Der jüdische Hamburger Autor und Theaterregisseur Tobias Ginsburg hat eindringlich vor der rechtsextremen Reichsbürger-Szene gewarnt. Es handele sich »nicht nur um schrille Einzelfälle, sondern man hat es mit einer ernsten Gefahr zu tun«, sagte er am Freitag auf der Leipziger Buchmesse. »Die Vorstellung, wir Deutschen haben kein legitimes Land und sind Opfer einer internationalen Weltverschwörung – das ist die Basis für diesen gesamten politischen Wahn«, fügte er hinzu.
Ginsburg hat für sein Buch Die Reise ins Reich. Unter Reichsbürgern nach eigenen Angaben mehr als sechs Monate undercover in der Szene recherchiert. Das sei viel leichter gewesen als gedacht, sagte der Autor: »Ich bin mit offenen Armen empfangen worden.«
verfassungsschutz Reichsbürger leugnen die Existenz der Bundesrepublik und behaupten, das Deutsche Reich bestehe bis heute fort. Einige sind in rechtsextremistischen Gruppen engagiert. Der Verfassungsschutz beobachtet die Szene bundesweit.
Viele Aussagen von Reichsbürgern hörten sich zunächst kindlich
oder naiv an, sagte Ginsburg. Das Katastrophale an den
Verschwörungstheorien der Reichsbürger sei, dass an ihrem Anfang ein Realitätsboykott und ein Gefühl des Belogenseins ständen. Wer sich von Medizin, Politik und Presse belogen fühle, werde empfänglicher für andere Verschwörungstheorien, betonte er. »Und da wird man abgeholt von der rechten Szene«, warnte Ginsburg.
Die größte Gefahr für die Gesellschaft bestehe darin, »dass durch
populistische Parteien wie die AfD solche Verschwörungstheorien hoffähig werden«, erklärte Ginsburg. »Teile der AfD und der Reichsbürgerbewegung sind identisch«, betonte der Autor. epd