Konferenz

Parkinson und Menschenrechte

Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier kam dann doch nicht zur Eröffnungsveranstaltung ins Hotel Waldorf Astoria. Eigentlich hatte er dort ein Grußwort sprechen sollen, wegen der Affäre Böhmermann war er allerdings anderweitig beschäftigt. So musste die 9. Europäische Konferenz der Hebräischen Universität Jerusalem ohne ihn stattfinden.

Alle zwei Jahre wird diese Konferenz in einer anderen europäischen Metropole abgehalten, dieses Jahr erstmals in Berlin. Damit will die 1925 gegründete Hebräische Universität (HUJ) zeigen, wie wichtig ihr die Zusammenarbeit mit europäischen Hochschulen und Forschungseinrichtungen ist und welche wissenschaftlichen Durchbrüche ihr in Kooperation mit ihren europäischen Partnern gelungen sind und noch gelingen sollen.

Nanomedizin Unter dem Motto »Explorers of Knowledge for the Benefit of Humanity« stellten Wissenschaftler der Hebräischen Universität – gemeinsam mit ihren europäischen Kooperationspartnern – am vergangenen Wochenende in Vorträgen neueste Ergebnisse aus ihren Forschungsschwerpunkten vor. Unter den Oberbegriffen »Heal the World«, »Feed the World« und »Innovate for Progress« ging es um so unterschiedliche Themen wie den Einsatz der Nanomedizin in der Krebstherapie, Ernährungssicherheit, Multikulturalismus, die Rolle der Hirnforschung bei der Bekämpfung von Alzheimer oder Parkinson und die Rettung der Honigbienen.

Universitätspräsident Menachem Ben-Sasson machte darauf aufmerksam, wie wichtig Kooperation ist – für beide Seiten. Immerhin sei Israel das einzige außereuropäische Land, das an dem EU-Förderprogramm für Forschung und Innovation »Horizont 2020« teilnehme. Es habe, so Ben-Sasson, in Israel durchaus eine Debatte darüber gegeben, ob man angesichts der oft fragwürdigen Politik der Europäischen Union gegenüber dem jüdischen Staat an diesem Programm teilnehmen solle. Forscher, vor allem solche der Hebräischen Universität, hätten die Politik letztendlich davon überzeugt. Das sei, ist sich Ben-Sasson sicher, letztlich auch ein deutliches Zeichen gegen die internationale Boykottbewegung.

finanzierung Ein Beispiel für erfolgreiche deutsch-israelische Kooperation ist das PhD-Programm »Human Rights under Pressure« der HUJ und der Freien Universität Berlin, das deren Leiter Tomer Broude und Klaus Hoffmann dem Publikum in Berlin vorstellten.

Finanziert von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und der Jerusalemer Einstein Foundation, sollen sich bis 2019 jeweils 20 Doktoranden aus beiden Ländern und den Fachbereichen Sozialwissenschaft, Jura, Philosophie und Politologie mit den Herausforderungen für die Menschenrechte beschäftigen, die sich aus der Globalisierung, ökologischen Krisen, Migrationsbewegungen und Asylpolitik, ethnischen Konflikten, Terrorismus und Terrorbekämpfung, Militarisierung und anderen Entwicklungen ergeben.

Evolution Eines der profiliertesten internationalen Forschungsprojekte, an dem auch die Hebräische Universität beteiligt ist, ist sicherlich das »Blue Brain Project« des Lausanner Hirnforschers Henry Markram, das zum Ziel hat, eine digitale Kopie des menschlichen Gehirns zu erstellen, um die Funktionsweise dieses Organs endlich vollständig zu verstehen. Gemeinsam mit seinem Jerusalemer Mentor und Kollegen Idan Segev, mit dem er seit 25 Jahren zusammenarbeitet, berichtete Markram von den bisherigen Fortschritten: Ein stecknadelgroßer Abschnitt des Neokortex einer Ratte wurde bereits im Computer nachgebaut.

Bis zu einer Simulation des menschlichen Gehirns ist es also wohl noch ein weiter Weg. Dabei geht es, wie Idan Segev erklärte, zwar auch darum, Krankheiten wie Alzheimer und Parkinson irgendwann heilen zu können. Jedoch um noch viel mehr: nämlich darum, zu verstehen, warum der Mensch, dessen Gehirn sich seit 200.000 Jahren biologisch nicht verändert hat, als einzige Spezies dazu in der Lage war, eine »kulturelle Evolution« zu durchlaufen, also Kunst, Schriftsprache, Religion, Philosophie und Wissenschaft hervorzubringen.

Andrea Kiewel

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