Raumfahrt

Reiseziel Mond

Ofer Doron von Israel Aerospace Industries präsentiert das Raumfahrzeug SpaceIL. Foto: Flash 90

Wenn alles klappt, wird am 13. Februar 2019 die israelische Fahne auf dem Mond aufgestellt. An diesem Tag soll nämlich das unbemannte Raumfahrzeug namens SpaceIL auf dem Erdtrabanten aufsetzen – damit wäre Israel nach der Sowjetunion, den USA und China die vierte Nation überhaupt, die auf dem Mond landet.

Im Dezember wird das SpaceIL in Cape Canaveral an Bord einer Falcon-9-Rakete der Firma SpaceX ins All starten – und sich dann auf einer elliptischen Umlaufbahn langsam seinem Ziel nähern. Sehr langsam, um genau zu sein: Die Sonde wird zwei Monate lang unterwegs sein, was den großen Vorteil hat, dass sie, um zum 384.000 Kilometer entfernten Mond zu gelangen, zwar eine Strecke von insgesamt neun Millionen Kilometern zurücklegt, dabei aber deutlich weniger Treibstoff benötigt, als wenn sie die direkte Route fliegen würde.

Die israelische Mondmission ist nämlich die erste überhaupt, die nicht staatlich, sondern von einem Unternehmen finanziert wird. Entsprechend war Kostenkontrolle ein wichtiger Punkt. Jossi Weiss, Direktor der an dem Projekt beteiligten Flugzeugbaufirma Israel Aerospace Industries (IAI), ist sicher, dass andere Länder sich dies zum Vorbild nehmen werden. »Wir werden der Welt außerdem zeigen, dass der Weltraum viel mehr ist als nur etwas, zu dem Satelliten hochgeschossen werden können.«

Wettbewerb Schnell wird SpaceIL trotzdem unterwegs sein, die Geschwindigkeit wird das 15-Fache eines F-15-Kampfjets betragen, der mit Mach 2,5, also der zweieinhalbfachen Schallgeschwindigkeit, flie­gen kann, was umgerechnet 3087 Stundenkilometer bedeutet.

Begonnen hatte alles vor sieben Jahren, als die Ingenieure Yariv Bash, Kfir Damari und Yonathan Winetraub entschieden, sich an einem Google-Wettbewerb zu beteiligen. Das Unternehmen hatte ein Preisgeld von 20 Millionen Dollar für das erste nichtstaatlich finanzierte Team ausgelobt, das ein kleines, mobiles Gefährt auf den Mond bringen würde.

Bash, Damari und Winetraub gründeten damals eigens ein Start-up und scharten ein Team von freiwilligen Helfern um sich, das in den folgenden Jahren auf mehr als 250 Personen anwuchs. Im Beisein des damaligen Staatspräsidenten Schimon Peres stellten sie schon bald einen Prototyp des Mond-Roboters der Öffentlichkeit vor. Der Hightech-Enthusiast Peres war begeistert: »Wir stehen an der Schwelle zu einer Weltraum-Revolution. Es ist an der Zeit, dass die israelische Flagge auf dem Mond weht.« Das Weizmann-Institut in Rehovot sagte den jungen Ingenieuren seine Unterstützung zu.

Spenden Der Wettbewerb wurde zwar wegen Zeitüberschreitung abgebrochen, die Israelis entschieden sich jedoch, unter dem Namen SpaceIL weiterzumachen und nach weiteren Spendern und kooperationswilligen Unternehmen zu suchen.

Zwei Meter breit und anderthalb Meter lang, wiegt ihr SpaceIL rund 600 Kilogramm und wäre damit das kleinste Weltraumgefährt, das jemals auf dem Mond landete. Und das erste, das ausschließlich von Israelis designt und entwickelt wurde.

Es sieht ein bisschen aus wie eine vierbeinige Spinne, mit Solarpaneln und Kameras statt Augen und einem Hinterleib, der aus runden Tanks besteht, in denen sich Treibstoff und Helium befinden. Dazu hat es einen spinnenunüblichen kleinen Schwanz; das sind die Triebwerke. Das Gefährt kann natürlich auch mit seinen Operatoren auf der Erde kommunizieren, also beispielsweise Bilder und Daten senden – es reist schließlich nicht zum Vergnügen auf den Mond, sondern um zu arbeiten. Zwei Tage sind beispielsweise für ein Experiment des Weizmann-Instituts vorgesehen, bei dem das Magnetfeld des Erdtrabanten gemessen wird.

Flagge Das Erste, was SpaceIL nach seiner Landung auf dem Mond aber tun wird, ist, die israelische Flagge zu hissen. Dabei ist die Sache mit den Fahnen auf dem Mond gar nicht so einfach. Unter Verschwörungstheoretikern kursiert nun schon seit vielen Jahren die These, dass Apollo 11 gar nicht dort gelandet sei; als Beleg gelten ihnen Bilder der wehenden US-Flagge. Auf dem Erdtrabanten gebe es bekanntlich keinen Wind, trumpfen sie gern auf.

Dabei hat der Raumfahrtjournalist Ja­mes Oberg schon vor 15 Jahren von seinem Gespräch mit dem damaligen Kons­trukteur der Flagge berichtet. Um den Astronauten ein besonders schönes Foto von der wehenden Fahne zu ermöglichen, hatte er zu einem Trick gegriffen und sie extraleicht sowie die dazugehörige Stange sehr flexibel gemacht. Das führte dazu, dass die Konstruktion, nachdem sie von Neil Armstrong und Buzz Aldrin in den Mondboden gesteckt worden war, noch eine Weile hin- und herwackelte und die Fahne deswegen wehte. Lange stand sie allerdings nicht, sie wurde beim Abflug der Astronauten umgeweht. Und sieht heute vermutlich aus wie ihre fünf zwischen 1969 und 1972 aufgestellten Flaggenkollegen, nämlich verblichen-weiß.

Wenn SpaceIL den Magen David am 13. Februar erfolgreich platziert hat, wird das jedenfalls eine Welt- beziehungsweise Mondpremiere sein: Bisher wurden alle Fahnen von Menschen und nicht von Maschinen aufgestellt.

Standort Der israelische Milliardär und Philanthrop Morris Kahn hat 27 Millionen der insgesamt 95 Millionen Dollar, die das Projekt kostet, gespendet und ist sicher: »Wir werden Geschichte schreiben. Wenn die Rakete startet, werden wir uns alle noch lange daran erinnern, wo wir in diesem Moment waren.«

Er sieht die Mondlandung allerdings nicht nur als spektakuläres Event, sondern möchte ganz dezidiert den Wissenschaftsstandort Israel stärken. Ähnlich wie Apollo 11, das 1969 zu einem deutlich gestiegenen Interesse amerikanischer Jugendlicher an naturwissenschaftlichen und Ingenieurs-Studienfächern führte, soll SpaceIL nun junge Menschen in Israel begeistern.

Kahns Vorfreude wird auch von Yossi Weiss geteilt. Er ist ebenfalls sicher, dass das Projekt ein wichtiges Kapitel in der Geschichte Israels werden wird. Er fügt jedoch hinzu: »Der Weg zum Mond ist nicht einfach, sondern eine ziemlich komplizierte Strecke.«

Die Kooperation zwischen SpaceIL und IAI sei aber schon jetzt ein gutes Beispiel für die »erstaunlichen Möglichkeiten, die die zivile Raumfahrt bietet«, nämlich Projekte, die beispielsweise Erziehung, Technik, Industrie und Wissenschaft kombinieren. Und von denen am Ende vielleicht die ganze Menschheit profitieren kann.

ESC-Teilnehmer JJ

Im Ton vergriffen

Dem österreichischen Sänger tue es leid, »falls meine Worte missverstanden wurden«

 22.05.2025

ESC

JJ will ESC 2026 ohne Israel

Österreichs Sieger JJ setzt sich für einen Ausschluss Israels am ESC 2026 ein

 22.05.2025

Kunst

Verzweifelte Zwischenwesen

Das Berliner Bode-Museum zeigt Paul Klees Engel im Kontext von Kriegen

von Mirjam Vomberg  22.05.2025

Eurovision Song Contest

Stärker als gedacht

Kein Land der Welt steht so häufig am Pranger wie Israel. Doch kann es sein, dass der jüdische Staat abseits von Politik und Presse viel beliebter ist als angenommen?

von Nicole Dreyfus  22.05.2025

Kolumne

Von der Verheißung zum Manöver

»Sapad«, das russische Wort für Westen – Geschichte eines Bedeutungswandels vom Vorbild zum Feindbild

von Eugen El  21.05.2025

«Märzenschnee»

Auktion mit Pechstein-Gemälde aus Besitz von Walter Rathenau

Als Walter Rathenau 1909 eine Ausstellung besuchte, kaufte er ein Gemälde: »Märzenschnee« von Max Pechstein. Nun wird das Bild versteigert, das eine interessante Geschichte hat

 21.05.2025

Konzert

Nani Vazana ehrt Nina Simone in Frankfurt

Die israelisch-niederländische Sängerin ist auch für Songs auf Ladino, der Sprache ihrer sephardischen Vorfahren, bekannt

 21.05.2025

Programm

Termine und TV-Tipps

Termine und Tipps für den Zeitraum vom 22. Mai bis zum 29. Mai

 21.05.2025

Sachbuch

Studierende und die deutsch-israelische Diplomatie: »Reparationen kein Ersatz für Anerkennung«

In diesem Jahr wird die Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen Deutschland und Israel vor 60 Jahren gefeiert. Die Entwicklung hatte Vorläufer auch an Universitäten, wie ein neues Buch zeigt

von Leticia Witte  21.05.2025