Während hierzulande der Name Pee-wee Herman größtenteils Achselzucken auslöst, dürfte er in den USA allen, die in den 80er-Jahren jung waren, noch sehr geläufig sein. Dass ihm nun mit Pee-Wee privat – Amerikas Kultfigur im Porträt gleich ein zweiteiliger Dokumentarfilm gewidmet ist, scheint in Zeiten, in denen die Generation-X-Nostalgie ungebrochen boomt, kein Wunder.
Die infantile Kunstfigur – ein rotzfrecher wie unschuldiger Junge, verkörpert von einem Erwachsenen – nahm ihren Anfang auf Comedy-Bühnen, bevor der Sprung auf die Kinoleinwand gelang und schließlich die preisgekrönte Kindersendung Pee-Wee’s Playhouse folgte.
Es ist eine skurrile, in der Performance-Kunst der Hippie-Zeit verwurzelte Erfolgsgeschichte, die Regisseur Matt Wolf da nachzeichnet. Doch natürlich ist der Dreistünder auch ein Porträt des Mannes hinter Pee-wee: der Schauspieler Paul Reubens, 1952 geborener Sohn von Milton Rubenfeld, der wiederum als Spross einer orthodoxen Familie 1948 einer von fünf jüdisch-amerikanischen Piloten im Einsatz für Israel war.
Viele Jahre versteckte sich Paul Reubens komplett hinter seiner Schöpfung, auch um seine Identität als schwuler Mann zu verbergen.
Viele Jahre versteckte sich Reubens komplett hinter seiner Schöpfung, auch um seine Identität als schwuler Mann zu verbergen – eine Gratwanderung in vielerlei Hinsicht. Es ist faszinierend zu beobachten, wie Reubens selbst Jahrzehnte später noch im Rückblick eifersüchtig zu sein scheint auf Pee-wee, dessen Name – anders als der eigene – auf dem Stern auf Hollywoods »Walk of Fame« prangt.
Zu sehen, wie Reubens immer wieder den offenen Umgang mit seinen Erinnerungen hinterfragt und dem Regisseur Steine in den Weg legt, macht den großen Reiz von Pee-Wee privat aus. Nicht zuletzt im zweiten Teil, wenn die beiden Skandale thematisiert werden, die Reubens’ Karriere lange Jahre aushebelten: 1991 wurde er beim Masturbieren in einem Pornokino festgenommen, zehn Jahre später stand fälschlicherweise der Vorwurf des Besitzes von Kinderpornografie im Raum, als bei einer Razzia seine Sammlung historischer Erotika beschlagnahmt wurde.
Der Schmerz, den diese Erfahrungen hinterließen, prägt diesen Film auf berührende Weise. Doch es ist die respekt- und verständnisvolle Verneigung vor einem eigenwilligen Künstler, den aller Bekanntheit zum Trotz kaum jemand wirklich zu kennen schien, die Pee-Wee privat zum Ereignis macht.
Ab dem 7. November bei Sky & Wow