Zahnmedizin

Paste statt OP

Parodontitis kann zu Zahnverlust führen. Foto: Getty Images

»Damit Sie auch morgen noch kraftvoll zubeißen können« – lautete ein TV-Werbeslogan für Zahnpasta, mit dem in Deutschland Generationen groß wurden. Denn genau das ist alles andere als eine Selbstverständlichkeit. Laut Bundesärztekammer sind allein in Deutschland rund 35 Millionen Menschen von einer Gingivitis – so der Fachbegriff für Zahnfleischentzündung – betroffen. Anzeichen dafür sind unter anderem eine leichte Rötung sowie häufiges Bluten beim Zähneputzen. Schnell kann daraus eine handfeste Paro­dontitis werden. Das Zahnfleisch bildet sich zurück, was im schlimmsten Fall zum Verlust von Zähnen führt.

Diesen Prozess umzukehren, das hat sich das Team von BioChange, einem 2017 gegründeten Start-up aus dem nordisraelischen Yokneam Illit, zum Ziel gesetzt. Denn zu den Behandlungsmethoden bei einer fortgeschrittenen Parodontitis gehörten bis dato vor allem unangenehme chirurgische Eingriffe zur Verkleinerung der »Taschen«, die sich zwischen Zahnfleisch und Zähnen bilden, Weichgewebe- oder Knochentransplantationen, falls der Kiefer bereits Schaden genommen hat. Das wollen die Israelis jetzt ändern.

bio-implantat Sie haben eine Art Schaum auf der Basis von Proteinen entwickelt, der das zahntragende Gewebe dazu anregen soll, sich zurückzubilden. Als Bio-Implantat wird dieser in das Gewebe injiziert. So kann ein Reparaturmechanismus durch die körpereigenen Zellen getriggert werden, der zu einem regenerierten und damit gesunden Gewebe führt. Das Implantat selbst wird irgendwann vom Körper absorbiert.

Nur die Zutaten klingen nicht ganz koscher. Denn zum Einsatz kommt medizinische Schweinegelatine, die durch Transglutaminase, einem Enzym, das in fast allen höheren Organismen anzutreffen ist und bei der Herstellung von Fleisch- oder Milchprodukten verwendet wird, zu einem porösen Gerüst vernetzt ist. Scaffold-Technologie nennt sich das Prozedere.

Die Israelis gaben ihrem Schaum den Namen ReGum. Erfolgreich getestet wurde er nun von einem polnisch-slowenisch-dänischen Veterinärteam an Hunden, das seine Ergebnisse gerade in der Fachzeitschrift »Frontiers in Veterinary Science« veröffentlicht hat. »Parodontitis ist auch bei Hunden eine der häufigsten oralen Erkrankungen«, so Ana Nemec, Leiterin der klinischen Studie. »Dennoch gibt es keine wirksame Behandlungsoption, sobald aus der Gingivitis eine Parodontitis geworden ist.« ReGum dagegen hätte schon nach drei Monaten positive Resultate erzielt. Zudem erhöhen sich die Chancen, keine Zähne ziehen zu müssen.

WEITERENTWICKLUNG Jetzt soll der Schaum weiterentwickelt werden. In zwei oder drei Jahren strebt man die behördliche Zulassung für den Einsatz von ReGum bei Menschen an. »Wir sind sehr ermutigt durch die Ergebnisse der Studie der Veterinärmediziner«, erklärt Ishay Attar. »Das komplexe, aus vier verschiedenen Typen bestehende parodontale Gewebe, das den Zahn stützt, konnte erfolgreich regeneriert werden«, so der Gründer und Geschäftsführer von BioChange. »Kein anderes Produkt ist in der Lage, solche Ergebnisse in Bezug auf Sicherheit und Wirksamkeit zu erzielen.«

Attar betont, dass der von BioChange konzipierte Schaum das Ergebnis einer langjährigen Forschung sei, mit der das Unternehmen eine ganze Palette von Produkten entwickelt habe, die auf eine Regeneration von Gewebestrukturen hinauslaufen. »Aktuell verkauft unser Unternehmen Lösungen für den Veterinär- oder, Forschungsmarkt, hat sich aber vorgenommen, im Jahr 2023 seine erste klinische Studie in der ästhetischen Dermatologie zu beginnen.«

Attar selbst, Absolvent von Israels renommiertem Technion in Haifa, gilt als »Serien-Unternehmer«. Bereits 2016 hatte er unter anderem OutSense gegründet, ein Medtech-Start-up, das ein Screening-Verfahren zur Erkennung von Darmkrebs entwickeln konnte, für das nur ein Sensor an einer Standardtoilette angebracht werden muss.

Andrea Kiewel

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