Musik

Rebell im Rentenalter

Lou Reed Foto: CC

Wenn die Meldung, die 2001 kurz durch die Medien geisterte, wahr gewesen wäre, würde Lou Reed an diesem Freitag nicht seinen 70. Geburtstag feiern. Der Musiker, hieß es damals, sei an einer Überdosis Heroin gestorben. Das war zwar eine Ente. Dass sie dennoch von vielen als glaubwürdig empfunden wurde, lag daran, dass Drogen für Lou Reed tatsächlich lange Zeit eine Rolle spielten, als Elemente eines auch in anderer Hinsicht selbstzerstörerischen Lebensstils.

Der hatte seine Wurzeln in der Kindheit des am 2. März 1942 in Long Island geborenen Sohns einer Familie, die ursprünglich Rabinowitz hieß. Die konservativen Eltern kamen mit ihrem aufsässigen Sohn nicht zurecht und ließen ihn mit Elektroschocks behandeln, auch um ihn von einer vermuteten Homosexualität zu »heilen«. In Songs wie »Kill Your Sons« hat Lou Reed später versucht, diese Erlebnisse zu verarbeiten.

avantgarde Musik war für Lewis Allan Reed, wie er laut Geburtsurkunde heißt, schon als Teenager der Weg, dem tristen Familienmilieu zu entfliehen. Später ging er nach New York und gründete dort 1965 mit John Cale die legendäre Band Velvet Underground, deren Gitarrist er war. Andy Warhol förderte die Gruppe, die zwar für echte kommerzielle Erfolge zu avantgardistisch war, aber in der Szene Maßstäbe setzte. 1972 verließ Reed die Band und begann eine Solokarriere mit Erfolgen wie »New York« und »Coney Island baby«, aber auch zahlreichen Flops, die ihn immer wieder in Verzweiflung stürzten.

Heute ist Lou Reed etwas, was er nie werden wollte: ein Stück Establishment der Musikkultur. 1996 wurde er in die Rock and Roll Hall of Fame aufgenommen; 2009 lud ihn sein Fan Vaclav Havel als Ehrengast zur Feier des 20. Jahrestags der »samtenen Revolution« nach Prag ein. Musik macht Lou Reed immer noch. Mit Metallica hat er vergangenes Jahr Frank Wedekinds »Lulu« vertont.

Und zum Geburtstag soll es auch ein Ständchen geben:
Perfect Day www.youtube.com/watch?v=Uri6LLCZVjgt

Hollywood

Ist Timothée Chalamet der neue Leonardo DiCaprio?

Er gilt aktuell als einer der gefragtesten Schauspieler. Seine Karriere weckt Erinnerungen an den Durchbruch des berühmten Hollywood-Stars - der ihm einen wegweisenden Rat mitgab

von Sabrina Szameitat  22.12.2025

Didaktik

Etwas weniger einseitig

Das Israel-Bild in deutschen Schulbüchern hat sich seit 2015 leicht verbessert. Doch der 7. Oktober bringt neue Herausforderungen

von Geneviève Hesse  22.12.2025

Meinung

Der Missbrauch von Anne Frank und die Liebe zu toten Juden

In einem Potsdamer Museum stellt der Maler Costantino Ciervo das jüdische Mädchen mit einer Kufiya dar. So wird aus einem Schoa-Opfer eine universelle Mahnfigur, die vor allem eines leisten soll: die moralische Anklage Israels

von Daniel Neumann  21.12.2025

Film

Spannend, sinnlich, anspruchsvoll: »Der Medicus 2«

Nach zwölf Jahren kommt nun die Fortsetzung des Weltbestsellers ins Kino

von Peter Claus  21.12.2025

Gastbeitrag

Liebe Kolleginnen und Kollegen, warum schweigt ihr?

Jan Grabowski fragt die deutschen Historiker, warum sie es unwidersprochen stehen lassen, wenn ein Holocaust-Experte für seine Forschungsarbeit diskreditiert wird

von Jan Grabowski  21.12.2025

In eigener Sache

Die Jüdische Allgemeine erhält den »Tacheles-Preis«

Werteinitiative: Die Zeitung steht für Klartext, ordnet ein, widerspricht und ist eine Quelle der Inspiration und des Mutes für die jüdische Gemeinschaft

 21.12.2025

Glosse

Das kleine Glück

Was unsere Autorin Andrea Kiewel mit den Produkten der Berliner Bäckerei »Zeit für Brot« in Tel Aviv vereint

von Andrea Kiewel  20.12.2025

Aufgegabelt

Apfel-Beignets

Rezept der Woche

von Katrin Richter  20.12.2025

Glosse

Der Rest der Welt

Ab jetzt nur noch mit Print-Abo oder Es gibt viele Gründe, auf 2026 anzustoßen

von Katrin Richter  20.12.2025