Meinung

Rossmann, Massiv und die Juden

Der Rapper und Schauspieler Massiv Foto: imago

Der Rapper Massiv legt seinen Mundschutz an. Es folgt ein kurzer Wink mit dem Kopf, dann dürfen die Schlange stehenden Wartenden eintreten, und dann wird getanzt.

Die Drogeriekette Rossmann erzeugt mit ihrem neuen Werbespot ein ungewohntes Clubfeeling im Drogeriemarkt, und sie trifft damit einen Nerv (meinen zumindest).

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Der Werbespot ist gut gemacht. Besser noch: Mit jedem Like für das Video wird die stark bedrohte Berliner Clubszene von Rossmann finanziell unterstützt.

Wem gelingt es in Krisenzeiten wie diesen schon derart überzeugend, den Begriff Corporate Social Responsibility zu veranschaulichen?

Eine rundum gelungene Aktion also? Nicht ganz.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Mit Massiv (alias Wasiem Taha) wurde zwar ein Künstler ausgewählt, der spätestens seit der Erfolgsserie 4Blocks einem größeren Publikum bekannt ist. Doch es ist genau diese Wahl, die etwas näher beleuchtet werden muss.

Massiv ist ein in Pirmasens geborener »Wahl-Weddinger« mit palästinensischen Wurzeln. Mit Songs wie »Blut gegen Blut« oder dem »Ghettolied« gelangte er zu Ruhm.

Doch einige seiner Songtexte sind kritikwürdig. 2015 sang er, dass man Hausverbot in Tel Aviv habe, weil man auf »Familien schießen und Sprengstoffgürtel tragen« würde. Jahre zuvor gab es bereits eine Debatte um den Rapper, als das Goethe-Institut ihn zum Friedensbotschafter für die palästinensischen Gebiete ernennen wollte. Dort sollte er Jugendlichen beibringen, wie man gewaltfrei lebt.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Auf Twitter setzte sich der ehemalige WELT-Journalist Martin Niewendick, früher selbst einmal Rapper, nun mit einem älteren Massiv-Post auseinander. Darin behauptet der Rapper, Israelis seien am 11. September 2001 nicht zur Arbeit erschienen – ein altbekanntes verschwörungstheoretisches Chiffre.

Deswegen hätte beim Rossmann-Casting auch gelten sollen: Massiv ist nicht der Richtige für so einen Werbespot. Mit Massiv wirbt man nicht, auch wenn es so gut aussieht.

Ja, sowohl Rossmann als auch der Rapper haben mittlerweile Statements abgegeben, in denen sie sich vom Antisemitismus und allen Formen des Hasses distanzieren.

Für Niewendick war die Sache damit erledigt - und tatsächlich muss man in diesem Fall attestieren, dass bei Massiv in den letzten Jahren eine gewisse Einsicht erkennbar war, jedenfalls seit 2015.

Man darf Rossmann und sogar Wasiem Taha ruhig Respekt zollen dafür, dass sie Gutes tun, zum Beispiel für die Clubszene, und dass sie uns per Werbung auch noch zum Lachen bringen wollen. Beide Seiten waren wohl vorbereitet auf die Kritik: Die Schnelligkeit und die Art und Weise, wie auf Twitter geantwortet wurden, deuten darauf hin. Und so wurde eine mögliche Kontroverse schon im Ansatz unterbunden.

Wir wurden wohl gerade Zeugen der kürzesten und leisesten Debatte im Deutschrap. Genaugenommen fand sie gar nicht statt.

Alexander Estis

»Ich bin Pessimist – aber das wird bestimmt bald besser«

Der Schriftsteller über die Folgen der Kriege in der Ukraine und Nahost, Resilienz und Schreiben als Protest

von Ayala Goldmann  12.12.2024

Kino

Film-Drama um Freud und den Lieben Gott

»Freud - Jenseits des Glaubens« ist ein kammerspielartiges Dialogdrama über eine Begegnung zwischen Sigmund Freud und dem Schriftsteller C.S. Lewis kurz vor dem Tod des berühmten Psychoanalytikers

von Christian Horn  12.12.2024

Kultur

Termine und TV-Tipps

Termine und Tipps für den Zeitraum vom 12. Dezember bis zum 18. Dezember

 12.12.2024

London

Hart, härter, Aaron Taylor-Johnson

Ein Marvel-Schurke zu sein, ist körperlich extrem anstrengend. Dies räumt der jüdische Darsteller nach dem »Kraven The Hunter«-Dreh ein

 11.12.2024

PEN Berlin

»Gebot der geistigen und moralischen Hygiene«

Aus Protest gegen Nahost-Resolution: Susan Neiman, Per Leo, Deborah Feldman und andere verlassen den Schriftstellerverein

 11.12.2024

Medien

»Stern«-Reporter Heidemann und die Hitler-Tagebücher

Es war einer der größten Medienskandale: 1983 präsentierte der »Stern« vermeintliche Tagebücher von Adolf Hitler. Kurz darauf stellten die Bände sich als Fälschung heraus. Ihr »Entdecker« ist nun gestorben

von Ann-Kristin Wenzel  10.12.2024

Imanuels Interpreten (2)

Milcho Leviev, der Bossa Nova und die Kommunisten

Der Pianist: »Ich wusste, dass ich Bulgarien verdammt zügig verlassen musste«

von Imanuel Marcus  10.12.2024

Glosse

Der Rest der Welt

»Mein kleiner grüner Kaktus« – ein Leitfaden für Frauen von heute

von Nicole Dreyfus  10.12.2024

Gelsenkirchen

Bayern-Trainer Kompany: Daniel Peretz genießt mein Vertrauen

Daniel Peretz soll Manuel Neuer bis zum Jahresende im Bayern-Tor vertreten. Trainer und Mitspieler vertrauen dem Israeli. Neuer könnte in einem Monat in Gladbach zurückkehren

 10.12.2024