Fernsehen

Rache für den Holocaust? »Plan A« in der ARD

Foto: © Getaway Pictures

Es ist ein wenig bekanntes Kapitel der Nachkriegsgeschichte: Die Gruppe Nakam um den jüdischen Widerstandskämpfer Abba Kovner plante 1945 Vergeltung für den Holocaust. In mehreren deutschen Städten wollten sie mit Giftanschlägen Deutsche töten. »Sechs Millionen für sechs Millionen.«

Das top-besetzte Drama »Plan A« aus dem Jahr 2019 erzählt die Geschichte nach und zeigt die Verzweiflung der Schoa-Überlebenden - und dass der Frieden nach der Katastrophe des Holocaust keine Selbstverständlichkeit war und ist. Zu sehen ist der sorgsam recherchierte Film der Regisseure Doron Paz und Joav Paz am Sonntag um 23.35 Uhr in der ARD.

Verzweifelt und wütend Nach der Befreiung aus dem Konzentrationslager kehrt Max (August Diehl) zu seinem ehemaligen Wohnort zurück, er sucht seine Frau und sein Kind. Doch in seinem Haus wohnen jetzt andere: Clemens mit seiner Familie. Clemens hatte den Juden Max einst verraten. Max fühlt sich machtlos, verzweifelt, grenzenlos wütend.

Mit einem weiteren KZ-Überlebenden, Avraham (Yehuda Almagor) will er sich zu einem Flüchtlingscamp durchschlagen. Als sie unterwegs Konserven stehlen wollen, wird Max von einem Soldaten ertappt. Der ist aber kein Feind, sondern Mitglied der jüdischen Brigade innerhalb der britischen Armee.

Während Avraham, wie so viele Schoa-Überlebende damals, nach Palästina reist, will sich Max der jüdischen Brigade anschließen. Er hat inzwischen erfahren, dass seine Frau und sein Sohn ermordet worden sind. Max versucht Vertrauen bei den Mitgliedern der Brigade aufzubauen, von einer Namensliste ist die Rede. Max findet heraus, dass die Brigade Namen von NS-Tätern sammelt, um sie den Kriegsermittlern weiterzuleiten. Und er kriegt mit, wie Mitglieder der Brigade Selbstjustiz üben. Das Bedürfnis nach Vergeltung treibt sie an.

Radikales Vorgehen Als Max einen fliehenden Nationalsozialisten stellen will, wird er von diesem attackiert. Unvermittelt eilt ihm eine Frau zur Hilfe. Sie tötet den Angreifer. Anna (Sylvia Hoeks) gehört der Gruppe Nakam von Abba Kovner (Ishai Golan) an. Diese geht noch radikaler vor als die jüdische Brigade. Sie haben einen Rache-Plan: In mehreren großen Städten, darunter Berlin und Nürnberg, wollen sie das Trinkwasser vergiften und so viele Menschen töten, wie unter den Nazis Juden ermordet wurden.

Max schließt sich nun der Gruppe Nakam an - hin- und hergerissen zwischen dem eigenen Rachebedürfnis und dem Wunsch, den Giftanschlag, die gewaltige Tat, zu verhindern.

Die deutsch-britisch-israelische Koproduktion »Plan A«, die vor allem in Oberfranken und der Oberpfalz gedreht worden ist, überzeugt durch ihre große Intensität. Zum Schluss sind als Zeitzeugen ehemalige Nakam-Mitglieder zu sehen.

Der Film läuft am Sonntag um 23.35 Uhr in der ARD.

TV-Tipp

Sie ging über Leichen: Doku »Riefenstahl« zeigt eine überzeugte Nationalsozialistin

Das Erste zeigt Andres Veiels vielschichtigen Dokumentarfilm über Leben und Wirken von Hitlers Lieblingsregisseurin Leni Riefenstahl. Der Film geht auch der Frage nach, wie ihre Filme bis in die Gegenwart ausstrahlen

von Jens Hinrichsen  17.11.2025

TV-Tipp

»Unser jüdischer James Bond«

Die Arte-Doku »Der Jahrhundert-Spion« erzählt die schillernde Lebensgeschichte des Ex-CIA-Agenten Peter Sichel, der seinerzeit den Ausbruch des Kalten Kriegs beschleunigte

von Manfred Riepe  17.11.2025

Holzstörche zur Geburt in Niederösterreich. Noch immer werden neben den klassischen Namen viele biblische Namen den Kindern gegeben.

Statistik

Diese hebräischen Vornamen in Österreich sind am beliebtesten

Österreichische Eltern wählen gern Klassiker. Unter den Top Ten sind auch viele Namen biblischen Ursprungs

von Nicole Dreyfus  17.11.2025

Miss-Universe-Show

Miss Israel erhält Todesdrohungen nach angeblichem Seitenblick

Auch prominente Israelis sind immer öfter mit Judenhass konfrontiert. Diesmal trifft es Melanie Shiraz in Thailand

 17.11.2025

TV-Tipp

Ein Skandal ist ein Skandal

Arte widmet den 56 Jahre alten Schock-Roman von Philip Roth eine neue Doku

von Friederike Ostermeyer  17.11.2025

Jubiläum

Weltliteratur aus dem Exil: Vor 125 Jahren wurde Anna Seghers geboren

Ihre Romane über den Nationalsozialismus machten Anna Seghers weltberühmt. In ihrer westdeutschen Heimat galt die Schriftstellerin aus Mainz jedoch lange Zeit fast als Unperson, denn nach 1945 hatte sie sich bewusst für den Osten entschieden

von Karsten Packeiser  17.11.2025

Aufgegabelt

Noahs Eintopf

Rezepte und Leckeres

 16.11.2025

Kunst

Illustrationen und Israel-Hass

Wie sich Rama Duwaji, die zukünftige »First Lady von New York«, auf Social Media positioniert

von Jana Talke  13.11.2025

Kino

Zwischen »Oceans Eleven« und Houdini-Inszenierung

»Die Unfassbaren 3« von Ruben Fleischer ist eine rasante wie präzise choreografierte filmische Zaubershow

von Chris Schinke  13.11.2025