte er nicht mehr ausüben. Nur da seine Frau als »Arierin« galt, wurde er nicht verfolgt oder deportiert.

Lesen Sie auch

Nach Abbruch des Jura-Studiums stellte Otto Schenk sein darstellerisches Talent auf dem renommierten Max Reinhardt Seminar unter Beweis. Danach trat er zunächst als Schauspieler und Kabarettist auf. Im Laufe seiner Karriere war er in mehr als 130 Rollen zu sehen.

Große Trauer in Österreich

Oft arbeitete er auch in Deutschland: An den Münchner Kammerspielen inszenierte er Horváth-Stücke, am Hamburger Schauspielhaus und am Münchner Residenztheater Shakespeare.

Die Trauer um den äußerst vielseitigen Künstler war groß. »Österreich verliert einen seiner größten Publikumslieblinge«, sagte Kulturminister Werner Kogler über Schenk. Er erinnerte an dessen zahlreiche Auszeichnungen wie das Große Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik. »Seine Präsenz war legendär, seine Pointen saßen, seine Gedanken bewegten«, befand Bundespräsident Alexander Van der Bellen.

Die Wiener Staatsoper, wo Schenk 31 Inszenierungen verantwortete, charakterisierte den Verstorbenen als höchst einfühlsamen Regisseur: »Seine Arbeiten entstanden aus einer unvergleichlichen Spiel- und Ergründungslust, seine Sympathie und sein Mitgefühl für die großen Figuren der Oper ließ diese zum Leben erwachen.« Der Intendant des Senders ORF Roland Weißmann nannte Schenk einen »Universalkünstler«.

Sein Sohn Konstantin, ein Dirigent, schätzt, dass sein Vater - er galt als Arbeitstier und arbeitete teils praktisch zeitgleich auf der Bühne, vor der Kamera und als Regisseur - rund 150 bis 200 Inszenierungen verantwortete. Nicht zuletzt die von Schenk gestalteten Opern »Der Rosenkavalier« und »Die Fledermaus« an der Bayerischen Staatsoper genießen besonderen Stellenwert. (mit ja)

Antisemitismus

Kanye Wests Hitler-Song »WW3« ist Hit auf Spotify

Der Text ist voller Hitler-Verehrung, gleichzeitig behauptet der Musiker, er könne kein Antisemit sein, weil er schwarz sei

 12.05.2025

Berlin

Ruth Ur wird neue Direktorin der Stiftung Exilmuseum in Berlin

In Berlin soll ein Museum über die Menschen entstehen, die vor den Nazis ins Exil flohen. Die Stiftung, die das Vorhaben vorantreibt, bekommt nun eine neue Direktorin

von Alexander Riedel  12.05.2025

Kulturpolitik

Kulturrat berät künftig zu Antisemitismus

Ziel sei es, Handlungssicherheit innerhalb des Kulturbereichs zu gewinnen

 12.05.2025

Tschechien

Holocaust-Museum in ehemaliger Schindler-Fabrik eröffnet

Der Unternehmer Oskar Schindler rettete viele Juden vor den Nazis. Seine Rüstungsfabrik verlegte er 1944 von Krakau nach Brnenec im heutigen Tschechien. Nun ist dort ein Museum eröffnet worden

 12.05.2025

Basel

Drohgebärde bei ESC-Eröffnung – Kan erstattet Anzeige

Der Sender Kan veröffentlichte ein Video, auf dem ein Mann mit palästinensischer Flagge zu sehen ist, der sich mit seiner Hand waagerecht über den Hals fährt

 11.05.2025

Berlin

»Es gibt Momente, die sind größer als der Preis«

Die Verleihung des Deutschen Filmpreises war geprägt von politischen Statements – und von der Nachricht vom Tod Margot Friedländers. Und ganz nebenbei war »September 5« der große Gewinner des Abends

von Sabrina Szameitat  11.05.2025

Ruth Achlama

»Alles ist schön und gut? Das wäre gelogen«

Die Übersetzerin über Beziehungsratschläge für Deutsche und Israelis, israelische Autoren auf dem deutschen Buchmarkt und Erzählungen von Chaim Nachman Bialik

von Ayala Goldmann  11.05.2025

Meinung

Codewort: Heuchelei

Nemo fordert den Ausschluss Israels beim ESC in Basel. Damit schadet der Sieger des vergangenen Jahres der Schweiz und der eigenen Community

von Nicole Dreyfus  11.05.2025

Reaktionen

»Ihr Vermächtnis ist Mahnung und Verpflichtung«

Der Tod der Holocaust-Überlebenden Margot Friedländer ist in Politik und Gesellschaft mit großer Trauer aufgenommen worden

 11.05.2025