Stadtplanung

Recht transparent

Das englische Wort »justice« kann sowohl »Justiz« als auch »Gerechtigkeit« bedeuten. In Jerusalem wird derzeit eine neue »City of Justice« gebaut. Ob es sich dabei lediglich um eine »Stadt der Justiz« handeln soll oder ob mit dem Großbauprojekt Israels Hauptstadt zur »Stadt der Gerechtigkeit« aufgewertet werden wird, muss die Arbeit des schweizerisch-israelischen Architekturbüros Studio PEZ erst noch zeigen.

Die Architekten, die hinter dem Kürzel stecken, sind Pedro Peña und Daniel Zarhy. Die beiden haben gerade den großen internationalen Architekturwettbewerb für das neue Justizzentrum gewonnen. Ihr Büro mit Filialen in Basel und Tel Aviv wurde erst 2011 gegründet. Peña und Zarhy hatten sich im berühmten Architekturbüro Herzog & De Meuron in Basel kennengelernt.

Bezalel Daniel Zarhy, der an der Tel Aviv University Architektur studiert hat, hatte zuvor bei Rem Koolhaas in Rotterdam gearbeitet und unterrichtet an der Bezalel-Akademie in Jerusalem. Sein Partner Pedro Peña hat in Sevilla Architektur studiert. Das Justizzentrum ist ihr erster großer gemeinsamer Auftrag. Ihre Architektur soll, sagen Peña und Zarhy, sowohl »überraschend und aufregend, als auch logisch und verantwortungsbewusst« sein.

Der Neubau folgt den Vorgaben des Masterplans für das »Entrance Quarter« von Jerusalem. Das 40.000 Quadratmeter große Gebäude-Konglomerat des neuen Justizzentrums in einem neu entstehenden Stadtviertel Jerusalems soll alle vorhandenen Justizeinrichtungen in sich beherbergen, von lokalen Instanzen bis zum Obersten Gericht des Landes. Die unterschiedlich großen Baumassen können phasenweise errichtet werden.

Über einem gemeinsamen Sockelgeschoss mit den öffentlichen Einrichtungen wachsen diverse Türme in die Höhe, um die einzelnen Gerichtshöfe voneinander getrennt zu halten. Jedes einzelne Gerichtsgebäude wird architektonisch leicht unterschiedlich gestaltet, sodass verschiedene bauliche Identitäten entstehen können. Die Aufteilung und Gliederung soll gestalterisch dem Eindruck eines großen monolithischen »Blocks« entgegenwirken. Die »City of Justice« soll zugleich einen gut sichtbaren städtischen Ankerpunkt bilden und dennoch dem menschlichen Maßstab genügen.

licht Im Sockel liegt eine zentrale »Straße«, die sich durch die gesamten unteren Geschosse zieht. Der dreigeschossige Sockel bildet eine fortlaufende Straßenfassade und soll transparent wirken. Neben dem Hauptfoyer wird er die verschiedenen Sekretariate der Gerichte, eine Bibliothek und Cafeteria enthalten. Die einfache Erschließung soll die Orientierung erleichtern.

Die zentrale »innere Straße« ist mit einem großen Ausschnitt aus der Baumasse verbunden, wo die Treppen und Fahrstühle gut sichtbar und im Tageslicht liegen. Sie trennt die Gerichtssäle von den Büros der Richter. Gefiltertes Tageslicht wird in jeden Gerichtssaal fallen können, und während Verhandlungspausen können Nutzer von einer der Dachterrassen aus einen Blick auf Jerusalem genießen.

Das offene und zugängliche Fundament soll den Bürgern die Angst vor dem Justizgebäude nehmen. Die Architektur soll überschaubar und auf das Wohl der Bürger ausgerichtet sein: »Das neue Jerusalemer Gerichtshaus ist ein einladendes Gebäude, das einen offenen und zugänglichen Ort für die Bürger erschafft und das sie nicht zu verurteilen wünscht, sondern vielmehr ihre Rechte zur Geltung bringen möchte«, so die Architekten.

Gesellschaft Das neue Justizzentrum soll nach den Vorstellungen von Peña und Zarhy für Jerusalem nicht nur von herausragender städtebaulicher Bedeutung sein, sondern auch politisch ein Ausdruck des Selbstverständnisses der israelischen Gesellschaft. Die Architekten gehen deshalb in ihrer Herleitung historisch weit zurück, wenn sie betonen, dass »schon im Römischen Reich ebenso wie in der jüdischen Tradition« das Gerichtsgebäude stets eng mit dem städtischen Kontext verbunden war.

Ihr betont einladendes, klares und uneinschüchterndes Gebäude soll zugänglich und offen wirken – es soll nicht für Bestrafung stehen, sondern für die Gleichheit vor dem Gesetz und als Ausdruck der Rechtsstaatlichkeit in Israel.

Vortrag

Über die antizionistische Dominanz in der Nahostforschung

Der amerikanische Historiker Jeffrey Herf hat im Rahmen der Herbstakademie des Tikvah-Instituts über die Situation der Universitäten nach dem 7. Oktober 2023 referiert. Eine Dokumentation seines Vortrags

 07.12.2025

Glosse

Die außerirdische Logik der Eurovision

Was würden wohl Aliens über die absurden Vorgänge rund um die Teilnahme des jüdischen Staates an dem Musikwettbewerb denken? Ein Gedankenexperiment

von Imanuel Marcus  07.12.2025

Los Angeles

Schaffer »visionärer Architektur«: Trauer um Frank Gehry

Der jüdische Architekt war einer der berühmtesten weltweit und schuf ikonische Gebäude unter anderem in Los Angeles, Düsseldorf und Weil am Rhein. Nach dem Tod von Frank Gehry nehmen Bewunderer Abschied

 07.12.2025

Aufgegabelt

Plätzchen mit Halva

Rezepte und Leckeres

 05.12.2025

Kulturkolumne

Bestseller sind Zeitverschwendung

Meine Lektüre-Empfehlung: Lesen Sie lieber Thomas Mann als Florian Illies!

von Ayala Goldmann  05.12.2025

TV-Tipp

»Eigentlich besitzen sie eine Katzenfarm« - Arte-Doku blickt zurück auf das Filmschaffen von Joel und Ethan Coen

Die Coen-Brüder haben das US-Kino geprägt und mit vielen Stars zusammengearbeitet. Eine Dokumentation versucht nun, das Geheimnis ihres Erfolges zu entschlüsseln - und stößt vor allem auf interessante Frauen

von Manfred Riepe  05.12.2025

Köln

Andrea Kiewel fürchtete in Israel um ihr Leben

Während des Krieges zwischen dem Iran und Israel saß Andrea Kiewel in Tel Aviv fest und verpasste ihr 25. Jubiläum beim »ZDF-Fernsehgarten«. Nun sprach sie darüber, wie sie diese Zeit erlebte

 05.12.2025

Genf

Entscheidung gefällt: Israel bleibt im Eurovision Song Contest

Eine Mehrheit der 56 Mitgliedsländer in der European Broadcasting Union stellte sich am Donnerstag gegen den Ausschluss Israels. Nun wollen Länder wie Irland, Spanien und die Niederlande den Musikwettbewerb boykottieren

von Michael Thaidigsmann  04.12.2025

Medien

»Die Kritik trifft mich, entbehrt aber jeder Grundlage«

Sophie von der Tann schwieg bislang zur scharfen Kritik. Doch jetzt reagiert die ARD-Journalistin auf die Vorwürfe

 04.12.2025